Nach Sensationsfund bei RünderothSo sieht die größte Höhle des Rheinlands aus

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Der Fund ist eine Sensation

Der Fund ist eine Sensation

  • Gar nicht weit entfernt von der schon lange bekannten Aggertalhöhle erstreckt sie das Riesensystem
  • Das volle Ausmaß des Fundes, der als „Jahrhundertentdeckung“ gefeiert wird, ist noch gar nicht überschaubar
  • Wir zeigen Bilder aus dem Inneren und sprechen mit Experten

Engelskirchen-Ründeroth – Sie ist mehrere Millionen Jahre alt und war von Menschen völlig unberührt: Forscher des Arbeitskreises Kluterthöhle aus Ennepetal haben in Ründeroth eine Höhle entdeckt, die der Engelskirchener Bürgermeister Dr. Gero Karthaus als „Jahrhundertentdeckung für das Bergische Land“ bezeichnet.

Gar nicht weit entfernt von der schon lange bekannten Aggertalhöhle, die besichtigt werden kann, erstreckt sich tief unten im Ründerother Mühlenberg ein Höhlensystem, dessen ganzes Ausmaß die Forscher noch gar nicht abschätzen können.

Stefan Voigt, Vorsitzender des Vereins Kluterthöhle und erster Forscher in der Höhle, schilderte am Donnerstag begeistert den Moment des Ersteinstiegs am vorvergangenen Samstag. 15 Meter tief seilte er sich ab, nach rund fünf Metern öffnete sich der enge Schacht flaschenförmig, berichtet er. Was da unten auf ihn und seine Kollegen wartete, gleiche einer Sensation.

„Wir sind zweieinhalb Stunden durch das Höhlensystem gegangen und mussten nicht einmal Blöcke aus dem Weg räumen“, schilderte der 56-Jährige. „Wir waren total überrascht, so tolle Wandelgänge zu finden.“ Insgesamt seien die Höhlenforscher, die eng mit der Universität Bochum zusammenarbeiten und sofort mit der Vermessung begonnen haben, Gänge von einer Gesamtlänge von rund einem Kilometer abgelaufen – „vorsichtig geschätzt“, so Voigt, der die Entdeckung als eine der größten seines Forscherlebens bezeichnet.

Stolz auf die Unterwelt

Korallen, Tropfsteine und „unheimlich viele Knöpfchensinter“ harren ihrer Entdeckung. Diese Höhle, da ist sich Voigt sicher, wird sich auch für die Wissenschaft als Schatzkästchen erweisen. Überhaupt ist er zuversichtlich, dass da noch mehr Entdeckungen warten: „Ich glaube, was wir bisher gesehen haben, ist erst die Besenkammer“, scherzte der Westfale.

Dass dort im Mühlenberg Spannendes verborgen liegen könnte, war mehr als nur eine Ahnung. „Den Berg hatten wir schon seit Jahrzehnten im Fokus“, sagt Voigt.

Und Bürgermeister Dr. Karthaus erinnert an länger zurück liegende Untersuchungen am plätschernden Walbach, dessen Verlauf man mit gefärbtem Wasser auf die Spur kommen wollte, weil er an mehreren Stellen einfach im Boden verschwindet. Karthaus: „Wir wussten: Der Mühlenberg muss löchrig sein.“ Zumal beim Erschließen des benachbarten Baugebietes entlang der heutigen Herderstraße mehrere Spalten in der Böschung sichtbar wurden.

„Aus einer dieser Spalten kam an eiskalten Wintertagen ein warmer Luftzug“, sagt Karthaus. Insofern kann man bei dieser Entdeckung nicht von einem Zufallsfund sprechen. Nur, dass es sich gleich um die wohl längste Höhle des Rheinlands und eine der größten Höhlen in ganz Nordrhein-Westfalen handelt, damit hatte niemand gerechnet.

Für die Öffentlichkeit wird die neue Höhle nicht zugänglich gemacht. Nicht weit entfernt gibt es mit der Aggertal-Höhle bereits eine Schauhöhle, die besichtigt werden kann. Vermessung und Erforschung der neuen Höhle werden ohnehin Jahre in Anspruch nehmen. Als Geo- und Biotop sei der Fund kaum hoch genug einzuschätzen, so Voigt.

Jetzt, sagt Karthaus, sei er einer der wenigen Bürgermeister, die stolz sein könnten auf ihre Unterwelt.

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