Ex-VfL-GeschäftsführerSebastian Glock kehrt mit Dessau zurück nach Gummersbach

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Die Rundsporthalle in Dessau sei eine Besonderheit, sagt der Gummersbacher Sebastian Glock über seinen Arbeitsplatz.

Die Rundsporthalle in Dessau sei eine Besonderheit, sagt der Gummersbacher Sebastian Glock über seinen Arbeitsplatz.

Gummersbach/Dessau – Seine kurzfristige Heimkehr ins Oberbergische hat sich Sebastian Glock dann doch ein bisschen anders vorgestellt. Inzwischen, sagt der Geschäftsführer des Handball-Zweitligisten Dessau-Roßlauer HV, habe er sich damit abgefunden: „Ich werde aus dem Mannschaftsbus steigen, in die Halle gehen, mir das Spiel angucken und nachher wieder mit dem Bus nach Hause fahren.“ Selbst der Familienbesuch fällt aufgrund der Corona-Regeln im Sport aus – und natürlich auch das lange geplante Wiedersehen mit alten Freunden in der Schwalbe-Arena.

Denn genau dort war bis zum vergangenen Jahr die Wirkungsstätte von Glock – damals noch neben Christoph Schindler der zweite Geschäftsführer des VfL Gummersbach. Dann ging Glock, der sich seit 2016 European Handball Manager nennen darf und im Oberbergischen nicht nur im Handball sportliche Spuren hinterlassen hatte: Er spielte beim TC 80 Gummersbach in der 1. Verbandsliga Tennis.

Damals gab es mehrere Angebote

Bis er 13 Jahre alt war, spielte er neben dem Tennis noch Fußball im SSV Bergneustadt und Handball im TuS Derschlag. Warum von hier aus ausgerechnet nach Dessau, damals noch Drittligist? Glock sagt, er habe damals mehrere Angebote gehabt: „Doch das Konzept vom Handball in Dessau, das der Verein mir präsentierte, hat mich überzeugt.“

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Es ist ein Konzept ohne Schnörkel: Der große Durchmarsch ist darin nicht vorgesehen. „Wir wollen den Dessau-Roßlauer HV wieder als Zweitligisten etablieren, mehr nicht“, sagt der Geschäftsführer. Dabei setze der Verein auf junge deutsche Spieler – vor allem aus dem Nachwuchs der benachbarten Bundesligisten SC Magdeburg, SC DHfK Leipzig, aber auch von den Füchsen aus Berlin.

Dessau stand an der Spitze

Und es funktioniert: Als coronabedingt die vergangene Saison abgebrochen wurde, stand Dessau an der Spitze – und kehrte zurück in die Zweite Liga. Auch dort steht das Team von Trainer Uwe Jungandreas seit Mittwoch auf Platz eins – nach einem 32:26 zu Hause gegen Wilhelmshaven. Mit 12:4 Punkten, vor dem VfL Gummersbach, der allerdings zwei Spiele weniger hat. Glock kommt also als Spitzenreiter zurück nach Gummersbach – und selbst ein bisschen überrascht.

Den Erfolg des Teams verknüpft der Geschäftsführer eng mit der Person von Jungandreas (58), der nach dem Bundesliga-Aufstieg mit Concordia Delitzsch und einer Station in Leipzig auch ein halbes Jahr lang Trainer beim SC Magdeburg war. Seit sechs Jahren ist der 58-Jährige jetzt Coach in Dessau. „Er weiß einfach, wie man mit den jungen Spielern umgehen muss“, sagt Glock über ihn.

Nicht geplant ist der Aufstieg nach ganz oben

Dabei weiß der Geschäftsführer, dass das Dessauer Modell, auf junge Spieler zu setzen, Abgänge vorprogrammiert – erst recht, wenn man wie jetzt Erfolg hat: „Dass wir für die Spieler eine Zwischenstation auf dem Weg in die Bundesliga sind, ist durchaus Teil des Prinzips.“ Nicht geplant sei dagegen der Aufstieg nach ganz oben: „Da sehen wir bisher keinen Platz für uns neben den anderen Großen. Viel lieber wollen wir mit denen kooperieren und Sprungbrett sein.“

Dabei weiß auch Glock, der nach einer Zwischenstation im Hotel inzwischen mit seiner Frau nach Dessau gezogen ist, um die Tradition des Handballs dort. „Für mich war das zunächst neu, aber die BSG ZAB Dessau hat eine große Tradition.“

Es gibt nach wie vor viele Lieder der Fans

Der ehemalige DDR-Oberligist und seine früheren Erfolge spielten vor allem bei den Fans nach wie vor eine wichtige Rolle: „Es gibt nach wie vor viele Lieder unserer Fans, die die Betriebssportgemeinschaft besingen.“ Überhaupt sei die Atmosphäre in der Anhalt-Arena, einer mehrfach umgebauten früheren Lagerhalle des Zementanlagenbaus (ZAB) Dessau, besonders: „Es ist eine Rundsporthalle. Da kommt schon eine großartige Stimmung auf. Vor allem, weil wir Ultras als Fans haben, die 60 Minuten durchsingen.“

Das ist Erinnerung: Auch in Dessau dürfen seit dem bundesweiten November-Lockdown keine Fans mehr in die Halle. Dabei ist die Stadt inzwischen fast schon berühmt für die bundesweit niedrigste Inzidenz. „9,99 waren es in dieser Woche – davon träumen andere nur“, sagt Glock. Auch ein Grund, bei der Heimkehr am Samstag besonders vorsichtig zu sein.

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