Riskante RückkehrUkrainerinnen aus Gummersbach entgehen Angriff in Krementschuk

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Tod und Verwüstung hinterlässt der Anschlag auf ein großes Einkaufszentrum in der ukrainischen Stadt Krementschuk.

Tod und Verwüstung hinterlässt der Anschlag auf ein großes Einkaufszentrum in der ukrainischen Stadt Krementschuk.

Gummersbach – Die Entscheidung, für drei Wochen zurück in die Ukraine und nach Krementschuk zu reisen, haben sich Albina Nurkhametova (37) und ihre beste Freundin Olena Ranska (38) nicht leicht gemacht. Um ihre Eltern, die sich bislang weigerten das Land zu verlassen, vor Ort unterstützen zu können, machten sich die Geflüchteten am vergangenen Sonntag auf die Reise in die Heimat.

Seit März diesen Jahres wohnen Ranska, Nurkhametova und ihre beiden Kinder in Gummersbach und fühlen sich hier sehr wohl. Dennoch: „Wir hatten immer das Gefühl, unsere Eltern im Stich zu lassen. Sie sind auf Unterstützung angewiesen und das Leben ist für sie sehr schwer geworden“, erklärt Ranska, die sich nach zahlreichen Deutschstunden bereits recht gut mitteilen kann.

In Gummersbach fühlen sich die beiden Frauen wohl

In der Mittagszeit fliegen sie vom Flughafen Köln/Bonn nach Kattowitz in Polen. Von dort geht es mit der Bahn weiter nach Lwiw und schließlich nach Kiew. Hier wartet der Ehemann von Nurkhametova auf die vier, um sie mit nach Krementschuk zu nehmen. Zeitgleich passiert das Unvorstellbare.

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Das 220.000 Einwohner große Krementschuk wird zur traurigen Berühmtheit: Eine Rakete schlägt in ein beliebtes Einkaufszentrum ein und hinterlässt Tod und Verwüstung. Albina Nurkhametova ist wie betäubt. „Eigentlich wollten wir dort auf dem Weg noch Windeln für den Kleinen kaufen. Die Nachricht hat uns aber rechtzeitig erreicht, und wir sind direkt zu unseren Eltern gefahren.“ Diese wohnen jeweils etwa 50 Kilometer außerhalb der großen Industriestadt am Strom Dnjepr in den Dörfern Brovarki und Pavlysh.

Die Mutter von Olena Ranska befindet sich in einer wichtigen Zahnbehandlung, die jäh durch den Krieg unterbrochen wurde. „Der Zahnarzt ist nach Berlin geflohen. Einen neuen Arzt in der Nähe zu finden ist quasi unmöglich“, berichtet Ranska. Dem Smartphone sei Dank konnten sie aus Gummersbach immer den Kontakt halten.

Detonation ließ Scheiben auf in 400 Metern bersten

Beide Frauen leben und arbeiten normalerweise in Krementschuk. „Unser Apartment ist nur etwa 400 Meter vom Einkaufszentrum entfernt. Durch die Detonation sind einige Scheiben in dem Gebäude zerstört worden“, erzählt Albina Nurkhametova. Das erfuhren sie von Freunden, die sich in der Stadt aufhielten, als der Anschlag passierte. Olena Ranska berichtet: „Ein Bekannter von mir arbeitete dort als Kundenberater in einem Haushaltswarengeschäft. Mein Lebensgefährte und ich haben oft unsere Elektrogeräte dort gekauft. Er ist ums Leben gekommen.“

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Dass es nach dem Beschuss auf eine Raffinerie Ende April wieder Anschläge geben könnte, damit haben die beiden gerechnet. „Aber es passierte lange nichts. Das nun unschuldige Menschen in diesem Einkaufszentrum sterben mussten, schockiert uns sehr.“

In ihre Wohnungen werden sie vorerst nicht zurückkehren. Die Lage in Krementschuk sei zu gefährlich. Bei ihren Eltern fühlen sie sich sicher. Beide hoffen, dass sie im Juli wieder wohlbehalten nach Gummersbach zurückkehren können.

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