Heute geht’s um KirchenDer dritte Teil unseres Blicks in die Welt der Sagen Oberbergs

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Die Müllenbacher Kirche soll einst Schauplatz einer Bluttat gewesen sein.

Die Müllenbacher Kirche soll einst Schauplatz einer Bluttat gewesen sein.

Oberberg – Die kurzen und dunklen Tage zwischen den Jahren fürchteten die Oberberger einst besonders. Sie gaben acht, dass ihr Tun bloß kein Unheil heraufbeschwor. Der Glaube an das Übernatürliche spiegelt sich auch im Buch „Die Sagen des oberbergischen Landes“ wider, das der in Gummersbach ansässige Autor Heinrich Kleibauer (1882-1973) sammelte und im Jahr 1947 veröffentlichte. In einer kleinen Serie erzählen wir einige dieser Mythen. Heute geht es um Kirchen.

Der fortgejagte Graf

In fast vergessenen Zeiten musste sich der Pfarrer von Müllenbach jede Woche am Sonnabend den Bibeltext für seine Sonntagspredigt vom Schlossherren abholen, der ihn in sein Amt berufen hatte. Der Pfarrer durfte keine Predigt halten, die der Kirchenpatron nicht ausgewählt hatte. An einem Samstag kam der Geistliche aber vergeblich zum Schloss, der Graf war gemeinsam mit einem Spießgesellen auf der Jagd und kam auch den ganzen Tag nicht zurück. Notgedrungen wählte der Pfarrer also den Predigttext selbst aus und stieg am Sonntagvormittag ruhigen Herzens auf die Kanzel.

Der Begleiter des Grafen auf der Jagd war ein wilder Geselle, der sich aus Gottes Wort nichts machte. Absichtlich hatte er den Grafen von der zeitigen Rückkehr abgehalten, um zu sehen, ob der Pastor es wagen würde, ohne genehmigten Text seine Predigt zu halten. Der Pfarrer hatte schon mit der Auslegung des Wortes Gottes begonnen, als der Graf und sein Geselle auf schnaubenden Pferden vor die Kirche stürmten. Polternden Schrittes betraten sie das Gotteshaus, sodass der Pastor einen Augenblick mit der Predigt innehalten musste, dann aber fortfuhr.

Darüber geriet der Herr von Möllenbeck in eine solche Wut, dass er seine Pistole zog und den Pfarrer mitten in seiner Predigt auf der Kanzel erschoss. Die Zuhörer waren erst wie gelähmt vor Schreck, dann fuhr ein einziger Schrei der Empörung durch die Kirche. Die Männer jagten die Frevler davon, niemand hat etwas über ihr weiteres Schicksal erfahren. Die Müllenbacher steckten das Schloss des Grafen in Brand und machten es dem Erdboden gleich. Kein Stein sollte fortan an den Kirchenschänder erinnern.

Ein jähzorniger Patron

Aus Engelskirchen ist eine ganz ähnliche Sage überliefert. Dort durfte der Pastor an den Sonntagen nicht eher mit seiner Predigt beginnen, bis der Patronatsherr das Gotteshaus betreten hatte. Eines Sonntags ließ nun der hohe Herr so lange auf sich warten, dass die übrigen Kirchbesucher schon ungeduldig wurden. Also begann der Geistliche zu predigen. Nach einer Weile erschien dann der Herr aber doch und geriet über die Unbotmäßigkeit seines Pfarrers in einen solchen Jähzorn, dass er den Prediger mit seiner Pistole niederschoss.

Vom Teufel verscheucht

Eine andere Sage soll erklären, warum ein Gotteshaus in Gummersbach entstand – und nicht auf der Gummershardt. Dort, auf der Gummersbacher Hardt, hatten die Menschen vor vielen Jahrhunderten eine Kirche bauen wollen. Es heißt, der Platz für das Vorhaben wurde sorgfältig ausgewählt. Dann wurde der Grundstein gelegt und der Bau begonnen.

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Doch am nächsten Morgen war das Mauerwerk immer wieder zerstört. Das hatte der Teufel getan, der das Gotteshaus hier nicht dulden wollte. Deshalb wurde das Vorhaben auf der Gummershardt aufgegeben und die Kirche um das Jahr 1000 in Gummersbach gebaut. Dort steht sie heute noch.

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