Insolvenz in EigenverwaltungGummersbacher Tapetenhersteller P+S zieht die Reißleine

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Am Verwaltungsstandort Gummersbach soll der Betrieb weiterlaufen. Die Gehälter seien gesichert, teilt P+S mit.

Am Verwaltungsstandort Gummersbach soll der Betrieb weiterlaufen. Die Gehälter seien gesichert, teilt P+S mit.

Gummersbach – Der Gummersbacher Tapetenhersteller Pickhardt + Siebert (P+S) hat Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet – mit dem Ziel, das Unternehmen zu sanieren und zukunftsfähig aufzustellen. Wie die Firma gestern mitteilte, laufe der Geschäftsbetrieb an den Standorten Gummersbach, Giesen und Lehrte unverändert weiter, die Gehälter für die 200 Mitarbeiter seien gesichert. Alle Aufträge werde man fristgerecht fertigstellen.

P+S-Geschäftsführer und Gesellschafter Dietmar Everding war gestern unterwegs, um die wichtigsten Kunden über die aktuelle Lage desUnternehmens zu informieren. Die P+S-Gruppe werde den Gläubigern schon in Kürze einen Sanierungsplan und ein Konzept zur Restrukturierung vorlegen.

„Wir sind nicht zahlungsunfähig“, unterstrich Everdings Assistentin Andrea Bießmann im Gespräch mit dieser Zeitung: „Wir sind ein Gummersbacher Unternehmen und wollen im nächsten Jahr unser 140-jähriges Bestehen hier feiern.“ Wichtig sei aber, das Vertrauen der Kunden zu erhalten.

Und vor allem auch der Banken, auf deren Druck der Insolvenzantrag wohl zurückgeht.

Das Eigenverwaltungsverfahren ist ein neueres Instrument zur Unternehmenssanierung, bei dem die Geschäftsführung voll handlungsfähig im Amt bleibt, ihr aber ein vorläufiger Sachwalter zur Seite gestellt wird. Im Fall von P+S wird das Rechtsanwalt Philip Schober von der bundesweit tätigen Kanzlei Brinkmann + Partner sein. Die Geschäftsführung wird darüber hinaus von zwei Restrukturierungs- und Sanierungsexperten als Generalbevollmächtigte beraten. Ziel sei, die Pickhardt + Siebert GmbH sowie deren Tochtergesellschaft Wallcover Tapetenproduktionsgesellschaft mbH durch eine „nachhaltige Sanierung für die Herausforderungen der Tapetenindustrie aufzustellen“. Und deren Lage ist nicht nur in Deutschland, sondern europaweit in den letzten Jahren sehr schwierig geworden.

Dörrenberg übernimmt Teil des Geländes

2016 hatte P+S seine Tapetenproduktion in Gummersbach aufgegeben und am niedersächsischen Standort Giesen-Emmerke nahe Hildesheim zusammengezogen. 2017 wurden die seither ungenutzten Produktionshallen und die Verwaltung an der Kaiserstraße in Gummersbach zum Verkauf angeboten. Der Ründerother Stahlproduzent Dörrenberg erwarb die Produktionshallen, riss einen Teil ab und baut das Gelände gerade für seine Zwecke um. Verwaltung, Entwicklung und Musterkartenproduktion von P+S blieben bestehen, Geschäftsführer Everding kündigte an, eine halbe Million Euro in Gummersbach zu investieren.

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