Integrationsrat GummersbachMary Roshani Thanapalasingham betont den Wert von Bildung

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Mary Roshani Thanapalasingham will sich zunächst einsetzen für Projekte, die sich schnell realisieren lassen.

Gummersbach – „Sich integrieren und dabei die eigenen Wurzeln bewahren!“ Kurz und knapp bringt Mary Roshani Thanapalasingham auf den Punkt, was ihr wichtig ist. Für die 32-jährige frisch gewählte Vorsitzende des Gummersbacher Integrationsrats sind das nicht nur Worte – Sie lebt auch so, und das kommunalpolitische Engagement ist für sie „genau das, was ich machen möchte, einfach megasuper!“

Als Stellvertretende gewählt wurden Lilia Köhler und Waldemar Leineweber. Bereits im Rahmen der Kommunalwahl im September 2020 war der Integrationsrat gewählt worden, er soll sich für die Berücksichtigung der Interessen von in der Kreisstadt lebenden Ausländern einsetzen.

Coronabedingt fand jetzt erst die konstituierende Sitzung statt. „Für den Vorsitz habe ich als Einzelkandidatin mit Unterstützung der SPD kandidiert, weil ich denke, das sollte jemand machen mit einer eigenen Migrationsgeschichte und all den Erfahrungen, die damit verbunden sind“, sagt sie. Erfahrungen, die sie geprägt haben.

Geboren in Sri Lanka, im Alter von vier Jahren vom Vater, der nach Deutschland geflüchtet war, zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder von Schleppern nachgeholt. Asylheim, Sprachbarrieren, Diskriminierungen – „Aber das war alles nichts gegen das, was sich zu dieser Zeit in Sri Lanka abspielte“, schränkt sie ein, und erzählt im selben Atemzug von ihrem eisernen Willen, akzentfrei Deutsch zu lernen, Gesetze und kulturelle Eigenarten kennenzulernen und zu respektieren und ihre Chance auf Bildung zu nutzen. „Integration durch Bildung!“ – für die 32-Jährige, die ihren Bachelor in Berlin und ihren Master an der Uni Bonn machte, eine Herzensangelegenheit.

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Sie arbeitet als Data-Integration-Manager im E-Commerce, pflegt dabei ihre Leidenschaft für indischen Tanz mit einem eigenen Tanzstudio, hilft bei der Organisation von interkulturellen Veranstaltungen, ist auch Sprachmittlerin für Tamilisch. „Das Fremde kennenlernen, die Herkunftskultur bewahren“, sagt sie.

Der glücklichste Moment war der unbefristete Aufenthaltstitel

Der glücklichste Moment für sie und ihre Familie: Als aus erst monatlicher, dann vierteljährlicher Duldung, später jahrelanger befristeter Aufenthaltsgestattung schließlich ein unbefristeter Aufenthaltstitel wurde. „Da durften wir uns wirklich niederlassen und die neu geschlagenen Wurzeln konnten gedeihen. Danke, Deutschland.“

Nach Gummersbach kam sie vor sieben Jahren durch ihren Mann Ordin Thanapalasingham. Ihr Schwiegervater war 1970 der erste Tamile in Gummersbach, unter anderen gründete er die tamilische Schule. Heute umfasst die tamilische Gemeinschaft 250 Familien, ihr Zentrum ist der hinduistische Sri-Kurinchikumaran-Tempel.

„Diskriminierung habe ich selbst nie erfahren“, sagt die engagierte Integrationsratsvorsitzende. Sie weiß aber, das es anderen durchaus anders ergeht. Dabei lobt sie die breite Palette von Geschäften mit ausländischen Spezialitäten in Gummersbach, erlebt viel Offenheit. Umso schockierter berichtet sie von rassistischen Beschimpfungen einer über 60-jährigen, die selbst als Gastarbeiterkind nach Oberberg gekommen sei: „Sie ist doch selbst Migrantin!“

Im Integrationsrat will sich Mary Roshani Thanapalasingham zunächst einsetzen für konkrete Projekte, die sich schnell umsetzen lassen. Das erste bereits Mitte März durch Unterstützung des Caritas-Charity-Laufs gegen Rassismus und Antisemitismus. Die längerfristigen Perspektiven sollen dann in Abstimmung mit dem Rat folgen.

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