Alternative BotanikKünstlerin schafft eine Hommage an evidente Wissenschaft

Lesezeit 2 Minuten
Eine „alternative Botanik“ nennt Setsuko Fukushima den Werkzyklus, den sie in Gummersbach präsentiert.

Eine „alternative Botanik“ nennt Setsuko Fukushima den Werkzyklus, den sie in Gummersbach präsentiert.

Gummersbach – Setsuko Fukushima wollte als Kind gern Apothekerin werden. Sie war fasziniert von Schubladen und den Geräten, mit denen die Heilkundler die Welt vermessen und ordnen. Die Naturwissenschaftlerin Marie Curie war eine Ikone für das japanische Mädchen.

Viele Jahre später erklärt die Künstlerin selbst mit dieser Prägung einen Ansatz, den sie „Pseudowissenschaft“ nennt. Mit ihren teils erst in diesem Jahr entstandenen Werken erforscht sie eine „Landschaft des Schattens“, so der Titel der Ausstellung. Diese eröffnet das Kunstforum Gummersbach am Sonntag im Kunstraum Markt 1. Die 63 Jahre alte Künstlerin zeigt dort Zeichnungen, Assemblagen und Objekte, mit denen sie einen Blick in eine phantastische Pflanzenwelt gewährt. Humorvoll spricht Fukushima von „Alternativer Botanik“.

„Jedes Arrangement hat eine Geschichte“

Da denkt man natürlich sofort an die „alternativen Fakten“, die im politischen Raum Wissenschaft und Journalismus herausfordern. Insofern hier aber eben gerade keine Realität behauptet wird, ist Fukushimas Kunst eher eine Hommage an die evidente Wissenschaft. Häufig arbeitet die Künstlerin mit gewachstem Papier, durch das aufgesammelte Laubblätter durchscheinen und neue Formen bilden. Sie perforiert die Oberflächen mit einer Nadel oder näht Garnfäden ein, die sich wie das Netz einer Spinne oder das Myzel eines Pilzes in das mehrschichtige Werk einfügen. In mehrteilige Kompositionen integriert sie kleine Keramikobjekte, die wie Fruchtkörper aussehen. „Jedes Arrangement hat eine Geschichte. Für einige Pflanzen denke ich mir sogar einen Entdecker aus.“

Manche Bilder wirken wie eine Gebirgslandschaft und zugleich wie ein Präparat unter dem Mikroskop. Graphitpulver auf dem Wachs simuliert einen Verfallsprozess. „Ich liebe Schimmel“, sagt Fukushima, „nur nicht auf dem Essen“.

Setsuko Fukushima wurde 1958 in Tokyo geboren, studierte an der dortigen Musashino-Kunstakademie und kam 1983 nach Deutschland. Sie lebt und arbeitet in Meerbusch, Krefeld und Tokyo. In Gummersbach war sie bereits mit einigen Arbeiten an Gruppenausstellungen des Kunstforums beteiligt. Der Kontakt kam vor vielen Jahren über den Maler und Bildhauer Peter Leidig zustande. Für das Kunstforum ist die Ausstellung der Neustart nach langer Corona-Pause. Die Ausstellung von Setsuko Fukushima hätte längst eröffnet werden sollen, hat aber an Reiz und Aktualität nicht verloren.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Ausstellung im Gummersbacher Kunstraum Markt 1 wird am Sonntag, 5. September, 11.30 Uhr, eröffnet und ist bis zum 25. September zu besichtigen, nämlich donnerstags und freitags, 16 bis 18.30 Uhr, sowie samstags, 11.30 bis 14.30 Uhr. Es gilt die 3G-Regel.

Rundschau abonnieren