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Gummersbacher ZwergenlochUnbekannte brechen Höhle auf, in der Fledermäuse überwintern

Lesezeit 3 Minuten
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Unbekannte waren dort eingedrungen, nachdem sie die Türe gewaltsam mit einer Flex geöffnet hatten. 

  • Es ist ein herber Rückschlag für den Naturschutz im Oberbergischen
  • Über die letzten Jahre hatten sich dort 50 Mausohren angesiedelt
  • Nun ist die Arbeit der letzten 20 Jahre "versaut"

Gummersbach – Unbekannte haben das Tor zum sogenannten Zwergenloch, einer Höhle im Gummersbacher Stadtteil Rospe, mutwillig aufgebrochen und so nicht nur materiellen Schaden angerichtet. Weitaus schwerer wiegt der Vorfall aus Sicht des Naturschutzes, wie Stefan Voigt erläutert.

Er ist Vorsitzender des Arbeitskreises Kluterthöhle, der seit Jahrzehnten auch im Raum Gummersbach Höhlen und Gänge erkundet. „Über die letzten Jahre haben sich im Zwergenloch an die 50 Mausohren angesiedelt, sodass wir hier meines Wissens den größten Bestand dieser Fledermäusen im Bergischen hatten.“ Bei der jüngsten Zählung durch die Biologische Station waren es aber gerade mal noch zehn.

„Das ist der Gau“, sagt Voigt. Die Arbeit der Naturschützer der vergangenen 20 Jahre sei damit „versaut“, so die deutlichen Worte des Vorsitzenden, dessen Firma mit Sitz in Ennepetal bereits seit Jahren Eigentümer des Areals der Rosper Zwergenhöhle ist. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, hat er eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro ausgesetzt. Große Hoffnung hat er nicht, dass die ungebetenen Besucher gefunden werden. Doch einen Versuch sei es wert, wie der Höhlenforscher findet.

Der Tropfstein ist unbeschädigt

Am Freitagmorgen ist er erneut ins Zwergenloch eingestiegen, um zu überprüfen, ob wenigstens der Tropfstein in der Höhle unbeschädigt geblieben ist. Nach 15 Minuten in der Gummersbacher Unterwelt kam Voigt nicht nur mit einem putzmunteren Feuersalamander und einer leeren Dose Red Bull ans Tageslicht, sondern auch mit der guten Nachricht, dass die ihm bekannten Stalaktiten heil geblieben seien.

Zwergenloch

Viele Geschichten und Sagen ranken sich um das sogenannte Zwergenloch im Gummersbacher Stadtteil Rospe. Der Überlieferung nach soll hier ein unterirdischer Fluchtweg enden, der im Keller der Vogtei in der Innenstadt seinen Anfang nimmt. Belegt werden konnte das aber bis heute nicht.

Die gut 200 Meter lange Zwergenhöhle gehört vielmehr zu einem System von Karsthöhlen, die allerdings nicht untereinander verbunden sind. Wie Stefan Voigt, Vorsitzender des Arbeitskreises Kluterthöhle, berichtet, war das Zwergenloch während des Zweiten Weltkriegs als Luftschutzraum genutzt worden. Zu diesem Zweck sei auch der Eingang seinerzeit vergrößert und eine Treppe eingezogen worden.

In den 1990er Jahren hat der Arbeitskreis die Höhle dann saniert und alle Einbauten entfernt. Auch der Eingang wurde wieder auf der vorherige, kleine Schlupfloch reduziert, das mit einem Fledermausschutztor versehen wurde. (ar)

Mit Paul Jäckel aus Mühlenseßmar, der seit einem halben Jahr dem Arbeitskreis angehört, machte sich Voigt im Anschluss daran, den Eingang der Höhle neu zu sichern. „Die Einbrecher haben nicht nur das Schloss aufgebrochen. Sie haben im Anschluss auch noch die Verankerungen mit einer Flex abgetrennt“, erläutert Jäckel. So etwas habe er noch nicht erlebt.

Seit Kindheitstagen faszinieren Jäckel Höhlen. Im Zwergenloch war er zuletzt, als er zehn Jahre alt war. „Ich habe schon mitbekommen, dass manche Schlösser knacken, um sie durch eigene zu ersetzen.“ Doch so eine mutwillige Zerstörung, wie jetzt am Zwergenloch sei ihm so noch nicht untergekommen.

Nicht nur mechanisch will Voigt das Zwergenloch in Zukunft sichern. Eine Videoüberwachung an der Höhle soll Eindringlinge abhalten. „Wir hatten, was Sachbeschädigungen angeht, zum Glück längere Zeit Ruhe“, sagt er. Die sei mit dem aktuellen Vorfall jäh beendet worden. „Es wird immer verrückter“, sagt ein ernüchterter Stefan Voigt.

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