Löschfahrzeug „Panther“Bei Notfällen ist dieser Looper zur Stelle

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Als Wehrmann arbeitet Hans-Jürgen Berresheim aus Engelskirchen-Loope am Flughafen Köln-Bonn.

Als Wehrmann arbeitet Hans-Jürgen Berresheim aus Engelskirchen-Loope am Flughafen Köln-Bonn.

Wahn/Engelskirchen – Alpha, Delta, Tango. Grün! Dies ist der Startschuss für eine wilde Fahrt. Hans-Jürgen Berresheim tritt kräftig aufs Gaspedal, beschleunigt 44 Tonnen auf ihre Höchstgeschwindigkeit von 135 Kilometern in der Stunde. Das Fahrzeug rast an Start- und Landebahnen vorbei. Und im Cockpit ist festhalten angesagt, das Tempo drückt den Körper fest in den Sitz. Und legt sich der Panther in die Kurve, trägt ein Knie schnell blaue Flecken davon. Berresheim arbeitet als Unterbrandmeister bei der Feuerwehr am Flughafen Köln-Bonn und bedient dort auch die vier riesigen Flugfeldlöschfahrzeuge, Typ „Panther“.

So eben auch an diesem Morgen: Das Kommando „Alpha – Delta – Tango“ beschreibt die Strecke, die der 56-Jährige aus Engelskirchen-Loope einschlagen möchte. „Grün“ bedeutet im Flughafenfunker-Deutsch „Ja“, „Geht in Ordnung“, „Ist erlaubt“. Oder auch: Kann losgehen. „Diese Testfahrten machen wir täglich“, sagt Berresheim. „An den Wochenenden, wenn hier weniger los ist und es der Flugbetrieb zulässt, fahren wir sogar mit allen vier Panthern gleichzeitig.“

Im Ernstfall beim Absturz am Flughafen vor Ort

Abseits des Flugfeldes drückt der Wehrmann auf bunte Knöpfe, reduziert die Kraft des Panthers von 1400 PS auf die Hälfte und drosselt das Tempo. Sekundenschnell, aber sanft kommt der Koloss zum Stehen – und Wasser schießt aus dem Dachwerfer, auch gibt Berresheim eine ordentliche Portion Löschschaum dazu. „Pulver lasse ich aber sein, sonst bekomme ich Schimpfe vom Tower.“ Für Einsätze mit diesem Flugfeldlöschfahrzeug hat der Looper eine Spezialeinweisung bekommen, auch hat er natürlich den Lastwagenführerschein gemacht.

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Der Berufsfeuerwehrmann Berresheim fährt am Flughafen Köln-Bonn auch das Löschfahrzeug „Panther“.

Der Berufsfeuerwehrmann Berresheim fährt am Flughafen Köln-Bonn auch das Löschfahrzeug „Panther“.

Droht eine Maschine abzustürzen oder hat es einen Unfall auf dem Flugfeld gegeben, sind Berresheim und seine Kollegen mit den Panthern zur Stelle, um einzugreifen. „Solche Einsätze sind zum Glück die Ausnahme, wir rücken meist zur Vorsicht aus und werden vorbereitend alarmiert – etwa, wenn ein Fahrwerk an einem Flugzeug heiß gelaufen ist oder sich Kerosin in einem Triebwerk gesammelt hat.“ Ölspuren hier und dort oder die Rettung von Menschen, die in einem Fahrstuhl feststecken, seien ebenso Alltag.

Looper: Erinnerung an Absturz von Kleinmaschine vor Jahren

Berresheim erinnert sich jedoch an den Absturz einer Kleinmaschine mit vier Personen vor etlichen Jahren. „Der ist glimpflich ausgegangen, niemand ist zu Schaden gekommen.“ Auch zu einem Feuer im Hafen von Köln-Deutz ist ein Panther gefahren. Und als im April 2020 der Wald bei Gummersbach-Strombach in Flammen steht, schicken die Kollegen von der Bundeswehr am benachbarten Militärflughafen in Köln-Wahn zwei Flugfeld-Löschfahrzeuge, eines ist ein Panther.

Acht Räder, acht Antriebe

Das ist der Panther

Die Feuerwehr am Flughafen Köln-Bonn verfügt über vier Flugfeld-Löschfahrzeuge des Spezialfahrzeug-Herstellers Rosenbauer mit Sitz in Leonding, Österreich. Das Modell „Panther“, Baujahr 2015, hat acht Räder und damit auch acht Antriebe. Unter der Haube arbeiten zwei Volvo-Motoren mit einer Gesamtleistung von 1400 PS. Die Flughafen-Wehr hat sich für eine kleinere Version mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 44 Tonnen entschieden.

Diese ist fast zwölf Meter lang, drei Meter breit und 3,65 Meter hoch. Betankt ist der Panther mit 12 500 Litern Wasser sowie 1500 Litern Schaum, hinzukommen 250 Kilogramm Löschpulver. Im Einsatz kann das Fahrzeug über den Dachwerfer 6000 Liter Wasser in einer Minute „abfeuern“, über den Frontwerfer zudem 1200 Liter. Am Chassis befinden sich Düsen, die ebenfalls Schaum abgeben und einen Teppich erzeugen. Dieser schützt den Panther und seine Besatzung davor, dass der Wagen erhitzt oder Feuer fängt.

