Nach Karstadt-AusErste Kündigungen in Gummersbach eingetroffen

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Da gab es noch Hoffnung: Von der Unterstützung der Menschen aus dem Oberbergischen waren die Mitarbeiter bewegt. Geholfen hat es am Ende nichts. Jetzt haben auch in Gummersbach die ersten von ihnen ihre Kündigung erhalten.

Da gab es noch Hoffnung: Von der Unterstützung der Menschen aus dem Oberbergischen waren die Mitarbeiter bewegt. Geholfen hat es am Ende nichts. Jetzt haben auch in Gummersbach die ersten von ihnen ihre Kündigung erhalten.

Gummersbach – Mit dem Karstadt-Aus in Gummersbach sind die zu erledigenden Aufgaben für Betriebsratschef Roland Brockhoff nicht weniger geworden. Auch höchst persönlich: „Warten Sie kurz, ich bin gerade dabei, mich arbeitssuchend zu melden.“ Brockhoff ist nur einer der zuletzt 69 Karstadt-Mitarbeiter in Gummersbach, die nun endgültig wissen, dass ihre Tätigkeit für den Konzern am 31. Oktober zu Ende geht.

Das bekommen einige von ihnen gerade auch schriftlich. „Die ersten Kündigungen gehen seit Mittwoch ein. Das haben uns die Kollegen schon berichtet“, sagt der Betriebsrat. Keine Kündigungen erhalten hingegen jene nach Brockhoffs Zählung 42 Mitarbeiter, die sich – wie er selbst – für einen Wechsel in eine Transfergesellschaft entschieden haben. Gekündigt würden jetzt vor allem geringfügig Beschäftigte, die gar keine Wahl hatten und einige wenige, die sich gegen den Wechsel in die Transfergesellschaft entschieden haben.

Helmenstein glaubt nicht an eine echte Prüfung

Auch für diejenigen, die wechseln, werde die Arbeitssuche jedoch schwierig, ahnt Brockhoff. „Man hat uns über die Zentrale aber gebeten, uns jetzt schon arbeitssuchend zu melden, damit uns die Arbeitsagentur bereits im System hat.“ Die Mehrzahl der Mitarbeiter sei 52 Jahre oder älter. „Die Jüngeren mussten ja schon bei den früheren Kündigungswellen das Unternehmen verlassen.“ Als Verkäufer heute einen vergleichbaren Job zu finden, sei ohnehin kaum noch möglicht – nicht erst seit der Corona-Krise, aber jetzt erst recht.

Und die Zeit, einen neuen Job zu finden, wird knapp: Gerade einmal auf sechs Monate befristet sei die Transfergesellschaft, sagt Brockhoff: „Zudem hat sich unser bisheriger Arbeitgeber sehr knapp ausgestattet, was die Finanzmittel betrifft.“ Für Schulungsmaßnahmen bleibe da kaum etwas übrig – wenn nicht die Politik sich noch kümmert und der Bund sich finanziell beteilige. „Aktuell ist das nichts anderes als ein zeitlicher Puffer zur Arbeitslosigkeit“, kritisiert der Betriebsratschef.

Konzern geht nicht auf Rückfragen ein - Mitarbeiter bleiben "tapfer"

Unterdessen hat Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein Anfang der Woche ebenfalls Post aus der Galeria-Zentrale bekommen. Wie den anderen Stadtoberhäuptern der zu schließenden Standorte von 50 Filialen, so soll auch Helmenstein in dem vom Generalbevollmächtigten Arnd Geiwitz, dem vorläufigen Sachwalter Dr. Frank Kebekus und dem Leiter der Unternehmenskommunikation unterzeichneten Schreiben die Entscheidung erläutert werden. Helmenstein findet nicht, dass dies gelungen ist: „Es handelt sich offenbar um einen Serienbrief.“

Auf die Gründe, warum ausgerechnet Gummersbach geschlossen werde, obwohl die Filiale schwarze Zahlen schreibt und auch andere Gründe für den Erhalt sprechen, gehe der Konzern gar nicht ein. Das spreche dagegen, dass die im Juli noch angekündigte Tiefenprüfung der Entscheidung gegen den Standort überhaupt stattgefunden habe, so Helmenstein.

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Daran zweifelt auch Brockhoff. Seine Kollegen und er hatten vor den Kündigungen zuvor noch nicht mal eine Nachricht vom Konzern über das endgültige Aus in Gummersbach erhalten: „Von der Kündigung des Mietvertrags haben wir aus der Zeitung erfahren.“ Umso beeindruckter sei er davon, wie „tapfer“ die Belegschaft damit umgehe: „Normalerweise ist das eine Situation, in der es Krankschreibungen nur so hagelt. Hier passiert nichts dergleichen.“

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