Jahre nach dem AbschlussDie erstaunlichen Wege der besten Oberberger Abiturienten

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Als Assistenzarzt der Inneren Medizin arbeitet Matthias Alex im Gummersbacher Krankenhaus.

Als Assistenzarzt der Inneren Medizin arbeitet Matthias Alex im Gummersbacher Krankenhaus.

  • Seit zehn Jahren stellt unsere Zeitung die besten Abiturienten der oberbergischen Schulen vor.
  • Neben dem Rückblick auf ihre Schulzeit, haben uns die Abiturienten damals auch ihre beruflichen Wünsche und Ziele verraten.
  • Zeit, um zu schauen, was die ehemaligen Jahrgangsbesten heute machen. Wir haben bei vier von ihnen mal genauer nachgehakt.

Oberberg – Was ist aus Oberbergs besten Abiturienten der vergangenen Jahre geworden? Wir haben nachgehakt – und stellen vier spannende Wege vor.

Matthias Alex

Vor acht Jahren legte auch Matthias Alex am Aggertal-Gymnasium Engelskirchen das Traumabitur mit der Abschlussnote 1,0 hin. Durch ein Praktikum im Gummersbacher Krankenhaus wurde ihm schon zu Schulzeiten klar, dass er gerne Arzt werden möchte. Dank seiner guten Noten erhielt er in Münster einen Studienplatz. Während seines Studiums über sechseinhalb Jahre absolvierte er sein Praxissemester in einem Krankenhaus an der Westküste Australiens.

Als Fachrichtung, die zum Zeitpunkt seines Abiturs noch in den Sternen stand, wählte der 27-Jährige die „Innere Medizin“. Dass er in der Schule einer der besten war, brachte ihm im Studium jedoch keine Vorteile. „Ich musste genau so viel lernen wie alle anderen“, gibt er zu. Dank Fleiß schaffte er schließlich nicht nur sein Studium, sondern kann sich heute sogar schon „Doktor“ nennen.

Aktuell arbeitet Matthias Alex als Assistenzarzt der Inneren Medizin im Gummersbacher Krankenhaus, kam also an den Ort zurück, an dem sein Interesse für die Medizin begann. Sein Wunsch ist eine eigene Praxis. „Ich kann mir gut vorstellen als Landarzt zu arbeiten, da hat man einen engen und sehr persönlichen Bezug zu seinen Patienten.“ Und da er ein Multitalent der Organisation zu sein scheint, ist er auch nach dem Abitur und trotz Studium in einer anderen Stadt der Jugendarbeit beim Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) in Ründeroth treu geblieben. Zurzeit plant der junge Mediziner die Sommerfreizeit nach Kroatien, die er leiten wird.

„Manchmal ist es schon schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen“, gibt der 27-Jährige zu, der mittlerweile zurück in seine Heimat nach Engelskirchen gezogen ist. „Im Nachhinein kann man tatsächlich sagen, dass alles, was ich mir nach dem Abi vorgenommen habe, in Erfüllung gegangen ist“, freut er sich und ergänzt: „Ich habe mich genau für den richtigen Beruf entschieden, meine Arbeit macht mir wirklich Spaß.“

Clarissa Karthäuser

In die Unterwasserwelt tauchte Clarissa Karthäuser nach ihrem Abitur ab. Bereits 2010 hatte die damals 18-Jährige den Wunsch, Meeresbiologie in Kiel zu studieren, und diesen Wunsch erfüllte sie sich. Mittlerweile ist Karthäuser 27 Jahre alt und Doktorandin der Meeresbiologie am Max-Planck-Institut in Bremen. Trotz 1,3-Abi-Schnitt musste sich Karthäuser vor allem im ersten Semester durchbeißen. „Ich war eigentlich gar nicht so gut in Bio und hatte das Fach auch gar nicht in der Oberstufe“, erzählt sie.