Zur besonderen Ausstattung der Wehr gehören weiterhin eine mobile, ebenso feuerwehrrote Gangway – für den Fall, dass ein Flieger doch mal übers Ziel hinausschießt – sowie eine kleine Kehrmaschine, die aber Flüssigkeiten aufsaugt. (höh)

Hans-Jürgen Berresheim, von den Kameraden Berri genannt, ist aber nicht nur im Beruf Feuerwehrmann, er ist es auch in der Freizeit: Bald wird ihn die Freiwillige Feuerwehr in seiner Heimatgemeinde Engelskirchen auszeichnen. „Da bin ich seit 40 Jahren dabei, zurzeit im Löschzug Loope“, schildert der gelernte Dachdecker. In Loope hat er es bereits bis zum Brandinspektor geschafft. „Feuerwehr liegt mir im Blut, dafür schlägt mein Herz – ich wollte nie etwas Anderes.“

Berresheim: Ursprünglich Dachdeckerausbildung

So beginnt der Dachdecker-Geselle nach drei Jahren im Handwerk, einer Dienstzeit von weiteren drei Jahren bei der Bundeswehr und zwei Jahren erneut als Dachdecker am 1. August 1993 eine Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann am Flughafen Köln-Bonn – nachdem ihm der damalige Chef, Karl-Heinz Schommartz, alles gezeigt hat.

Gereinigt wird das schwere und lange Fahrzeug mit einer mobilen Waschanlage.

Gereinigt wird das schwere und lange Fahrzeug mit einer mobilen Waschanlage.

Begeistern muss er ihn indes nicht. „Ich war längst Feuer und Flamme – ich hätte aber auch bei der Bundeswehr bleiben und da an Panzern schrauben können“, blickt Berresheim zurück. Große Fahrzeuge sind eben sein Ding, die zweite große Leidenschaft neben der Wehr. Berresheim ist verheiratet, hat zwei Kinder und drei Enkel. „Feuerwehr musst du leben – auch als Ehepaar, sonst funktioniert das nicht“, sagt er mit Blick auf die 24-Stunden-Schichten: Der reguläre Dienst endet um 16.30 Uhr, danach ist Bereitschaft. Berresheim und seine Kollegen tummeln sich dann auf dem Gelände, gerade bauen sie sich ein Spielfeld für Beachvolleyball. „Viel Sport gehört hier jeden Tag dazu.“

Wache im Hochsicherheitsgebiet des Flughafens

150 Kräfte zählt die 1958 gegründete Flughafen-Wehr mit drei Abteilungen heute, immer 29 arbeiten in einer Schicht. Und jüngst sind viele junge Leute hinzugestoßen. Sie haben ihren Arbeitsplatz in einer Wache, die mitten im Hochsicherheitsgebiet des Flughafens steht, noch weit hinter den mächtigen Lagern und Hallen der Logistikunternehmen wie etwa UPS und hinter zwei Kontrollposten. Am ersten ist es immer so wie für jeden Fluggast: Ausweise vorlegen, Taschen leeren, das Handgepäck aufs Rollband, durch den Metalldetektor laufen.

Disponent Thomas Lauszus aus Engelskirchen hat in der Leitstelle seinen Arbeitsplatz.

Disponent Thomas Lauszus aus Engelskirchen hat in der Leitstelle seinen Arbeitsplatz.

Im Team arbeiten etliche Oberberger – „viele waschechte und einige hinzugezogene“, verrät Disponent Thomas Lauszus aus Engelskirchen in der Leitstelle und nickt vor den großen Bildschirmen seinem Kollegen Ralf Wirtz zu: „Und der da, der macht wenigstens Urlaub bei uns auf dem Campingplatz.“

Feuerwehrchef: „Wir sind immer am Puls der Zeit“

Die meisten Aufgaben der Airport-Wehr liegen im Bereich der Prävention, so werden etwa alle Feuerlöscher des Flughafens von externen Beschäftigen in einer Werkstatt der Wache gewartet. „Wenn irgendwo auf der Welt etwas passiert, dann sind wir bei den Ersten, die rasch eingebunden werden, und sofort in Bereitschaft, um einzugreifen“, erklärt Feuerwehrchef Lars Drewes (53) aus Leverkusen. „Wir sind immer am Puls der Zeit.“ Auch er war sofort fasziniert von der Arbeit auf dem Flughafen: „Der ist eine Welt für sich – nicht nur wegen des Flugbetriebs, sondern auch wegen der vielfältigen Aufgaben, die wir hier erledigen.“

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In nicht mal drei Jahren ist da für Hans-Jürgen Berresheim Schluss: Mit 60 beginnt für Berri die Ruhephase vor der Rente, ein jüngerer Kollege bändigt dann den Panther. Seine Berufswahl habe er zu keiner Zeit bereut, versichert der Looper. Und seine Begeisterung sei die von damals. Nur eines habe sich geändert: „Ich schaue heute nicht mehr jedem Flieger hinterher.“

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