Trainingsauftakt in GummersbachDer VfL steht vor ungewissen Wochen

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Trainingsauftakt VfL Gummersbach 2020

Schon am Morgen begann das Training im Stadion mit einer Laufeinheit.

  • Der VfL Gummersbach ist am Mittwoch in die Vorbereitung für die neue Saison gestartet.
  • Erstmals stand damit auch der neue Trainer Gudjon Valur Sigurdsson am Seitenrand.
  • Doch wegen der Corona-Pandemie steht das Team vor einer ungewissen Zukunft.
  • Vor allem die zusätzlichen Ausgaben durch das Virus bereiten Sorgen.

Gummersbach – Es war eine neue Rolle, in der sich Gudjon Valur Sigurdsson am Mittwochmorgen im Gummersbacher Stadion Lochwiese wiederfand: Erstmals mit Stoppuhr am Rand statt selbst auf der Laufbahn startete der 40-jährige Isländer, der Anfang des Jahres noch selbst als Handballer beim französischen Spitzenclub Paris Saint-Germain auf dem Spielfeld stand, in seine erste Vorbereitung als Trainer des Zweitligisten VfL Gummersbach. „So kompliziert war dieser Wechsel neben die Laufbahn jetzt nicht – das habe ich schon hingekriegt“, sagte Sigurdsson nachher.

Doch noch etwas war anders: Statt vor den Augen von Fans oder Pressevertretern fand der Trainingsauftakt der Gummersbacher Handballer unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt – wegen Corona. Noch am Montag hatten sich die gesamte Mannschaft und das Funktionsteam einem Test unterzogen. Alle Ergebnisse waren negativ, wie VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler sagt.

Kein Geld vom Staat wegen alter Schulden

Die Corona-Beschränkungen werden diese Vorbereitung denn auch so besonders machen im Vergleich zu dem, was Sigurdsson in 25 Jahren als Spieler jedes Jahr erlebt hat. „Es herrscht eine große Ungewissheit“, sagt er. Da, wo sonst die Pläne bis zum ersten Spieltag fein säuberlich ausgearbeitet waren, könne er jetzt von einer Woche zur nächsten planen. Zehn Einheiten pro Woche sind vorgesehen – viermal davon zwei pro Tag. Auch Testspiele sind nicht so einfach wie sonst: Weil beide Mannschaften, die aufeinandertreffen, regelmäßig getestet werden müssen, scheiden die sonst üblichen Spiele gegen unterklassige Teams aus.

Gummersbach Neuzugänge

Neu im Kader sind (v.l.) Julius Fanger (eigene Jugend), Timm Schneider, Diogo Valério, Raul Santos, Mathis Häseler (eigene Jugend) und Trainer Gudjon Valur Sigurdsson.

Auch um das Feld herum bestimmt die Corona-Krise die Vorbereitung auf die neue Spielzeit. Derzeit, so Geschäftsführer Schindler, arbeite der Club an einem Hygienekonzept, um im Oktober mit Zuschauern in der Schwalbe-Arena seinen Angriff auf den Wiederaufstieg zu starten. Ein großes Thema seien dabei die zusätzlichen Ausgaben.

Schindler rechnet vor: „Allein dadurch, dass die Mannschaft regelmäßig getestet werden müsste, könnten uns Kosten von 60.000 bis 100.000 Euro entstehen.“ Hinzu kommen die Kosten für ein mögliches Hygienekonzept und außerdem mögliche Einnahmeausfälle, wenn trotzdem immer noch weniger Zuschauer in die Halle dürfen.

Anträge auf Fördergelder abgelehnt

Nicht nachvollziehen kann Schindler, dass der VfL dabei – Stand jetzt – komplett ohne Geld aus den Fördertöpfen für den Leistungssport auskommen muss. Alle Anträge des Clubs sind abgelehnt worden. Schindler: „Es wurden dabei nur unsere Bilanzen der vergangenen Jahre zugrundegelegt. Der massive Schuldenabbau, den wir im letzten Jahr bewerkstelligt haben, kam uns nicht mehr zugute.“ Das sei unverständlich, findet der Geschäftsführer: „Da ist die Politik gefordert – genauso wie bei der Frage, welche Auflagen gelten.“

Trainingsauftakt Schwalbe Arena

Einen Ball an der Hand hatten gestern wieder die Spieler des VfL Gummersbach.

Einnahmen bekommt der Club gerade vor allem von den Sponsoren und über den Dauerkarten-Verkauf. Staatliche Unterstützung gibt es nur über die Kurzarbeit. Ob sich die mit der Vorbereitung auf die neue Saison vereinbaren lässt, lotet Schindler gerade aus – auch in Gesprächen mit den Spielern über einen Gehaltsverzicht. „Wir wollen aufsteigen, aber auch finanziell im ruhigen Fahrwasser bleiben.“ Sprich: Bevor die dafür vielleicht noch notwendigen Verstärkungen – zum Beispiel auf der Torwartposition, auf Halbrechts oder im Innenblock – überhaupt ein Thema werden, muss neues Geld her.

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Umso wichtiger, findet Schindler, sei „dass es nun offiziell losgeht – nach mehr als 100 Tagen, die die Jungs nicht mehr in der Halle gestanden haben“. Schon bevor dieses Team gestern Nachmittag „endlich wieder Harz an der Hand“ hatte, wie sich Neu-Coach Sigurdsson ausdrückte – also den Handball zu greifen bekam – hatte sich der Isländer vom Fitnesszustand schon ein Bild gemacht: „Sie haben sich gut in Form gebracht. Ich bin zufrieden.“

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