Arbeitskampf in GummersbachViele Teilnehmer bei der Protestkundgebung der IG Metall

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Zum Warnstreik, zu dem die IG Metal aufgerufen hatte, kamen am Montag etwa 200 Pkw mit Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie ins Autokino.

Gummersbach – Zufrieden blickte Werner Kusel, Geschäftsführer der IG Metall Gummersbach, am Montagmittag über den Festplatz an der Gummersbacher Stadthalle. An die 200 Autos und deren Insassen hatten den Weg auf den Steinberg gefunden, um dort live an den Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie NRW teilzunehmen. Und das in Form einer Autokino-Kundgebung. Bei den kühlen Temperaturen dürfte die Übertragung der Reden via Autoradio den meisten Teilnehmern gelegen gekommen sein.

Kusel war zufrieden mit der Resonanz

Mit dieser Resonanz könne man sehr zufrieden sein, wie Kusel sagte. An die 8500 Mitarbeitenden in 27 Betrieben seien aufgerufen gewesen, an dem Warnstreik teilzunehmen. Rund 6000 seien diesem gefolgt, wie der Geschäftsführer berichtete. „Sogar im Homeoffice ist mitgemacht worden, indem die Computer abgeschaltet worden sind“, freute sich Kusel.

Aus oberbergischer Sicht gehe es bei dem Streik und den Verhandlungen mit den Arbeitgebern vor allem um das Thema Beschäftigungssicherung, wie der oberbergische IGM-Chef sagte.

700 Arbeitsplätze verloren

Die Region habe im vergangenen Jahr 700 Arbeitsplätze verloren. Sei es bei Megatech in Waldbröl, bei Metalsa in Bergneustadt oder bei Otto Kind und Sabo in Gummersbach. „Und die BPW Bergische Achsen kommt erst noch, wo wir Sozialplan und Interessenausgleich abgeschlossen haben.

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Kusel warf der Arbeitgeberseite „Politik nach Gutsherrenart“ vor, die mit einer Tarifpolitik, die Sicherheit für Beschäftigte und Unternehmen bieten soll, „nichts zu tun“ habe. Der Gewerkschaftsfunktionär gab zu bedenken, dass die IG Metall „keine Ansammlung von wild gewordenen Hasardeuren, die die Realität verkenne“, sei.

Verantwortungsvoller Tarifabschluss

Vielmehr habe man im Jahr 2020 zu Beginn der Pandemie einen verantwortungsvollen Tarifabschluss gemacht. Vier Prozent mehr Geld für zwölf Monate, das zur Beschäftigungs- und Einkommenssicherung eingesetzt werden könne, ist nach Kusels Einschätzung „maßvoll, aber auch notwendig“. Zugleich verwies er darauf, dass es die letzte tabellenwirksame Erhöhung im Jahr 2018 gegeben habe.

Neben Kusels Beitrag gab es Berichte aus den hiesigen Betrieben. Aus Bergneustadt kam der Betriebsratsvorsitzende bei Martinrea, Frank Meier. Mit ein wenig Stolz berichtete er, dass dem Streikaufruf so viele Kolleginnen und Kollegen gefolgt seien, „dass aktuell die meisten Räder stillstehen“. Meier hat den Eindruck, dass die Arbeitgeber die Mitarbeitenden und die Gewerkschaft unterschätzt haben könnten. „Und wenn sich in den Verhandlungsrunden nichts bewegt, dann bewegen wir uns und gehen raus“, so der Betriebsratsvorsitzende.

„Die Leute sind stinkesauer“

Von der Firma Schmidt & Clemens nahm deren Betriebsratsvorsitzender Thomas Geilhaupt teil. „Die Leute sind stinkesauer“, brachte er die Stimmung im Betrieb auf den Punkt. Bis zum Jahr 2023 solle es quasi keine Entgelterhöhung geben. „Und dann soll auch noch ein Teil des 13. Monatsgehaltes abgeschmolzen werden“, ärgerte sich Geilhaupt.

Ein Angebot der Arbeitgeberseite, das in seinen Augen eine „Riesensauerei“ ist. Seinen Kolleginnen und Kollegen rief er mit Blick auf weiteres Durchhaltevermögen zu: „Wer nicht kämpft, hat bereits verloren.“

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