Trotzdem musste sie zunächst Biologie studieren, um sich später auf die Meeresbiologie spezialisieren zu können. Als Nebenfach wählte sie Physik. Während ihres Studiums ging Karthäuser für zehn Wochen auf Forschungstauchkurs und nahm an Schiffs-Expeditionen teil. „Das war spannend, denn so habe ich die Unterwasserwelt viel besser kennengelernt und ein besseres Gefühl dafür bekommen.“

Nach ihrer Masterarbeit, zog Karthäuser für ihren Doktor nach Bremen und ging in die Forschung. Aktuell untersucht sie Bakterien, die ohne Sauerstoff auskommen und unter Wasser überschüssige Nährstoffe entfernen. Ihre Arbeit in der Forschung macht ihr Spaß, ob sie dort bleiben möchte, weiß sie aber noch nicht. „Forschung ist sehr wechselhaft, aber Rätsel zu lösen, auf die bisher noch keiner eine Antwort hat, ist schon spannend“, verrät sie. Als Ausgleich geht die 27-Jährige in ihrer Freizeit Tanzen. Das Thema ihrer Doktorarbeit vertanzte sie kürzlich sogar in einer eigenen Choreografie.

Ann-Kathrin Oster

Im Jahr 2012 bestand Ann-Kathrin Oster ihr Abitur am Dietrich-Bonhoeffer Gymnasium Wiehl ebenfalls mit einem Durchschnitt von 1,0. Damals war sie noch unsicher, ob sie nach Marburg oder Freiburg gehen wollte. Erst als sie sich an verschiedenen Universitäten beworben hatte, entschied sie sich gegen das ursprünglich geplante Medizinstudium und für ein Lehramtsstudium in den Fächern Englisch und Biologie.

„Die Fächerwahl kam mir sehr gelegen, da ich mich für Sprachen und auch für Naturwissenschaften interessiere“, sagt die 25-Jährige rückblickend. Für ihr Studium ging Oster nicht an eine ihrer Wunschuniversitäten, sondern schrieb sich in Bonn ein, wo sie auch hinzog und wohnte. Denn allzu weit weg von zu Hause wollte sie dann doch nicht wohnen.

Bevor sie kürzlich mit ihrer Masterarbeit begann, absolvierte sie ein Praktikum im Nationalmuseum in Schottland. Danach zog sie nach Gummersbach und heiratete in diesem Jahr. Trotz dieser intensiven Zeit nahm sie sich Zeit, um ihren Hobbys nachzugehen, und sich in ihrer Heimatgemeinde in Dieringhausen musikalisch zu engagieren.

Daniel Ens

Im ersten Abiturjahrgang, den es am Freien Christlichen Gymnasiums in Gummersbach je gab, erlangte Daniel Ens 2015 sein Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,0. Auf die Frage, was er nach dem Abitur nun plane, berichtete er, für ein Jahr ans Bibelseminar nach Bonn gehen zu wolen. Danach wollte er sich seinen Kindheitstraum erfüllen und Medizin studieren.

Tatsächlich zog der Abiturient in eine Wohngemeinschaft in Bonn, aus dem geplanten Jahr Bibelschule wurden sogar drei Jahre. Für Ens eine ganz besondere Erfahrung, denn er sei dort nicht nur charakterlich und persönlich gewachsen, sondern lernte auch Dinge wie Predigen, die er anschließend in der Jugendarbeit in seiner Gemeinde in Bierenbachtal einsetzen konnte, erzählt er rückblickend. Nach der Zeit in der Bibelschule beschloss er schließlich, wie schon nach dem Abitur geplant, mit seinem Medizinstudium zu beginnen.

Heute wohnt der 21-Jährige noch in derselben WG in Bonn und studiert an der dortigen Universität. Auch wenn Studium und Arbeit in der Heimatgemeinde zeitintensiv sind, hat er Spaß daran und kann nebenbei seinen Hobbys, wie dicke Bücher lesen und Klavier spielen, nachkommen. „Ich habe ein vernünftiges Leben“, sagt er und lacht.

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