LindengymnasiumGummersbacher Jugend-Handballerinnen vor dem krönenden Abschluss

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In der Schwalbe-Arena sicherten sich die Handballerinnen des Lindengymnasiums den Landesmeistertitel.

In der Schwalbe-Arena sicherten sich die Handballerinnen des Lindengymnasiums den Landesmeistertitel.

  • Andrea Knitter und Lilian Kraft sprachen mit Spielerinnen, Schulleiterin und Trainern der Handballmannschaft des Lindengymnasiums
  • Wie kriegt man alles unter einen Hut? Was ist das Ziel der Mannschaft?
  • Welche Rolle spielt Sport am Lindengymnasium?

Gummersbach – Die Handballerinnen des Lindengymnasiums haben sich zum zweiten Mal für das Finale der Schulen in Berlin qualifiziert. Als B-Jugend des VfL Gummersbach stehen sie zudem im Achtelfinale um die deutsche Meisterschaft. Wie sie Schule und Handball unter einen Hut bringen und wie das Gymnasium im Bereich Sport aufgestellt ist, darüber sprachen Andrea Knitter und Lilian Kraft mit Schulleiterin Beatrix Will, Lehrer Oliver Sterzik, Trainer Erik Schoppmann sowie den Spielerinnen Ronja Breuer und Hannah Stöcker.

Nach 2017 fahren die Handballerinnen zum zweiten Mal nach Berlin. Wie unterstützen Sie das als Schule?

Beatrix Will: Wir drücken nicht nur fest die Daumen, sondern versuchen auch, sie zu unterstützen. Sei es, dass die Mitschüler das Team während des Unterrichts beim Landesfinale in Gummersbach angefeuert haben oder dass die Sportlehrer Oliver Sterzik, der die Mädchen trainiert, und Gunnar Schmidt, der die Jungenmannschaft leitet, entlastet werden.

Sport-LK ab nächstem Schuljahr

Welche Rolle spielt der Sport an Ihrer Schule?

Beatrix Will: Die tollen Leistungen der Handballerinnen sind sicher in dieser Form eine Ausnahme, insgesamt bieten wir als Schule mehr Freizeitsport. Wir haben seit Jahren eine Sportklasse, die mittlerweile in der neunten Jahrgangsstufe angekommen ist. Außerdem bieten wir einen Kurs Sport/Naturwissenschaften, der auch die andere Seite des Sports beleuchtet und in dem Klassenarbeiten geschrieben werden. Ab dem neuen Schuljahr gibt es weiterhin zum ersten Mal in der Schulgeschichte einen Sport-Leistungskurs.

Welche Rolle spielt der Handball, der ja nicht mehr in vielen Schulen auf dem Lehrplan zu finden ist?

Oliver Sterzik: Handball gehört bei uns zu den Sportarten, die in den fünften und sechsten Klassen angeboten werden und als Profilkurs in der Oberstufe. Wir haben den Unterricht auf wenige Sportarten reduziert, haben aber noch genügend Freiraum, um den Schülern mit seltenen Sportarten wie Flagfootball, Waveboard oder Baseball neue Impulse zu geben.

Beatrix Will: Sport ist wichtig, denn wer sich bewegt, der kann besser lernen.

„Schwer, alles unter einen Hut zu bekommen“

Kann man so einen besonderen Erfolg eigentlich planen? Sich für das Finale der Schulen in Berlin zu qualifizieren und dann auch tatsächlich noch um die deutsche Meisterschaft zu spielen.

Ronja Breuer: Planen kann man es sicher nicht. Insgeheim hofft man aber, dass es so kommt. Und wir hatten es uns auch fest vorgenommen.

Oliver Sterzik: Für die meisten der Spielerinnen ist es aus Altersgründen das letzte Mal, dass sie die Chance haben, als Schulmannschaft nach Berlin zu fahren. Das sorgte für zusätzliche Motivation.

Erik Schoppmann: Nachdem ich die Mannschaft nach einer kurzen Pause wieder übernommen habe, hatten wir das Finale und die Spiele um die deutsche Meisterschaft schon auf der Agenda. Auch wenn wir unsere Ziele in den Wintermonaten etwas aus den Augen verloren hatten. Es kann der krönende Abschluss von einigen erfolgreichen Jahren werden.

Wieso Abschluss? Sie hatten doch die Zielsetzung VfL 2020 ausgegeben, um gemeinsam in den Seniorenbereich zu wechseln. Hat sich das verändert?

