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Kreisjugendamt in OberbergNetzwerk rund um das Baby erleichtert den Start

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Gummersbach – Die klassische Großfamilie ist sehr selten geworden. Werdenden Müttern und Vätern fehlt so oft das soziale Netz, das sie früher bei Schwierigkeiten in der Schwangerschaft oder den ersten Monaten mit dem Baby aufgefangen hätte.

Hier will der Oberbergische Kreis mit seinem für die Familien kostenlosen Angebot „Frühe Hilfen“ des Kreisjugendamts Eltern von Anfang an und bis zum ersten Geburtstag des Kindes unterstützen. Im Team der Frühen Hilfen sind Familienhebammen und Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen. Sie besuchen die Familien, helfen bei der Versorgung und der Pflege des Babys, geben Tipps zur Ernährung und dazu, wie eine optimale Bindung zwischen Eltern und Kind aufgebaut werden kann.

Mitgetragen wird das Angebot durch den Caritas-Verband, das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und die Arbeiterwohlfahrt (Awo).

Zum Team gehört Familienhebamme Kathrin Weber-Schönstein, die Familien in Reichshof und Morsbach betreut. Sie sagt: „Uns ist es ganz wichtig, die Familien sehr persönlich zu betreuen, um ihnen Sorgen nehmen zu können oder Ängste zu zerstreuen.“

So erlebte sie einen Fall, in dem das Neugeborene einen Ausschlag bekommen hatte. „Das muss nichts Schlimmes sein. Doch nach einer Recherche im Internet waren die Eltern in Panik. Sie dachten, es wären die Masern“, berichtet sie. Weber-Schönstein konnte die Eltern wieder beruhigen.

Das Team unterliegt der Schweigepflicht

Wichtig sei auch, dass die Mitarbeiter der Schweigepflicht unterliegen, betont sie. Selbst in Teamsitzungen werden die Familien anonymisiert, auch das Jugendamt erfährt nichts. Myriam Moro ist eine der Koordinatorinnen der Frühen Hilfen und hebt hervor: „Wir wollen ja mit unserem Angebot nichts aufdecken, sondern Hilfen geben.“ So gehört auch die Begleitung zu Ärzten und Ämtern dazu. Adressen von Krabbelgruppen werden weitergegeben ebenso wie Informationen und Möglichkeiten, sich finanziell unterstützen zu lassen.

Ein Baby-Begrüßungspaket gehört ebenfalls zum Angebot. Das Paket wird von ehrenamtlichen Kräften des Baby-Begrüßungsdienstes weitergegeben, hier organisiert das DRK. Weber-Schönstein und ihre Mitstreiterinnen betreuen auch regelmäßig Flüchtlingsfamilien. Eine besondere Herausforderung, hat die Familienhebamme festgestellt. „Die Kommunikation funktioniert teilweise mit Händen und Füßen und in mehreren Sprachen. Manchmal spricht ein Familienmitglied schon ganz gut Deutsch.“ Ist das nicht der Fall, werden auch schon mal Übersetzer ins Boot geholt.

Das Angebot der Frühen Hilfen beinhaltet aber noch mehr. In den neun betreuten Kommunen – Reichshof, Morsbach, Marienheide, Bergneustadt, Waldbröl, Nümbrecht, Lindlar, Engelskirchen und Hückeswagen – wurden Netzwerke mit regelmäßigen Treffen aufgebaut.

Mit dabei sind unter anderem die Hebammen, Erzieherinnen aus den Kitas, Gynäkologen, die Polizei sowie die Kinderärzte, die sich austauschen und gegenseitig unterstützen. Hier allerdings, das wünscht sich Annemarie Jakob-Ogbukadike vom Kreisjugendamt, wäre es schön, wenn auch Eltern sich an diesen Treffen mit ihren Sorgen, Ideen und Erfahrungen beteiligen würden. Infos dazu gibt es im Internet.

www.obk.de/fruehehilfen.de

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