Hexenholz aus KastorDiese Hexenhäuschen sind „made in Oberberg“

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Immer etwas schief und skurril sind die kleinen Holzhäuser aus der Werkstatt des Zwei-Mann-Unternehmens „Hexenholz“.

Immer etwas schief und skurril sind die kleinen Holzhäuser aus der Werkstatt des Zwei-Mann-Unternehmens „Hexenholz“.

Kastor – Große Träume dauern manchmal etwas länger, manchmal sogar ein ganzes Berufsleben. Eigentlich hat Erich Eischeid Metall gelernt, heute aber macht er in Holz. Denn in seinem Ruhestand hat der 67-Jährige ein neues Unternehmen begonnen und den Traumberuf gefunden: Unter dem Namen „Hexenholz“ baut Eischeid in der kleinen Engelskirchener Ortschaft Kastor schiefe, aber stabile Holzhäuser. „Als gelernter Werkzeugmacher ist mir der Wechsel von der Technik nicht schwer gefallen“, erklärt Eischeid, der nach seiner Lehre noch ein Elektro-Studium absolviert, als Büromaschinen-Mechaniker und zuletzt als Vertreter für medizinische Geräte gearbeitet hat.

Termine

Wer die Holzhäuser von Erich Eischeid und Jeff Collins sehen will, der findet sie hier:

1. und 2. September: Ründeroth – „Sommerzauber“.

2. September: Schloss Homburg in Nümbrecht – „Bergischer Landschaftstag“

14. und 15. September: Drolshagen – Bauernmarkt

Fast zehn Jahre ist es her, als sich Ehefrau Andrea ein rotes Häuschen für das mehr als 5000 Quadratmeter große Gartengrundstück in Kastor von ihm gewünscht hat. Doch woher nehmen, wenn der Baumarkt keins zu bieten hat? „Selbermachen“, war Erich Eischeids Devise, und er zimmerte los. Das Dach mit schräger Gaube ist danach prompt sein Markenzeichen geworden. Und auch wenn es damals nicht so aussah: Das erste Haus steht heute noch stabil im Grünen. „Dadurch, dass sich die beiden Dachseiten in einem bestimmten Winkel abstoßen und nach außen wachsen, finden sie Halt“, beschreibt Eischeid seine skurrile Konstruktion.

Eine Grundfläche von zehn Quadratmetern und eine Höhe von 3,60 Metern erreichen seine Bauwerke höchstens: Für jedes größere Maß müsste der Auftraggeber eine Baugenehmigung einholen, sagt der Fachmann. Am liebsten arbeitet er mit Douglasie – ein Holz, das um 1900 nach Europa gekommen und hierzulande nun endlich erntereif sei. Das sorge für eine Schwemme auf dem Markt und senke die Preise, schildert Eischeid, dem die Freude seiner Kunden stets der schönste Lohn ist. Die Preise für seine Häuser seien hoch, lägen aber deutlich unter denen in vergleichbarer Qualität im Handel. Mit Jeff Collins (55) hat der Unternehmer den richtigen Partner gefunden. Gemeinsam reisen sie zu Gartenausstellungen in ganz Nordrhein-Westfalen. „Den Leuten gefällt, was wir machen. Und das freut uns“, sagt Eischeid bescheiden. An seinen Häusern ist jedes Brett Handarbeit. Keinen einzigen Nagel gibt es, alles wird verschraubt. „Nägel zerstören“, begründet Eischeid dies. Auch bleiben die Bauten so mobil. In sieben oder acht Elemente zerlegt, finden sie den Weg zum Kunden.

Auf dem großen Grundstück der Eheleute Eischeid steht heute noch das erste Hexenhaus, mit dem alles begonnen hat.

Auf dem großen Grundstück der Eheleute Eischeid steht heute noch das erste Hexenhaus, mit dem alles begonnen hat.

Drei bis vier Wochen werkeln die beiden Männer an einem solchen Haus, in das später Spiel- und Gartengeräte ebenso einziehen wie eine Sauna. Andere Liebhaber richten sich darin derweil eine urige Stube ein. Auch „oberbergische Strandkörbe“ fertigt das Duo: Diesen Häusern fehlt die Front. Sie sind vorne offen, eine ausladende Bank bietet unter der Gaube einen lauschigen Platz für Momente zu zweit.

Warum aber hat Erich Eischeid eine Ausbildung zum Werkzeugbauer absolviert und ist nach der Schule nicht gleich auf den Holzweg eingebogen? „Mein zwei Jahre älterer Bruder wurde damals Schreiner – und ich wollte mich nicht das ganze Berufsleben an ihm messen lassen“, erklärt der gebürtige Looper den späten Einstieg in den Traumberuf, der für ihn aber Hobby und Bastelei ist. Die Liebe zum Holz komme übrigens von der Liebe zur Natur, ergänzt Eischeid. Als Kind habe er so gut wie jeden Tag draußen verbracht.

Der Akkuschrauber kommt oft, der Hammer fast nie zum Einsatz: Erich Eischeid will das Holz nicht mit Nägeln zerstören.

Der Akkuschrauber kommt oft, der Hammer fast nie zum Einsatz: Erich Eischeid will das Holz nicht mit Nägeln zerstören.

Kein Wunder also, dass er auch noch als Natur- und Landschaftsführer unterwegs ist. Die Liebe zur Natur wiederum weckte einst Eischeids Interesse für die Geschichte der Hexen: „Sie waren besondere Frauen, die ohne Ehemänner klarkommen mussten und dafür besondere Fähigkeiten, Heilkräfte zum Beispiel, entwickelten“, führt der Handwerker aus. Und weil sie sich ohne männliche Hilfe meist auch ein Heim schaffen mussten, sei so manches Haus und so manche Hütte eben nicht nach Norm ausgefallen. „Das hat mir gefallen“, verrät Erich Eischeid, der selbst gern auf den rechten Winkel verzichtet.

Eine Internetseite gibt es nicht. Erich Eischeid ist zu erreichen unter  0151/22 05 65 86.

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