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Geboren in GummersbachJährlich kommen im Kreiskrankenhaus über 1000 Kinder zur Welt

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Hinter dieser Tür wird es ernst. Das Klinikpersonal bemüht sich um eine Atmosphäre, in der sich die Frauen wohl fühlen.

Hinter dieser Tür wird es ernst. Das Klinikpersonal bemüht sich um eine Atmosphäre, in der sich die Frauen wohl fühlen.

Gummersbach – Bald wird es ernst, das ist nun klar. Stumm schauen sich die Besucher in dem abgedunkelten Zimmer um, ihr Blick streift über das seltsam geformte Entbindungsbett. Die Beklommenheit der werdenden Eltern ist mit Händen zu greifen. Brigitte Klapp bemüht sich unverdrossen um eine positive Stimmung, lässt aber auch nichts aus. „Dort drüben ist der OP für Notkaiserschnitte“, sagt die Hebamme bei der Führung durch die vier Kreißsäle. „Den brauchen wir aber nur in sehr seltenen Fällen.“

Zum ersten Mal hat das Gummersbacher Kreiskrankenhaus am Samstag einen zweiten Infotag rund um die Geburt für Eltern angeboten, die ihr Kind im Frühjahr erwarten. Beim traditionellen Termin im Mai drängten sich 250 Mütter samt Anhang durch die Flure von Geburts- und Wöchnerinnenstation. Kein Wunder: Mehr als 1000 Kinder kommen Jahr für Jahr in Gummersbach zur Welt.

Es gibt kaum Alternativen im Oberbergischen Kreis

Mal sind es sieben am einem Tag, manchmal ist es drei Tage lang kein einziges. Eine statistisch auffällige Häufung gibt es weder über das Jahr, noch über den Tag, sagt die erfahrene Hebamme Brigitte Klapp. „Allerdings setzen bei vielen Frauen am Abend, wenn sie zur Ruhe kommen, die Wehen ein.“

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Dass es in der Gummersbacher Klinik trotz sinkender Geburtenzahlen nicht weniger Kinder werden, liegt auch an den mangelnden Alternativen im Oberbergischen Kreis. Seit die entsprechenden Abteilungen in den Kliniken in Waldbröl und Engelskirchen geschlossen wurden, gibt es nur noch in Wipperfürth eine Gynäkologie.

Die Wiehlerin Barbara Huhn (35), die sich an diesem Tag mit ihrem sieben Monate alten Kind im Bauch und Mann Thorsten (44) das Gummersbacher Krankenhaus ansieht, hat ihr erstes Kind in St. Augustin zur Welt gebracht. „Damals entschied das Bauchgefühl.“ Aber auch die dortige Geburtshilfe ist der allgemeinen Zentralisierung zum Opfer gefallen. Diesmal wird wohl „Gummersbach“ in den Pass eingetragen, es sei ihr wichtig, dass eine Kinderklinik im Haus ist, sagt Barbara Huhn.

Hausgeburten sind in Oberberg absolute Ausnahmen

Die Wünsche der werdenden Mutter sind typisch, wie das Klinikpersonal bestätigt: Zum einen möchte Huhn, dass Hebammen und Ärzte alles dafür tun, dass es eine natürliche Geburt wird. Zum anderen will sie alle Hilfen der modernen Medizin zur Verfügung haben, falls es doch Komplikationen gibt. Sicher ist sicher, Hausgeburten sind auch in Oberberg die absolute Ausnahme. Immerhin nahezu jedes dritte Kind braucht in Gummersbach nach der Geburt noch eine klinische Behandlung.

Was ist den hochschwangeren Frauen sonst noch wichtig? Evelyn Christian, Leiterin der Geburtshilfestation, berichtet, dass viele den Vater nicht nur bei der Geburt bei sich haben möchten, heute der Regelfall, sondern auch in den ersten Tagen danach. Darum können alle 16 Wöchnerinnenräume als Familienzimmer genutzt werden. „Und, obwohl sie hier meist schon am dritten Tag entlassen werden, erkundigen sich überraschend viele Frauen nach dem Essen,“ berichtet Christian. „Je schneller sie aus dem Bett kommen, desto besser ist es für sie.“

Dass die Mütter früher eine Woche und länger im Krankenhaus blieben, hatte allerdings den Vorteil, dass den Hebammen und Kinderpflegerinnen mehr Zeit blieb, sie auf ihre neue Aufgabe vorzubereiten. „Im Fernsehen legen die Frauen das Kind an die Brust, und alles ist gut“, ärgert sich die Stillberaterin. „Dabei tut es anfangs oft weh. Stillen ist Arbeit, das sollten auch die Väter wissen.“

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