Janine SteegerWie eine RTL-Moderatorin zu „Green Janine“ wurde

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Schock auf dem Sofa: Die Katastrophe von Fukushima im Jahr 2011 habe ihr Leben verändert, erzählt die frühere RTL-Moderatorin Janine Steeger.

  • Sieben Jahre lang war sie das Gesicht der RTL-Boulevard-Sendung „Explosiv – Das Magazin“.
  • 2008 löste die gebürtige Engelskirchenerin Markus Lanz an dieser Stelle ab und machte ihren Traum zum Beruf.
  • Drei Jahre später veränderte die Katastrophe von Fukushima Janine Steegers Leben vollständig.

Engelskirchen – „Ich habe schon als Schülerin immer gesagt, dass ich irgendwann die nächste Barbara Eligmann werde“, erinnert sich Janine Steeger an die Zeit am Aggertal-Gymnasium, wo sie 1996 ihr Abitur machte. „Explosiv“ wird seit 1992 ausgestrahlt und flimmert auch heute noch sechsmal pro Woche über den Bildschirm – zu Beginn mit Barbara Eligmann als Moderatorin.

Stars und Sternchen, Events und Party auf dem ganzen Planeten, für Janine Steeger war das ihr täglich Brot. „Ich habe meinen Job wirklich geliebt, hatte tolle Kollegen, habe spannende Menschen kennengelernt“, erzählt die 43-Jährige. Bis zu diesem einen Tag: Die Katastrophe im Atomkraftwerk von Fukushima am 11. März 2011, bei der mehr als 18 000 Menschen starben: „Ich war schwanger, saß auf meinem Sofa und sah mir die furchtbaren Bilder im Fernsehen an. Mir wurde schlagartig bewusst, dass sich etwas ändern muss.“ 

14 Kleidungsstücke pro Saison reichen

Sie wird aktiv: „Die Kapsel-Kaffeemaschine flog als erstes raus.“ Das Auto folgte wenig später. Brust-Operationen und C-Promis, die im Boulevard beliebte Themen sind, wurden für die blonde Powerfrau zunehmend unwichtiger.

„Schon als Schülerin habe ich jeden Pfennig in neue Klamotten investiert, damals noch in meinem Lieblingsladen in Engelskirchen.“ Heute steht sie diesem Überfluss sehr kritisch gegenüber. „Ich habe sogar erfahren, dass man im Grunde mit 14 Kleidungsstücken pro Saison wunderbar auskommen kann.“ 

Nachhaltigkeit bei RTL? Fehlanzeige!

Auch beruflich versucht sie, neue Konzepte zu voranzutreiben, die sich öffentlich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Bei RTL scheitert sie damit. „Der Zuschauer interessiert sich nicht dafür“, habe es damals geheißen. Schließlich steht für sie fest, dass ihr Job nicht zu ihrer neuen Lebenseinstellung passt. Sie kündigt, verzichtet auf eine unbefristete Beschäftigung und ein sehr gutes Gehalt.

„Das war wie ein Befreiungsschlag, auch wenn es zu Beginn nicht leicht war.“ Erstmal führt sie der Weg jedoch zum Arbeitsamt, um den Gründerzuschuss zu beantragen: „Als ich dem Sachbearbeiter meine letzten Gehaltsabrechnungen vorgelegt habe, hatte der wenig Verständnis, dass ich aus freien Stücken so einen Job an den Nagel hänge.“ 

Mann und Familie unterstützen die Neuausrichtung

Zu Beginn läuft es beruflich schleppend. Dann gibt ihr eine Freundin den Namen „Green Janine“ – und plötzlich lief es. „Manchmal brauchst du eben einfach einen Namen.“ Von Freunden und Kollegen erntet sie Bewunderung, aber: „Es gab auch Menschen in meiner Umgebung, die gedacht haben, ich sei verrückt.“

Ihr Mann, den sie bei RTL kennengelernt hat, unterstützt ihr neues Lebensmotto und nimmt in Kauf, dass die ganze Familie viele Kompromisse eingehen muss. „Man kann sich nicht von jetzt auf gleich zu 100 Prozent umstellen. Auch ich trinke manchmal Kaffee aus dem Einwegbecher, weil ich meinen Mehrwegbecher vergessen habe und trotzdem einen Kaffee brauche“, gesteht Steeger, die heute mit ihrer Familie in Köln lebt.

Steeger moderiert auf Messen, Events und Fachtagungen

Sie entwickelt ihre eigenen Strategien. „Kleidung kann man mieten oder Second Hand kaufen, was bei Kindern wirklich Sinn macht. Viele andere Dinge kann man einfach teilen. Zum Beispiel Rasenmäher oder Bohrmaschine mit den Nachbarn.“ Fleisch steht bei den Steegers nach wie vor auf dem Speiseplan – allerdings in Maßen: „Wir müssen alle zurück zum Sonntagsbraten.“

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Beruflich bleibt die gelernte Journalistin bei dem, was sie kann: Sie moderiert auf Messen, Events und Fachtagungen, die sich im weitesten Sinne mit Nachhaltigkeit beschäftigen. Nebenbei macht sie ein Fernstudium im Bereich betriebliches Umweltmanagement und Umweltökonomie. Bei jedem Auftrag „in der grünen Szene“ saugt sie alle für sie relevanten Inhalte auf. Ihre Erfahrungen bringt sie zu Papier. Das Buch soll im Februar 2020 erscheinen: „Ich beschreibe in diesem Buch meinen eigenen Weg, ohne erhobenen Zeigefinger.“ 

Am Freitag um 19.30 Uhr gibt Steeger im Alten Baumwolllager in Engelskirchen einen kleinen Vorgeschmack – mit einem Vortrag unter dem Titel „Vom Fernsehstar zu Green Janine“ Der Eintritt ist frei. 

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