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„Das B steht natürlich für Buch.“Überdachtes Bücherregal bekommt eigene Hausnummer

Lesezeit 4 Minuten
Anika Klüver hat die Idee der Bücherbude aus Bonn mitgebracht. Ihr Vater baute das Häuschen.

Anika Klüver hat die Idee der Bücherbude aus Bonn mitgebracht. Ihr Vater baute das Häuschen.

  • Anika Klüver hat im Gummersbacher Ortsteil Hunstig in einem umgebauten Gartenhaus ein offenes Bücherregal eingerichtet. Ihr Vater hat das Haus liebevoll zusammen gezimmert und mit Fenstern versehen.
  • Die Bücherbude zieht viele Besucher an. Klüver findet es immer wieder erstaunlich, dass selbst die seltsamsten Schinken hin und wieder einen Abnehmer finden.
  • Und das Bücherhaus hat noch weit mehr zu bieten! Es ist sozusagen eine Luxus-Version des offenen Bücherschranks, der von der Übersetzerin der James Bond Romane verwaltet wird.

Hunstig – Wer schon immer „Die Vermessung der Welt“ lesen wollte, der findet den Roman derzeit in „Anikas Bücherbude“ in der Gummersbacher Ortschaft Hunstig – zusammen mit etwa hundert weiteren Büchern, die hier darauf warten, mitgenommen zu werden.

„Die Bude hat immer geöffnet und alle Bücher können kostenlos mitgenommen werden. Man kann sie behalten oder zurückgeben und natürlich auch eigene ins Regal stellen“, erklärt Namensgeberin Anika Klüver das Prinzip der Bücherbuden, die in größeren Städten häufiger zu finden sind. Klüver kennt sie aus ihrer Zeit in Bonn. „Ich war einige Jahre zum Studium dort und fand immer tolle Schätze. Mir war klar: Irgendwann möchte ich auch eine Bücherbude haben.“

Anikas Bude ist dabei eine ganz Besondere, schließlich hat ihr Vater das kleine rote Bücherhaus selbst gebaut und mit vielen nützlichen Details versehen: So gibt es hier nicht nur Licht, sondern auch W-Lan. „Eigentlich ist das ein kleiner Geräteschuppen, aber mein Vater hat Fenster und Glastür eingebaut“, freut sich Klüver. „Das war ein ganz schönes Projekt“, findet auch der Erbauer Helmut Klüver (68). Stolz weist er auch auf den wasserabweisenden Fußboden und die Dachrinnen hin.

Seit Monate wird rege getauscht

Mit Büchern hat Vater Helmut zwar wenig am Hut, aber die Bude selbst zu bauen, war ihm eine Herzensangelegenheit. Auf sieben Regalböden findet man hier ordentlich sortiert so allerhand Lesenswertes: Die Krimis, Ratgeber, Frauenromane, Kinder- und Fachbücher werden seit etwa einem Monat rege ausgetauscht werden. „Ich bin ganz begeistert, wie gut das angenommen wird. Manche bringen Bücher her, andere nehmen welche mit. Die Bude ist immer gut besucht“, freut sich Anika Klüver, für die Bücher nicht nur in ihrem Privatleben eine große Rolle spielen.

Nach ihrem Studium bekam die heute 37-Jährige die erste Anfrage für ein Lektorat. Es folgen Übersetzungs-Aufträge. Darunter auch die für die englischsprachigen James-Bond-Romane von Ian Fleming. „Das war natürlich eine tolle Sache, auch weil es wirklich Spaß gemacht hat, die Bücher zu lesen.“ Die Original-Geschichten hätten dabei mit den Filmen wenig gemeinsam. „In den Büchern ist 007 gar nicht so eine Heldenfigur, im Gegenteil. Er ist ein lustiger Typ und teilweise eher ein Antiheld“, plaudert sie. Neben Lektoraten und Übersetzungen schreibt die gebürtige Oberbergerin auch Heftromane für den Bastei Lübbe Verlag. So stammt die ein oder andere Ausgabe der Grusel-Reihe rund um Professor Zamorra aus der Feder von Klüver.

„Es ist wirklich ganz erstaunlich, was bisher mitgenommen wurde“

Mit ihrer kleinen Bude möchte sie Büchern ein neues Leben schenken. „Es ist wirklich ganz erstaunlich, was bisher mitgenommen wurde. Ich hatte unter anderem ein Fachbuch über Dreamweaver (rudimentäres Software Programm zur Verwaltung von Webseiten) oder einen Physik-Schinken, die nun nicht mehr hier stehen. Auch der Müllmann hat die Zeit genutzt und ein Buch für sein Kind gefunden“, freut sich Klüver. „Ein kleines Mädchen war zuerst verunsichert, ob sie die Bücher wirklich einfach mitnehmen darf. Gemeinsam mit ihrem Vater hat sie dann bei mir geklingelt und wir konnten das klären.“

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Für Klüver ist es ein absoluter Frevel, Bücher weg zu schmeißen, denn: „Wie man sieht, finden auch Bücher, bei denen man es nicht erwartet, einen Liebhaber.“ Und so macht es Klüver auch nichts aus, das Chaos, das beim Stöbern gelegentlich entsteht, wieder zu richten, Eselsohren zu beseitigen und dabei vielleicht auch für sich selbst etwas zu finden. Die Bude steht auf der Zufahrt zu ihrem Zuhause. Ein gemütliches kleines Holz-Häuschen, in dem zumindest ein Erwachsener und ein Kind Platz finden. Mit einer kleinen Bank davor, die zum Schmökern einlädt. Eine eigene Adresse hat das überdachte Bücherregal auch: Im Halken 56b. „Das B steht natürlich für Buch.“

In Zukunft will die Autorin auch kleinere Events anbieten. Außerdem gibt es immer einen Hinweis, wenn das Buch mal wieder einen Feiertag hat. Den Tag der Buchliebhaber zum Beispiel, der am 9. August stattfand.

Jeder, der größere Mengen an Büchern abgeben möchte, wird gebeten, vorher eine E-Mail zu schreiben: AnikasBuecherbude@gmx.de, oder einfach mal bei Anika Klüver zu klingeln. Sie freut sich immer, wenn sie Büchern das Weiterleben ermöglichen kann.

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