Rettungskräfte bleiben steckenVerkehrschaos an der Aggertalsperre verursacht Probleme

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Rücksichtslose Autofahrer erschweren der Wehr den Weg zum Einsatzort.

Rücksichtslose Autofahrer erschweren der Wehr den Weg zum Einsatzort.

Lantenbach – Die Retter kamen schließlich übers Wasser der Aggertalsperre: Mit dem Boot der Löschgruppe Lantemicke konnte am späten Freitagnachmittag ein Verletzter auf den Weg ins Krankenhaus gebracht werden, nachdem zuvor die Rettung auf dem Landweg gescheitert war: „Die Einsatzfahrzeuge kamen einfach nicht durch“, sagt Gummersbachs Feuerwehrchef Detlef Hayer. Denn von Freitag an bis Sonntag tobte rund um das beliebte Ausflugsziel das Chaos. Falschparker schufen Engpässe und sorgten dafür, dass die Einsatzkräfte nicht sofort bis zum Zielort vordringen konnten.

Nach Angaben von Hayer war ein Mann eine steile Böschung auf der felsigen Aggerinsel heruntergestürzt und hatte sich mehrere Knochenbrüche zugezogen. „Zum Glück war das Boot der Kameraden aus Lantemicke ganz in der Nähe auf dem Wasser, sodass wir sofort den Rettungsdienst unterstützen konnten.“ Zwei Sanitäter kletterten an Bord, auch konnte die Wehr im Boot das für die Rettung benötigte Gerät mitnehmen. „Auf der Hackenberger Seite mussten die Kollegen aber noch gut 400 Meter zu Fuß zurücklegen, bevor der Einsatz  endlich beginnen konnte.“ Am Ende habe die Rettung des Mannes  sehr gut geklappt, blickt  Hayer zurück.

Gespräch mit dem Bürgermeister

Am Sonntag hat er bereits ein langes Gespräch mit Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein, der wiederum am heutigen Montag auch Landrat Jochen Hagt ins Boot holen will. „So kann es ja nicht weitergehen“, weiß Helmenstein. Er kündigt an, dass die Ordnungsstreifen wieder hochgefahren werden: „Nicht nur wegen des Verkehrschaos, sondern auch wegen der Gefahr von Waldbränden und weil die Corona-Schutzvorgaben eingehalten werden müssen.“ So habe die Stadt das Boot angeschafft und es dann in Lantemicker Obhut gegeben, damit die Wehrkräfte vom Wasser aus sehen können, ob am Ufer der Talsperre verbotene Grillfeuer entfacht werden.

Helmenstein betont aber auch, dass es sehr schwer werde, der Ausflüglerströme Herr zu werden: „Wir sprechen inzwischen an den Wochenenden  von tausenden Besuchern – natürlich nicht nur aus Oberberg, sondern der gesamten Region.“ Allein den Andrang am Samstag schätzt Helmenstein auf gut 5000 Menschen. „Allein  am Samstag hat die Streife mehr als 200 Verwarnungen geschrieben“, berichtet der Rathauschef zudem. Und immer wieder würden die Ordnungskräfte bei ihrer Arbeit beschimpft. „Ab dem kommenden Jahr wollen wir unbedingt und gemeinsam mit der Ovag einen Shuttle-Service zur Aggertalsperre einrichten.“ Starten solle der dann in Derschlag und wahrscheinlich auch in Bergneustadt.

Band wird durchgerissen

Für Andreas Nehls, Inhaber der Imbissstube Alt-Aggersee kommen solche Vorhaben zu spät: „Wir hätten hier längst ein Verkehrskonzept gebraucht.“ Dass  Feuerwehr und Rettungsdienst stecken blieben, das habe er schon oft beobachtet, sagt Nehls. Mit Flatterband versucht er, die 20 Parkplätze an seiner Gaststätte für deren Gäste zu reservieren – vergeblich. „Das Band wird durchgerissen.“ Nehls Kollege Veera Yodham, Betreiber des Thai-Restaurants Sinthorn an der Staumauer, schickt einen Mitarbeiter sogar vor die Tür, dieser soll  Falschparker abwehren. „Aber es ist und bleibt eine Katastrophe hier.“

Dicht an dicht stehen die Autos auch  auf dem Wanderparkplatz unterhalb von Hackenberg. Dort hat das Gummersbacher Ordnungsamt mit Flatterband Sperrzonen eingerichtet, die prompt missachtet werden. Unermüdlich ermahnt ein Mitarbeiter Autofahrer, sich einen „legalen“ Stellplatz zu suchen.  Und wer trotzdem hineinfährt, muss oft rückwärts wieder raus, so eng ist es da.  

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Ebenso voll sind die anderen Parkplätze an der Staumauer:  „Die Autos werden schnell abgestellt, zum Beispiel auf  dem Seitenstreifen der Straße  – und das geht so weiter bis hinauf nach Lantenbach“, sagt eine Mitarbeiterin des   Ordnungsamts, während sie Knöllchen schreibt. „Die Leute wollen nah am Wasser parken und nicht weit laufen.“ Dabei entdeckt sie ein falsch geparktes Auto, an dessen Fahrertür der Zündschlüssel steckt. Sie wundert sich:  „Wünscht sich der Besitzer, dass wir das Auto wegfahren?“

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