Erik Schoppmann: Das war die Zielsetzung, als wir als D-Jugend begonnen haben. Die meisten Spielerinnen machen aber im kommenden Schuljahr Abitur und wollen sich ganz darauf konzentrieren. Wir haben schon jetzt nur einen kleinen Kader mit zwölf Spielerinnen, hören noch welche auf oder haben weniger Zeit, macht es keinen Sinn mehr, weiterzumachen.

Ist die Belastung für die Handballerinnen nicht sehr hoch neben der Schule mit dreimal die Woche Training und dazu die Spiele am Wochenende?

Beatrix Will: Der Zeitfaktor ist schon gravierend, da in der elften Klasse die Klausuren schon mit für das Abitur zählen. Ronja ist ja auch noch Schülersprecherin. Das ist schon ganz schön viel, was sie leisten.

Hannah Stöcker: Es ist schon schwer, alles unter einen Hut zu bekommen. Man lernt, sich richtig zu organisieren und Prioritäten zu setzen.

Erik Schoppmann: Wenn man bedenkt, dass die meisten unserer Konkurrentinnen aus Sportinternaten kommen, ist der Erfolg umso höher einzuschätzen.

Viel Spaß mit der Mannschaft

Was treibt Sie als Spielerinnen an?

Ronja Breuer: Der Spaß steht bei allem im Vordergrund. Ohne Spaß würde ich das alles nicht machen. Ich möchte aber auch was erreichen und habe den Fokus in diesem Schuljahr mehr auf den Handball gelegt. Und dabei auch ein bisschen die Schule vernachlässigt. Das wird sich im nächsten Jahr ändern. Dafür höre ich mit dem Handball auf.

Oliver Sterzik: Ich glaube, es spielt auch eine Rolle, dass die Mädchen schon seit der fünften Klasse zusammenspielen und mittlerweile wie eine Familie agieren.

Sie spielen jetzt seit der D- beziehungsweise seit der C-Jugend Handball, zuletzt mit hohem Aufwand. Haben Sie nie das Gefühl, etwas zu verpassen?

Ronja Breuer: Nein, ich würde es immer wieder so machen. Wir haben ja auch viel Spaß mit der Mannschaft.

Hannah Stöcker: Über den Handball erleben wir viele tolle Dinge. Wir haben bei Turnieren Spieler aus aller Welt getroffen. Das waren Erfahrungen, die einfach nur super waren. Das alles gehört ja auch dazu.

Beatrix Will: Sie nutzen ihre Zeit. Wann soll man es denn auch sonst machen als in den Jugendjahren? Wie sie sich organisieren, ist aber bewundernswert.

Erik Schoppmann: Was können sie sagen, was sie verpasst haben? Was sie über den Sport erleben durften, ist aller Ehren wert und hat die Mädchen über Jahre geprägt.

Oliver Sterzik: Ob man etwas verpasst hat, kann man erst viel später beurteilen. Ich habe als Jugendlicher im Fussball und Tennis nicht alles erreicht, was ich wollte. Da stellt man dann schon einiges in Frage. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich das Erreichte zu schätzen gelernt habe.

Halbfinale ist das Ziel

Wenn Sie nach der Saison den Schlussstrich ziehen, haben Sie keine Angst, in ein Loch zu fallen?

Ronja Breuer: Nein, wir sind ja noch alle zusammen auf der Schule.

Hannah Stöcker: Ich werde beim HC Gelpe/Strombach spielen. Nach dem Abitur möchte ich in Köln studieren und dann mal sehen, wie es weitergeht.

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Mit welchen Erwartungen gehen Sie denn jetzt in die entscheidende Phase dieser Saison? Was haben Sie sich vorgenommen?

Erik Schoppmann: Als Schulmannschaft sollten wir uns schon das Halbfinale zum Ziel setzen. Immerhin standen wir vor zwei Jahren im Finale. Als Vereinsmannschaft stehen wir mit dem Thüringer HC an diesem Wochenende gleich vor einem echten Prüfstein. Es ist der schwerste Gegner, den wir in dieser Phase bekommen konnten. Wenn wir uns gegen den Thüringer HC in Hin- und Rückspiel durchsetzen, dann können wir über das Final Four um die deutsche Meisterschaft im Juni nachdenken.

Oliver Sterzik: Um in Berlin ins Halbfinale zu kommen, müssen wir auch ein bisschen Losglück haben und beispielsweise Leipzig lange aus dem Weg gehen. Andererseits sind wir vor zwei Jahren in der Zwischenrunde fast ausgeschieden und haben uns dann doch fürs Finale gegen Leipzig qualifiziert.

Hannah Stöcker: Es ist schwer, eine Prognose zu geben. Als Mannschaft wollen wie alle zusammen das Bestmögliche erreichen.

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