Corona in OberbergKontaktverbot im Privaten bleibt – 14 Mutationen in Stichproben

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Bei Laborunion wird nicht auf Mutationen getestet. Dafür arbeiten die Wehnrather mit anderen Laboren zusammen.

Bei Laborunion wird nicht auf Mutationen getestet. Dafür arbeiten die Wehnrather mit anderen Laboren zusammen.

Gummersbach/Wehnrath – Es gibt einfachere Entscheidungen als die, die der Krisenstab des Oberbergischen Kreises am Montagnachmittag treffen musste: Was passiert mit den verschärften Maßnahmen wie  Gottesdienstverbot oder  nächtlicher Ausgangssperre? Enden sie am Montag oder können sie mit Blick auf die Gefahr durch die ersten Nachweise eines mutierten Virus in Oberberg noch einmal verlängert werden? Und das obwohl die Maßnahmen, mit denen Landrat Jochen Hagt am Sonntag vor zwei Wochen auf den Höchstwert von 292,2 bei der Sieben-Tage-Inzidenz reagiert hatte, an einem Tag ausliefen, an dem  der Kreis gerade einmal acht neue laborbestätigte Fälle gemeldet hatte. Die Entscheidung des Krisenstabes: Gottesdienstverbot und Ausgangssperre laufen aus, aber die in Oberberg geltende Erweiterung der Kontaktbeschränkung, dass im öffentlichen Raum Treffen nur zwischen Angehörigen eines Hausstandes sowie einer weiteren Person zulässig sind, auf den privaten Bereich bleibt bestehen. Denn zum jetzigen Zeitpunkt, so Landrat Jochen Hagt,  gehe er davon aus, dass eine weitere Reduzierung der Neuinfektionen bis auf eine Inzidenz von unter 50 nicht ohne weitere Kontaktreduzierungen erreicht werden könne: „Auch vor dem Hintergrund der nachgewiesenen Virus-Mutante H69/V70 im Kreisgebiet sollten Kontakte auf das absolut notwendige Minimum heruntergeschraubt werden.“

Mutationen nach wie vor Unbekannte

Die große Unbekannte bleiben die Mutationen. Am Freitag waren erstmals neun Fälle einer  Mutation in Oberberg vermeldet worden. Am Montag erklärte der Kreis, dass die Zahl nach Untersuchung aller 100 an die Virologie der Universität Köln übersandten Stichproben auf 14 gestiegen sei. Gefunden worden seien sie bei Menschen aus Bergneustadt, Marienheide, Morsbach, Reichshof, Nümbrecht und Waldbröl.

Es handele sich aber nicht – wie am Freitag   vom Kreis mitgeteilt – um eine besonders infektiöse Unterkategorie der britischen Virusmutante. H69/V70 bezeichne eine Mutante des Coronavirus,  die unter anderem in Dänemark auf einer Nerz-Farm gefunden worden sei, so die Leiterin des Gesundheitsamtes, Kaija Elvermann. Auch diese Variante habe laut Virologie  aber eine erhöhte Infektiosität. Die Suche nach Mutationen ist gar nicht so einfach. Ein schneller Test vor Ort scheint ausgeschlossen. Es gibt zwar Labors wie das der Wehnrather Firma Laborunion.   Hier werden Proben aus Arztpraxen untersucht, auch das Gesundheitsamt kooperiert mit dem Labor. 

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Keine Tests auf Virusmutation

„Die Tests  auf Virusmutationen finden nicht hier statt, wir arbeiten im Verbund mit anderen, spezialisierten Laboren zusammen“, erklärt Alexander Keil, Geschäftsführer der Laborunion.  Noch sei die Zahl der Tests überschaubar. „Fünf Prozent der Proben von positiv auf das Coronavirus  getesteten Oberbergern werden auf Virusmutationen getestet, auch noch rückwirkend für den Monat Januar“,  sagt Keil. Denn die Technik ist sehr aufwendig, die Ausrüstung hoch spezialisiert, das Personal muss besonders qualifiziert sein. „Vor allem Universitätskliniken und Großlabore bieten dafür die Voraussetzungen“, sagt Keil.

Per Kurier werden die Proben auf die Reise geschickt, dabei wird Wert auf möglichst kurze Wege gelegt, denn das Testverfahren ist ohnehin zeitintensiv. Dabei wird unterschieden: Zum einen gibt es die ein bis zwei Tage dauernde Typisierung. Das, so Keil, sei eine Untersuchung auf Marker einer bereits bekannten Virusvariante, etwa der in England verbreiteten.

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Und dann gebe es noch die Sequenzierung. Dabei werde das komplette Virusgenom gentechnisch  auch auf unbekannte Varianten untersucht. „Das kann ein bis zwei Wochen dauern.“ Das heißt, dass ein positiv Getesteter schon wieder genesen sein kann, wenn er von „seiner“ Virusvariante erfährt. „Es geht dann vor allem um die Nachverfolgung“, erklärt Alexander Keil. „Bei besonderen Ausbrüchen bieten wir dem öffentlichen Gesundheitsdienst an, nach Möglichkeit schnellere Wege zu organisieren. Die spezialisierten Labore stoßen aber an ihre Kapazitätsgrenzen, da mussten wir in der vergangenen Woche sehr viel organisieren.“

Im Labor in Wehnrath habe man in den vergangenen Monaten die Kapazitäten für PCR-Tests ausgebaut, um möglichst schnelle Ergebnisse – in unter 24 Stunden –  zu liefern.  „Wichtig ist ja, dass die Betroffenen möglichst schnell in Quarantäne geschickt werden.“ Dabei sei die Zahl der täglichen Tests seit Dezember um 50 Prozent auf rund  1000 bis 1500 täglich zurückgegangen. „Inzwischen haben sich die Vorgaben der Politik geändert, man setzt  zum Beispiel bei der Testung von Lehrern auf Schnelltests“, erklärt der Geschäftsführer der Laborunion.   Ob angesichts der Verbreitung von Virusmutationen in absehbarer Zukunft auch in Wehnrath spezielle Testverfahren denkbar seien? „Wenn, dann wäre die Typisierung denkbar, aber auf keinen Fall die Sequenzierung. Konkret ist aber in diese Richtung bisher nichts geplant“, sagt Keil.

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