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Gummersbacher Justizgebäude eingeweihtDas Gericht bleibt mitten in der Stadt

Lesezeit 4 Minuten
Das neue Gerichtsgebäude ist repräsentativ und auf dem Steinmüllergelände mitten in der Stadt.

Das neue Gerichtsgebäude ist repräsentativ und auf dem Steinmüllergelände mitten in der Stadt.

Gummersbach – Bereits Ende Februar hatten die Mitarbeiter des Gummersbacher Amtsgerichts ihr neues Domizil mit der Anschrift Steinmüllerallee 1a bezogen. Am Montag hat nun die offizielle Einweihung des Justizgebäudes auf dem Steinmüllergelände stattgefunden.

Mit Peter Biesenbach gehörte Nordrhein-Westfalens Justizminister zu den Ehrengästen, der als CDU-Landtagsabgeordneter für den Oberbergischen Kreis zugleich die Revitalisierung des Steinmüllergeländes seit 15 Jahren aktiv begleitet hat. In dieser Zeit entstanden auch die Neubauten von Polizei und Justiz auf dem Areal. So gesehen sei die Einweihung des Amtsgerichts auch für ihn persönlich ein „besonderer Tag“, wie der Minister betonte. Und mit der neuen Adresse auf dem Steinmüllergelände sei das Gummersbacher Gericht in jeder Hinsicht „mitten im Leben der Stadt angekommen“, wie Biesenbach sagte.

Rückblickend stellte er fest, dass der Neubau „unglaublich schnell gewachsen“ sei. Erst vor 23 Monaten sei in Gummersbach der Grundstein gelegt worden. Dass der Bau ohne Verzögerung nun eingeweiht werden konnte, hat offenbar auch Biesenbach beeindruckt. „Ich würde gerne auch das neue Kölner Landgericht mit einem privaten Investor bauen“, sagte Biesenbach und spielte damit den Ball in Richtung Roland Kettele, dem ebenfalls anwesenden Präsidenten des Kölner Landgerichts. Ob das Gummersbacher Modell eines privaten Bauherren beispielgebend für weitere Neubauten der Justiz im Land sein wird, blieb gestern indes offen.

Biesenbach würde es begrüßen, wenn sich das neue Gebäude auch für weitere Angebote wie Musikveranstaltungen, Lesungen oder Vorträge öffnen würde. Die Hausherrin, Direktorin Claudia Krieger, verriet ihm, dass diesbezüglich bereits Pläne geschmiedet würden.

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Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein erinnerte an das Ende der Firma Steinmüller, das zugleich den Umbruch auf dem Industrieareal eingeläutet habe. Inzwischen sei auf dem Gelände eine leistungsfähige Infrastruktur entstanden, zu der nun auch das Gericht gehöre. Im Zuge der Regionale 2010 seien dafür auch 43 Millionen Euro Fördermittel nach Gummersbach geflossen.

Dieses Geld habe weitere private Investitionen wie das Forum aus gelöst. Und es geht weiter: Im Juni werde das neue Kino eingeweiht und demnächst der Startschuss für den Hotelneubau fallen, wie der Bürgermeister betonte. Die Einweihung des Amtsgerichts nahm Helmenstein zum Anlass, den Justizminister zu bitten, sich ins goldene Buch der Stadt einzutragen, was dieser gerne übernahm.

Bauherr legte eine Punktlandung hin

Volker Müller, Geschäftsführer des regionalen Investorenkonsortiums KPBAG, freute sich, dass er mit seinem Team in Sachen Fertigstellung eine Punktlandung habe hinlegen können. Der Neubau besitze zwar nicht mehr die Opulenz des alten Gebäudes, erfülle aber seine Funktion. „Verschwendung würde hier nicht passen“, stellte Müller fest.

Hausherrin Claudia Krieger bedankte sich vor allem bei ihren Mitarbeitern. Nach fünfeinhalb Jahren Planung und Umsetzung habe der Umzug mit viereinhalb Kilometern Akten angestanden. Diese stolze Leistung über den gesamten Zeitraum sei nur möglich gewesen, weil alle mit angepackt hätten, wie Krieger sagte. „Die Belegschaft hat enormes geleistet.“

Eingangs hatten Margarete Gräfin von Schwerin, Präsidentin des Kölner Oberlandesgerichts, sowie Roland Kettele, Präsident des Landgerichts Köln, die zahlreichen Gäste begrüßt, darunter auch MdB Dr. Carsten Brodesser sowie die Bürgermeister von Bergneustadt, Engelskirchen und Marienheide, Wilfried Holberg, Dr. Gero Karthaus sowie Stefan Meisenberg.

Was wird aus dem alten Gebäude?

Nach wie vor unklar ist die künftige Nutzung der alten Polizei- und Justizgebäude sowie des ehemaligen Hochschulgeländes am Sandberg. Laut Justizminister Peter Biesenbach ist der Bau- und Liegenschaftsbetrieb mit der Vermarktung betraut.

Bürgermeister Frank Helmenstein sprach in diesem Zusammen auf Nachfrage dieser Zeitung von einer „langen Geschichte“. Die Stadt sei in Gesprächen mit dem Städtebauministerium. „Ich bin zuversichtlich, dass es uns im Laufe des Jahres gelingen wird, zu einer Nachnutzung zu kommen. Gerade die Gebäude von Justiz und Polizei sind in der Innenstadt in einer sehr exponierten Lage, die schreien geradezu danach.“ Gummersbach wachse und habe Bedarf an preiswertem, bezahlbaren Wohnraum. Mit Blick auf das alte TH-Gelände berichtete Helmenstein, dass er bereits seit dem Jahr 2007 versuche, die Fläche zu kaufen. „Ich hoffe, dass wir bald den Sack zumachen.“

Der Technische Beigeordnete Jürgen Hefner sagte, dass sich der Sandberg anbiete für ein neues Wohnquartier. Hefner sieht dort eine gemischte Bebauung , also mit Geschosswohnungsbau und Einfamilien- und Reihenhäusern. Und das für unterschiedliche Zielgruppen. Das Areal, so Hefner, biete Platz für 300 Wohneinheiten und so gesehen für rund 600 Menschen. Das Polizeigebäude an der Karlstraße werde bereits von der Firma Ferchau und in Teilen noch von der Polizei als Mieter genutzt, sagte der Baudezernent , der hier auch in Zukunft einen Bürostandort sieht.

Im alten Polizeigebäude an der Hindenburgstraße kann sich Hefner auch Wohnungen gut vorstellen, was ein Umbau koste, müsse allerdings geklärt werden. Genau wie die Frage, welche Teile des alten Amtsgerichtes zu Wohnungen umgebaut werden können und welche im Rahmen einer solchen Maßnahme abgerissen werden müssen. (ar)

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