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„Schlange vor der Theke“Kinocenter Seven in Gummersbach eröffnet nach Lockdown

Lesezeit 3 Minuten
Seit dem Neustart gut besucht: Das Kinocenter Seven in Gummersbach.

Seit dem Neustart gut besucht: Das Kinocenter Seven in Gummersbach.

Gummersbach – „So viele Menschen auf einem Haufen habe ich lange nicht gesehen“, meinte eine Besucherin am Freitagabend im Gummersbacher Kinocenter Seven. Die Freundinnen Pauline Ehrenfried aus Gummersbach und Michelle Balogh aus Marienheide (beide 19) stehen in der Schlange vor der Theke, um sich für den Film „Black Widow“ mit Popcorn und Slush-Eis zu versorgen.

„Vor dem Lockdown waren wir häufiger im Kino“, sagen sie. „Wir haben uns sehr gefreut, dass es jetzt wieder losgeht. Aber es ist richtig ungewohnt, jetzt hier zu sein.“ Die beiden haben Nachholebedarf: „Morgen gehen wir in ,Conjuring 3’ und nächste Woche schauen wir uns ,Fast & Furious 9’ an.“

Im Lockdown: Jugendlich stark betroffen

Der Nümbrechter Maxim Schmidke (17) ist mit acht Freunden gekommen: „Wir gehen ins Kino, weil wir die ganze Zeit vorher nichts unternehmen konnten.“ Er erzählt, dass sie vor Corona öfter mit zehn oder 20 Leuten gefeiert hätten. „Im Lockdown haben wir uns nur Serien im Fernsehen mit der jeweils möglichen Anzahl Leute anschauen können.“ Schmidke meint, dass die Jugendlichen eine der am stärksten betroffenen Gruppen gewesen seien. „Wir sind froh, dass wir jetzt etwas gemeinsam unternehmen können, bevor die Ausbildung anfängt.“

In gespannter Vorfreude ist auch die zwölfjährige Lilly Ziegner aus Engelskirchen. Sie will gemeinsam mit ihren Eltern Claudia und Mario „Catweazle“ in Saal 3 sehen. „Ich habe mich so gefreut, dass ich wieder ins Kino darf – das ist viel besser als Homeschooling.“

Zurück aus der Kurzarbeit und kein Personalmangel

Personalleiter Mardochee Ndombele ist froh über den gelungenen Neustart seit dem 1. Juli. Schmunzelnd berichtet er: „Nach der langen Zeit hatten manche Mitarbeiter Schwierigkeiten, sich an ihre PC-Passwörter zu erinnern.“ Die Festangestellten seien zurück aus der Kurzarbeit. Und auch wenn sich einige Aushilfskräfte eine andere Beschäftigung haben, bestehe – anders als in der Gastronomie – kein Personalmangel: „Die Jobs bei uns sind gefragt – wir haben eine lange Warteliste.“

Die Besucherzahlen seien schon in den ersten Tagen sehr gut gewesen, trotz der reduzierten Kapazität der Säle. „Es fühlt sich fast an wie Normalität, das ist ein Gewinn für alle.“ Für das nächste Wochenende erwartet er wegen „Fast & Furious“ eine weitere Steigerung. „Langfristig planen können wir jedoch nicht, wir können nur das Beste hoffen.“

Neuer James Bond-Film kommt im Herbst in die Kinos

„Die Leute sind hungrig nach Kino“, meint auch Kinobetreiber Roland Wolf. Er freut sich über rund 3 000 Besucher in der ersten Woche. Wegen der anstehenden Blockbuster sieht er eine weiter steigende Tendenz, erst recht beim Start des neuen James Bond-Films „Keine Zeit zu sterben“, vermutlich Ende September oder Anfang Oktober: „Das wird ein überragender Publikumsmagnet.“

Vier Monate Pause im ersten und acht Monate im zweiten Lockdown zu überstehen, sei eine schwierige Zeit gewesen: „Ohne staatliche Hilfen hätten wir das gar nicht geschafft.“ Während dieser Zeit seien riesige Verluste entstanden. Eigentlich hätte Wolf schon Mitte Juni öffnen dürfen. „Das wäre unwirtschaftlich gewesen“, meint er. „Die Verleiher benötigen etwas Vorlauf und bis dahin hätten wir nur alte Filme zeigen können.“

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So habe die Mehrzahl der deutschen Kinos erst ab Anfang Juli wieder geöffnet: „Wir brauchten ein paar Tage, um den Betrieb wieder hochzufahren.“ Ein ausgeklügeltes Hygienekonzept mit einer schachbrettartigen Sitzordnung und Einbahnstraßenregelung, das eine Auslastung der Säle von etwa 60 Prozent erlaubt, macht ihn zuversichtlich, wieder nach vorne schauen zu können: „Ich hoffe nur, dass die Inzidenzen nicht wieder steigen und es keinen dritten Lockdown gibt.“

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