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In Bielstein, Engelskirchen und RünderothSorge um die Kinderarzt-Versorgung

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Kinder-Notdienstpraxis-Engelskirchen

Gummersbach statt Engelskirchen? Das Klinikum Oberberg hat auf Bitten des Kreises bei der Kassenärztlichen Vereinigung Interesse am vakanten Kinderarztsitz in der Nachbarkommune bekundet.

Oberberg – Die Kreispolitik möchte über den Aufsichtsrat des Klinikums Oberberg versuchen, die kinderärztliche Versorgung im Bereich Bielstein, Engelskirchen und Ründeroth sicherzustellen. Das war jetzt Thema im Kreisgesundheitsausschuss, wo Vorsitzender Wolfgang Brelöhr (SPD) die angespannte Situation skizzierte: Demnach gebe es in der Mitte Oberbergs derzeit nur noch fünf niedergelassene Kinderärzte in Bergneustadt, vier in Gummersbach und zwei in Wiehl.

Manche der Zahlen klingen besser als sie sind. Die fünf Pädiater in Bergneustadt etwa arbeiten alle in einer einzigen Praxis und zum Teil nur halbtags oder als Vertretung. Auch in Gummersbach ist eine der Praxen mit zwei Ärzten besetzt.

Zwei Kinderarztpraxen geschlossen

Jeweils eine Kinderarztpraxis in Bielstein und Engelskirchen wurden aber jüngst geschlossen. Laut Kassenärztlicher Vereinigung gebe es Bedarf, zumindest eine Kinderarztpraxis zu erhalten, heißt es in einem Antrag von SPD und Grünen zum Thema. Wie viele Kinderärzte in einer Region vorhanden sein sollten, steht in der Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung. Schließt ein Kinderarzt seine Praxis, muss dieser Sitz in einer bestimmten gesetzlichen Frist nachbesetzt werden – sonst entfällt er.

Übernimmt ein Kinderarzt einen Sitz, muss er nicht zwingend am selben Ort wie sein Vorgänger praktizieren, sondern kann sich irgendwo in der Planungsregion niederlassen – in Oberberg also zwischen Radevormwald und Morsbach.

Gesetzliche Frist ist abgelaufen

Für den Kinderarztsitz in Bielstein ist die gesetzliche Nachbesetzungsfrist inzwischen abgelaufen, berichtet Gesundheitsdezernent Ralf Schmallenbach auf Nachfrage. Dieser Sitz sei zur Hälfte von einem anderen Arzt übernommen worden.

Um den anderen Sitz in Engelskirchen vor dem Wegfall zu sichern, hat das Klinikum Oberberg auf Bitten des Kreises Interesse bei der Kassenärztlichen Vereinigung bekundet. Dies bedeutet zwar nicht, dass sich bereits ein Kinderarzt für die Stelle gefunden hätte, doch immerhin wurde Zeit gewonnen.

Klinikum in Oberberg wohl interessiert an Kinderarztsitz in Gummersbach

Nach kurzer Diskussion hat der Gesundheitsausschuss das Thema einstimmig an den Aufsichtsrat des Klinikums Oberberg verwiesen, in dem ebenfalls Kreistagsmitglieder sitzen und wo nun das weitere Vorgehen besprochen werden soll.

Im Ausschuss hieß es, das Klinikum habe Interesse signalisiert, den Kinderarztsitz im Gummersbacher Krankenhaus zu betreiben. Damit wäre Engelskirchen zwar nicht geholfen, der Sitz aber erst mal für Oberberg gesichert. Vielleicht könne der Kinderarztsitz im Krankenhaus auf zwei Jahre befristet werden, schlug ein Ausschussmitglied vor. Anschließend könne der Sitz wieder nach Engelskirchen verlegt werden - denn im Zuge des Umbaus der alten Bücherfabrik in Ründeroth gibt es Idee, dort ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) mit angestellten Ärzten einzurichten.

Auch kritische Stimmen

Die Ausschussmitglieder waren sich zwar einig, eine Lösung herbeiführen zu wollen. Doch es gab auch kritische Stimmen. So wurde angemerkt, dass der Kreis damit die Arbeit und Verantwortung der Kassenärztlichen Vereinigung übernehme.

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Womöglich gehe es gar an die Kreiskasse, wenn das MVZ defizitär arbeite. Der sachkundige Bürger und Lindlarer Mediziner Michael Neudorf sprach das Grundproblem an: Nach wie vor gebe es viel zu wenig Medizinstudienplätze und damit Arztnachwuchs.

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