Fragen und AntwortenErstmals kommen zwei neue IHK-Vizepräsidenten aus Oberberg

Lesezeit 4 Minuten
Hendrik Pilatzki 

Hendrik Pilatzki 

  • Mit Hendrik Pilatzki und Sven Gebhard hat Oberberg erstmals gleich zwei IHK-Vizepräsidenten.
  • Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem neuen Oberberger Duo für die IHK Köln.

Oberberg – Erstmals kommen zwei Vizepräsidenten der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Köln aus dem Oberbergischen: Das ist das historische Ergebnis einer überraschend verlaufenen Wahl in der Vollversammlung am Dienstagabend. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Wahl von Hendrik Pilatzki (August Jaeger Nachf., Ründeroth) und Sven Gebhard (GC-heat, Waldbröl).

Wie kam es zu der Wahl von zwei Oberbergern ins IHK-Präsidium?

Wie die gesamte IHK-Wahl stand auch die der Vizepräsidenten im Zeichen der Konkurrenz zwischen der bisherigen Führung um den Präsidenten Werner Görg und der „New Kammer“-Initiative um Nicole Grünewald. Zu „New Kammer“ hatte sich auch der 42-jährige Pilatzki schon vor der Wahl bekannt. „Es ging mir immer darum, dass die IHK in einer Zeit, in der sie von den Unternehmen in der Digitalisierung schnelle Veränderungen fordert, auch selbst als Dienstleister ihre Veränderbarkeit unter Beweis stellt.“

Außerdem seien ihm als Mann aus der Region die Entscheidungen in der Vergangenheit zu „Köln zentriert“ ausgefallen. Dazu gehört für Pilatzki vor allem, dass sich die IHK aus seiner Sicht zu viel mit sich selbst und ihrem künftigen Zuhause beschäftigt habe: „Allein durch die permanent diskutierte Baufrage ist ein Machtvakuum hinsichtlich der wichtigen Sachthemen entstanden.“

Will „New Kammer“ alles anders machen, die IHK eventuell sogar ganz abschaffen?

„Ich weiß gar nicht, wo die Antipathie herkommt, die hinter diesem Vorwurf steckt“, sagt Pilatzki. Er sei Mitglied der Beratenden Versammlung Oberberg, mehr als zehn Jahre bei den Wirtschaftsjunioren und seit über 15 Jahren Vorsitzender des Prüfungsausschusses für Groß- und Außenhandelskaufleute: „Ich bin sowas von IHK.“ Es sei weder ihm noch der jetzt gewählten Präsidentin Nicole Grünewald, auf deren Liste Pilatzki am Dienstagabend als Vizepräsident vorgeschlagen wurde, jemals darum gegangen, die Kammer zu zerstören: „Aber vielleicht brauchten ja einige dieses Feindbild für den Versuch, die eigenen Reihen zu schließen.“

Wie kam Sven Gebhard zu seiner Kandidatur?

Der 44-jährige Geschäftsführer von GC-heat aus Waldbröl galt bereits im Vorfeld als möglicher Kandidat für die Nachfolge von Michael Pfeiffer (Bergische Achsen KG, Wiehl), der nach zwei Amtsperioden als Vizepräsident nicht mehr kandidiert hatte. Der Plan: Gebhard sollte für den Platz kandidieren, der traditionell von der oberbergischen Industrie im Präsidium besetzt wird. Vor der Wahl galt aber als Voraussetzung, dass Werner Görg als Präsident der IHK wiedergewählt wird. Gebhard will sich jedoch als unabhängiger Kandidat verstanden wissen: „Ich sehe mich in erster Linie als Vertreter der oberbergischen Wirtschaft. Das war auch beiden Präsidentschaftskandidaten im Vorfeld bekannt.“ Deshalb sei er auch nach Grünewalds Wahl angetreten.

Wieso steht Oberberg traditionell ein Posten als Vizepräsident zu?

Diese „gelebte Tradition“, wie der Leiter der IHK-Geschäftsstelle Oberberg, Michael Sallmann, es nennt, geht zurück auf eine schriftliche Zusage aus dem Jahr 1947. Damals hatte die oberbergische Wirtschaft darüber verhandelt, ob sie sich für den Anschluss an die IHK zu Köln entscheidet oder für Remscheid. „Diese Abmachung von damals ist aber natürlich nicht justiziabel“, betont Sallmann. Denn letztlich sehe die Satzung vor, dass das Präsidium von der Vollversammlung gewählt wird – streng demokratisch und damit auch mit der Option, dass Oberberg leer ausgeht.

Bestand die Gefahr, dass Oberberg leer ausgeht?

Genau das wollten Pilatzki und Gebhard mit ihren Kandidaturen verhindern. Denn das sei keine Konkurrenz unter Oberbergern gewesen – ganz im Gegenteil. „Wir wollten so sicherstellen, dass auf jeden Fall ein Oberberger es schafft – egal, zu welchen Lagerbildungen es kommt“, sagt Pilatzki. Deshalb hätten sich die beiden im Vorfeld auch besprochen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Von der Polarisierung unter den Lagern habe man sich in der Region nicht anstecken lassen wollen. Die Strategie, so Pilatzki: „Entweder kehren wir mit einem lachenden Auge ins Oberbergische zurück oder mit zweien.“ Letzteres passierte tatsächlich – und das sehr deutlich: Pilatzki und Gebhard erzielten das zweit- und das drittbeste Ergebnis.

Wie geht es weiter? Bleiben die Lager? Oder ziehen alle an einem Strang?

Wenn es nach den beiden Oberbergern im neuen Präsidium geht, ist die Antwort einfach. „Unsere wichtigste Aufgabe ist jetzt, aufeinander zuzugehen und auf konstruktiv zu schalten“, sagt Gebhard. Es sei wichtig, dass man die Sachthemen angeht. „Es ist ja nicht alles grundsätzlich falsch, was ,New Kammer’ angesprochen hat.“ Ohnehin sei ihm am Dienstag in Köln als Oberberger etwas besonders positiv aufgefallen: „Ich habe dort noch nie so oft das Wort Region gehört – nicht nur bei meiner Vorstellung und der von Hendrik Pilatzki, sondern auch bei Nicole Grünewald.“

Sowohl Pilatzki als auch Gebhard verstehen dabei Region nicht nur aus oberbergischer Perspektive. Pilatzki: „Wir werden zu zweit ein gewichtiges Wort mitreden, aber nicht nur für Oberberg, sondern auch für die Gegenden im Kölner Umland, die jetzt nicht mehr im Präsidium vertreten sind wie der Rhein-Erft-Kreis.“

Rundschau abonnieren