Lasche Corona-Kontrollen am Krankenhaus„Man hätte auf einem Pferd reinreiten können“

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„Nur keine Panik“: Mit solchen Plakaten warb das Klinikum im März um Verständnis für erhöhte Vorsichtsmaßnahmen.

Gummersbach – Ausgerechnet im Gummersbacher Krankenhaus, dem Ort, der sich eigentlich am besten gegen ein mögliches Einschleppen des Coronavirus schützen sollte, gibt es nur lasche Zugangskontrollen? Als Jörg Röhricht am vergangenen Wochenende seine Frau dort besuchen wollte, erlebte er Erstaunliches.

Am Haupteingang sollte eine einzige Mitarbeiterin darauf achten, dass alle Besucher ihren Screening-Bogen ausfüllen und deren Namen dann mit denen auf der Liste der Leute vergleichen, die sich zuvor auf der jeweiligen Station im Hause angemeldet und einen Besuchstermin vereinbart hatten, schildert der 74-Jährige. Das Problem: „Die arme Frau war gleichzeitig auch für die Patientenaufnahme zuständig und konnte die Lage im Eingangsbereich gar nicht komplett im Blick behalten.“ Sie habe den Wartenden noch zugerufen, sie könnten die Bögen ja auch auf der Station ausfüllen.

Eine Abmeldung war nicht möglich

Röhricht hatte seinen Besuch in Unkenntnis der Regel nicht angemeldet, füllte den Bogen aber auf der Station aus und gab ihn dort ab. Eigentlich hätte er sich beim Verlassen der Klinik dort auch abmelden sollen, damit das Personal die Dauer der Besuche im Blick behalten kann – „aber da war niemand“.

Tags darauf ließ Röhricht es drauf ankommen. Er betrat das Haus durch die Notaufnahme in der Ebene 2: „Keine Kontrolle, keine Zettel zum Ausfüllen, gar nichts. Man hätte auf einem Pferd reinreiten können.“ Ohne Anmeldung und ohne einen Screening-Bogen auszufüllen – der Stützpunkt auf der Station sei ebenfalls nicht besetzt gewesen – , besuchte Röhricht seine Frau und verließ das Krankenhaus später wieder. Sein Urteil: So dürfe sich gerade ein Krankenhaus vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie auf keinen Fall verhalten, das sei „verantwortungslos und ein Fall für die Krankenhausaufsicht“.

Geschäftsführer  appelliert an das Verantwortungsbewusstsein der Besucher

Das Klinikum Oberberg bestätigt die gelockerten Besuchsregeln. Die zum Anfang der Pandemie am Eingang eingesetzten Pflegeschüler seien zurück in der Schule, erklärt Pressesprecherin Angela Altz. Deren Aufgabe werde jetzt von den Mitarbeitern an der Information wahrgenommen. Davon gebe es am Wochenende nur eine, und wenn die gerade mit einer Patientenaufnahme beschäftigt sei, würden die Besucher gebeten, kurz zu warten. Gleiches gelte, wenn das Personal an den Stützpunkten mit der Patientenversorgung beschäftigt sei. Dass dieses Warten von den ohnehin nur einstündigen Besuchszeiten zwischen 15 und 18 Uhr abgeht, nimmt die Klinik in Kauf.

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Auf der Ebene 2 an der Notaufnahme sind laut Klinikum wochentags Grüne Damen, die ehrenamtlich helfenden guten Geister im Krankenhaus, für die Kontrollen eingeteilt. Da viele von ihnen aber älteren Semesters sind und die Klinik in Corona-Zeiten meiden, findet an den Wochenende auf der Ebene 2 gar keine Kontrolle mehr statt. Geschäftsführer Sascha Klein appelliert an das Verantwortungsbewusstsein der Besucher, sich an die Regelungen zu halten. Jörg Röhricht hat sich gestern Nachmittag erneut aus der Klinik gemeldet: „Ohne Maske, auf Ebene 2, keine Grüne Dame, keine Kontrolle – unfassbar!“

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