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Krebs und Diabetes abgehängtClaudia Bäumer lebt dank viel Bewegung ohne Medikamente

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Lindlar läuft: Sportlerin Claudia Bauemer

Für „Lindlar läuft“ hat sich Claudia Bäumer ein T-Shirt drucken lassen. Nach einer schweren Krebserkrankung hat sie mit Joggen angefangen, auch  Diabetes konnte sie nicht stoppen.

Niederseßmar – Ihr Pensum ist stramm: Claudia Bäumer geht jeden Tag dreimal mit dem Hund raus, zwischendurch joggt sie zehn Kilometer und fährt 28 Kilometer mit dem Mountainbike. Zehn Jahre zuvor konnte sich die Niederseßmarerin nicht auf den Beinen halten. Erst ließ eine Krebserkrankung sie dem Tod ins Auge blicken, dann kam der Diabetes. Doch dank ihres unermüdlichen Bewegungsdrangs lebt die 53-Jährige heute ganz ohne Medikamente.

2007 erhielt Bäumer die schlimme Diagnose

Was ihre Bekannte geschafft hat, sei mehr als außergewöhnlich, sagt Liselotte Schneider. Die Leiterin des Diabetiker-Selbsthilfe Oberberg betreut Claudia Bäumer in ihrer Gruppe und weiß, was eine Erkrankung für die meisten Betroffenen bedeutet: „Diabetes macht müde und kaputt. Die Medikamente haben Nebenwirkungen, Insulin ist ein richtiges Mast-Mittel.“ Woher Bäumer die Energie nimmt, ihre Krankheit so wirkungsvoll in die Schranken zu weisen, kann sich Schneider nicht erklären.

Ende 2007 erhielt die damalige Marienheiderin die Diagnose Krebs. „Ich hatte eine der schlimmsten Formen von Brustkrebs.“ Eine einjährige Leidensgeschichte begann. Sechs Chemotherapien und 36 Bestrahlungen brachten Bäumer an den Rand ihrer Kräfte. „Ich musste mich ständig übergeben. Ich dachte wirklich, ich sterbe.“

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Jeden Tag habe sie 17 Tabletten nehmen müssen, gegen Schmerzen, Bluthochdruck, Übelkeit. „Und auch Psychopharmaka, damit ich das alles ertrage“, schildert die vierfache Mutter. Sie verlor ihre Haare, durch Medikamente nahm sie 30 Kilo Gewicht zu. Als Pflegefall bekam die ehemalige Altenpflegerin eine Haushaltshilfe.

Mit Hund Jacko zurück ins Leben

Die Therapie schlug an, im Jahr 2010 hatte sie das Gröbste überstanden. „Doch ich war in einem desolaten Zustand“, erinnert sich Bäumer. Eines Tages habe sie sich gedacht: „Gott hat mir ein neues Leben geschenkt, jetzt muss ich es in die Hand nehmen.“ 

Damals schaffte sie sich Hund Jacko an, einen Border-Collie-Mix. „Ein forderndes Tier“, sagt Bäumer. Jacko verlangte natürlich täglichen Auslauf, so ging’s zunächst zum Gassi an die Bruchertalsperre. Aus den Spaziergängen wurden bald schnellere Runden. Erst schaffte Bäumer eine halbe Joggingrunde um den Stausee, dann eine ganze, irgendwann drei. Bäumer wurde zur Läuferin, trat an beinahe jedem Wochenende bei irgendeinem Stadtlauf in der Region an.

Ein weiterer Rückschlag

Im Jahr 2014 dann der Rückschlag: Diabetes. Wieder eine Woche Krankenhaus. „Die Bestrahlung hat wahrscheinlich meine Bauchspeicheldrüse in Mitleidenschaft gezogen.“ Täglich musste sie sich Insulin spritzen.

Doch Bäumer wollte sich nicht damit abfinden. Sie stellte ihre Ernährung um – und weitete ihr Sportprogramm aus. Seitdem geht’s jeden Morgen erst zum Gassi, dann um 6.45 Uhr auf die 13-Kilometer-Laufstrecke von Niederseßmar nach Becke und zurück. Nachmittags dreht sie mit dem Mountainbike Runden durchs Oberbergische, „immer so um die 28 Kilometer“. Wenn sie gegen 18 Uhr wieder zu Hause ist, braucht der mittlerweile 14 Jahre alte Hundeherr Jacko natürlich noch mal Auslauf.

Laufen als persönliches Heilmittel

Die Bewegung habe ihr Leben verändert, sagt Bäumer. „Sie regt meinen Stoffwechsel an, senkt meinen Blutzuckersiegel und macht den Kopf frei.“ Dass sie heute keine einzige Tablette, kein anderes Medikament mehr nehmen muss, ist für sie das größte Glück. Die nächste Herausforderung steht bald an: Am 24. Mai startet sie bei „Lindlar läuft“ – im gemächlichen Tempo. „Zeiten sind mir egal. Hauptsache, ich kann wieder laufen.“

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