Hundetraining in GummersbachPostzusteller sollen vor Bissen geschützt werden

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Mutig stellten sich Postbotinnen und Postboten beim Hundetraining brenzligen Situationen, um den Umgang damit zu lernen.

Mutig stellten sich Postbotinnen und Postboten beim Hundetraining brenzligen Situationen, um den Umgang damit zu lernen.

Gummersbach – Vorsichtig nähert sich Postbote Ralph Brenner mit einem Paket dem Gartenzaun. Hinter dem steht Uwe Graute mit seiner belgischen Schäferhündin Demi, die sofort auf das Paket und dessen Zusteller lauert. Als Ralph Brenner ein wenig zu nah an den Zaun tritt, stürzt sie sich bellend auf das Paket, das in kürzester Zeit in Fetzen auf dem Boden liegt. Brenner weicht schnell aus.

Die Situation ist an diesem Tag keine echte, sondern eine Simulation im Rahmen eines Hundetrainings für Mitarbeitende der Deutschen Post. Durchgeführt wird das Training von Hundetrainer und Polizist Michael Pfaff und Uwe Graute, der den Praxisteil mit Hündin Demi und Rüde Clip begleitet. Der Gartenzaun, über den Ralph Brenner und die anderen die Pakete reichen, besteht aus übereinander gestapelten gelben Postboxen.

„Für Begegnungen mit Hunden sensibilisieren“

Michael Pfaff bietet das Hundetraining für Postzusteller in Zusammenarbeit mit der Deutschen Post und der Berufsgenossenschaft regelmäßig an. Er und Uwe Graute sind in ganz NRW und in Teilen von Niedersachsen und Hessen unterwegs. „Wir möchten euch für die Begegnung mit Hunden sensibilisieren und euch vor Bissen schützen“, erklärt Pfaff der Gruppe, die aus zehn bergischen Zustellerinnen und Zustellern besteht.

An sechs Tagen in der Woche sind sie unterwegs, um Pakete und Briefe in die Haushalte im Oberbergischen und Rheinisch-Bergischen Kreis zu bringen. Begegnungen mit Hunden stehen dabei auf der Tagesordnung.

Bundesweit 1120 Fälle mit Verletzungen nach Bissen 

Nicht immer laufen diese Begegnungen friedlich ab. „Im vergangenen Jahr gab es in unserem Zustellungsbezirk zwei Hundebisse. Dieses Jahr zum Glück noch keinen“, sagt Chris Borgwardt, Leiter des Zustellstützpunktes Gummersbach. Bundesweit habe es 2021 jedoch 1120 Fälle gegeben. Deswegen sollen seine Kolleginnen und Kollegen in einem sicheren Umgang mit Hunden geschult werden. „Natürlich sind auch die Hundebesitzer in der Verantwortung, das Verhalten ihres Hundes zu kontrollieren und dafür zu sorgen, dass es zu keinem Unfall kommt“, so Borgwardt.

Das freiwillige Hundetraining findet dieses Mal auf dem Gelände des Zustellstützpunktes an der Gummersbacher Poststraße statt – zunächst in der Theorie und dann in der Praxis mit Hunden, die eine Schutzhundeprüfung abgelegt haben.

Begegnungen mit Vierbeinern gehen nicht immer gut aus

Dass Begegnungen mit Vierbeinern nicht immer gut ausgehen, musste Ralph Brenner schon erfahren. Als der 50-Jährige bereits ein Paket abgeliefert hatte und auf dem Rückweg war, flitze plötzlich ein Hund von hinten auf ihn zu und schnappte ins Hinterteil. Brenner kam mit einem blauen Fleck und einem Schrecken davon, der Respekt vor Hunden ist seitdem aber größer.

Er gibt zu, dass er in seinen zwölf Berufsjahren als Postzusteller im Lindlarer Bezirk Eichholz sicherlich viele Situationen mit Hunden unterschätzt habe. Trotzdem traut er sich in die Nähe von Hündin Demi und nimmt auch am Training teil, bei dem Rüde Clip in ein spezielles Kissen beißt, das Brenner in den Händen hält. Dadurch möchten die Hundetrainer zeigen, wie viel Kraft ein Hund hat.

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Auch Vera Richling ist vor der Übung nervös und meint danach: „Ich werde ab sofort viel wachsamer auf Zustellung gehen und vor allem achtsamer mit mir selbst sein.“ Seit 38 Jahren trägt sie die Post in Gummersbach aus und wurde auch schon von einem Hund gebissen. „Oft sind es die kleinen Hunde, denen man das nicht zutraut.“

Nach dem Training fühlen sich Richling und die anderen besser auf Situationen mit Hunden vorbereitet und haben mehr Respekt vor den Vierbeinern. „Das ist gut. Wer Respekt hat, wird nicht leichtsinnig“, so Pfaff.

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