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BeitrittsversammlungHülsenbusch baut sein Ärztehaus

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Das Bauschild an der Schwarzenberger Straße

Das Bauschild an der Schwarzenberger Straße

Hülsenbusch – Hülsenbusch wird sein Ärztehaus bekommen. Daran besteht nach der Beitrittsversammlung zur Genossenschaft „Ärztehaus Hülsenbusch“ am Mittwochabend im Schützenhaus kein Zweifel mehr.

Von den 400 000 Euro Eigenkapital, das die Genossenschaft aufbringen will, um das rund 2,1 Millionen Euro teure Projekt zu finanzieren, waren vor Beginn der Veranstaltung schon 200 000 zusammengekommen. Unter anderem beteilige sich die Kirchengemeinde mit einem fünfstelligen Betrag, berichtete Architekt und Genossenschaftsvorstand Bernd Baßfeld.

Mehr als 50 der 200 Anwesenden im Schützenhaus haben noch am Mittwochabend ihren Beitritt zur Genossenschaft unterschrieben – verbunden mit der Zusage, sich mit mindestens 500 Euro an dem Vorhaben zu beteiligen. Deutlich mehr Besucher hätten sich die Beitrittserklärung mit nach Hause genommen, berichtet Anette Gelfarth vom Genossenschaftsvorstand am Tag danach: „Die Genossenschaft nimmt jederzeit noch Mitglieder auf – auch nach Baubeginn.“

Viel Zustimmung fürs Projekt

Einziehen werden als Mieter ein Kinderarzt, ein hausärztlicher Internist, eine Tagespflege für 14 Gäste und eine Sprachtherapiepraxis. Diese Räume bleiben im Besitz der Genossenschaft, zwei Wohnungen im Dachgeschoss für zusammen 580.000 Euro werden separat verkauft. Auch daran ist das Interesse groß.

Das von Bürgern geplante Projekt stößt allerorten auf professionelle Zustimmung. Niemand will der Initiative der Menschen in Hülsenbusch, ihren Ort zukunftsfähig zu machen, Steine in den Weg legen. Im Gegenteil, man will dem im weiten Umkreis einmaligen Vorhaben zum Erfolg verhelfen: Der Genossenschaftsverband hat Wirtschaftsplan und Finanzierungskonzept geprüft und für gut befunden.

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Laut Finanzchef und Aufsichtsrat Theo Heiner stehen Sparkasse und Volksbank mit einem Kredit von 1,1 Millionen Euro ebenso Gewehr bei Fuß wie die Aggerenergie, die das Gebäude mit Energie und Technik versorgen will. Namens der Stadt Gummersbach sagte der Technische Beigeordnete Jürgen Hefner eine zügige Bearbeitung des Bauantrags zu. Die Bauvoranfrage ist bereits positiv beschieden worden. Angesichts des sich „dramatisch zuspitzenden Ärztemangels im ländlichen Raum“ (Hefner) könne die Kommune ein solches Projekt nur begrüßen.

Und auch die künftigen Mieter sind angetan: „Von der Praxis drei Schritte in die Kneipe und dann zu Fuß nach Hause“ – hinter der flapsigen Antwort von Kinderarzt Dr. Volker Toelstede, warum er ins Ärztehaus einziehen will, stehen tatsächlich sehr rationale Überlegungen. Er wohnt in Hülsenbusch und suchte ohnehin Ersatz für seine Praxis in der Innenstadt. Die bekommt er jetzt in Hülsenbusch nach seinen Vorstellungen gebaut, und er hat einen Kollegen zum fachlichen Austausch gleich nebenan. Wohnen und arbeiten an einem Ort, in dem man gerne lebt – mehr Wohlfühlfaktoren gehen kaum.

Das Ärztehaus ist nach der Dorfkneipe, die Bürger seit vier Jahren betreiben, das zweite Genossenschaftsprojekt in Hülsenbusch. Von den Erfahrungen dieser ersten Genossenschaft im Ort habe man sehr profitiert, bedankte sich Baßfeld: „Ohne die Dorfkneipe hätte ich das nie angefangen.“

Anderen Orten in ähnlicher Lage wie Hülsenbusch riet Baßfeld, sich auf die Ressourcen im Ort zu besinnen, und aus dem „Man müsste mal“ ein „Wir packen das an!“ zu machen: „Dann kann man alles schaffen.“ Das Hülsenbuscher Ärztehaus soll am 1. Januar 2020 in Betrieb gehen.

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