Bünghausen – Jetzt ist es soweit. Sie hätten ein Alter erreicht, in dem sich die Kunst endlich ganz ungehemmt ihren Weg bahnen könne, sagt Christiane Roth: „Denn Kunst zu schaffen, hat immer auch etwas mit der persönlichen Entwicklung zu tun.“

Roth und ihre sechs Mitstreiter sind alle im Alter zwischen 53 und 65 Jahren – und nach reichlich Lebensleistung und mehr als einem Jahr der Vorbereitung reif für ihre erste gemeinsame Ausstellung. „Verwachsen, Verflochten, Verschlungen“ haben sie ihre Präsentation betitelt, die an diesem Wochenende im Künstlergarten von Petra Fahl in Gummersbach-Bünghausen öffnet.

Viele der sechs Künstlerinnen kennen sich bereits seit Jahren – auch über ihre Kinder. Andere sind zu der Gruppe gekommen, weil sie ebenfalls auf Kunstmärkten ausstellen. Die Truppe ist bunt gemischt, verschiedene Kunststile sind vertreten, der Engelskirchener Hermann Bach ist der einzige Mann in der Runde.

„Ich wusste , da steckt irgendetwas drin“

Im Frühjahr 2017 begannen Brigitta Backhaus, Petra Fahl, Axinia Schliesch, Christiane Roth und Hermann Bach den Plan zu schmieden: Man wollte sich im künstlerischen Schaffen gegenseitig befruchten und das gemeinsam Erreichte der Öffentlichkeit zeigen. Also trafen sich die Künstler einmal pro Monat, besprachen ihre Pläne und zeigten sich gegenseitig die Werke, an denen sie arbeiteten. Backhaus spricht von einem Gruppenprozess, der wunderbar funktionierte: „Es wurden Fragen besprochen, die wir wertschätzend diskutiert haben.“

So warf etwa ein Holzstück Fragen auf, das Axinia Schliesch mit in die Runde brachte. „Ich wusste , da steckt irgendetwas drin. Aber was?“ Der Austausch mit den Kollegen brachte entscheidende Impulse. Jetzt ist das Stück Mangrovenholz eine sich bewegende Dame, deren Haare aus filigranem Silberdraht umherfliegen. Die in einem Fensterrahmen befestigte „Sonnengöttin“ ist Teil des Gemeinschaftswerks: Jeder Künstler hat für die Ausstellung einen Fensterrahmen verarbeitet – aber in ganz unterschiedlicher Weise.

Die Gummersbacherin Brigitta Backhaus wird Land-Art präsentieren, also Fotos von Kunstwerken aus der Natur – wie Kugeln aus Algen am Strand der Nordseeinsel Spiekeroog. Zudem hat die Gummersbacherin eine mannshohe Spirale aus Nussbaumzweigen im Künstlergarten aufgebaut.

Kunstwerke drehen sich um die Natur

Hausherrin Petra Fahls Material ist Papier: In einem ihrer Werke hat sie Zeitungen gerollt und zum Ständer für Haselnusszweige zusammengefasst. Die Leichtigkeit des Papiers fasziniert die Bünghausenerin. Mit Papier arbeitet auch die Kalligraphin Carola Lenk. Sie bedient sich alter Schriftarten und Gedichte, um sie mit Stahlfeder und selbst angerührten Farben in Bücher zu fassen. Ein ausklappbares Tunnelbuch zieht so in Zeilen von Joachim Ringelnatz hinein.

Skulpturen aus Holz, Metall und Keramik hat Töpferin Petra Kobrow aus Wiehl-Faulmert erstellt. Ein Männchen klettert mühsam am Blütenstängel hinauf, erklärt Kobrow: „Viele Menschen wollen zurück zur Natur. Doch umweltbewusst zu leben, fällt vielen schwer.“

Die gelernte Floristikmeisterin Christiane Roth aus Nümbrecht fasst ihre Herzensthemen Textiles und Floristik in von Hand genähte Quilts zusammen, die sie mit Blättern bedruckt. Mit dem Beziehungsgeflecht von Naturkräften, Mensch und Industrie beschäftigt sich der Engelskirchener Hermann Bach in seinen Skulpturen.

Alle Kunstwerke drehen sich um die Natur, alles ist miteinander verwachsen, verflochten und verschlungen – wie auch mittlerweile die Künstler. Die jetzige Ausstellung soll nur der Auftakt sein.

Der Künstlergarten an der Hömelstraße 11 in Gummersbach-Bünghausen öffnet am Samstag und Sonntag, 8. und 9. September, jeweils zwischen 11 und 18 Uhr.