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Karin Nagelschmidts erstes BuchLiebe und Verrat führen zum Showdown

Lesezeit 3 Minuten
„Die Erbschaft“, so heißt das packende Debütwerk der Dieringhauser Autorin Karin Nagelschmidt.

„Die Erbschaft“, so heißt das packende Debütwerk der Dieringhauser Autorin Karin Nagelschmidt.

Oberberg – Motor der rätselhaften Handlung ist der jüngst verstorbene Frank. In seinem Testament hinterlässt er seinem ehemaligen Studienfreunden Orazio, Gregor und Valentin ein Vermögen und eine Villa in Nizza. Einzige Bedingung: Sie müssen das Vermögen in ein humanitäres Projekt in Köln investieren. Dieses haben sie als Team zu gründen, und das in knapper Frist. Erst dann gehört ihnen die Villa. Dummerweise hat sich das Trio vor 14 Jahren aus den Augen verloren.

Karin Nagelschmidt hat ihren ersten Roman vorgelegt: „Die Erbschaft“, erschienen im Bergischen Verlag. Es ist aber kein Lokalkrimi, sondern eine spannende Beziehungsgeschichte. Ist die Aussicht auf die Villa Grund genug, sich zusammenzuraufen? Schon bald stellt sich heraus, dass die Männer weit davon entfernt sind, ein Team zu sein. Und der Notar Dr. Veith heizt mit Briefen des Verstorbenen die schwelenden Konflikte immer wieder an.

Eine spannende Geschichte über Liebe, Verrat und Verantwortung

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Orazio, einem Kunsthistoriker mit Hang zu hübschen Frauen. Seine Ehe mit der kränkelnden Miriam ist freudlos, trotz der beiden Töchter, die Orazio über alles liebt. Gregor ist der skeptische Macher, der hinter dem Nachlass üble Tricks vermutet. Valentin ist ein poetischer Träumer. Und Ada ist seine Freundin, die mit hocherotischer Ausstrahlung die Gruppe zu sprengen droht.

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Karin Nagelschmidt gelingt eine klare Zeichnung der Protagonistenfiguren. Die Frauen bleiben geheimnisvoll bis zum Showdown, der alle mit Schuld und Verstrickung konfrontiert. Geschickt meidet die Autorin die Gefahr, ins Allversöhnende abzugleiten. Lokalkolorit ist bei ihr nie heimattümelnder Selbstzweck, sondern dient der Figurendarstellung. So entsteht eine spannende Geschichte über Liebe, Verrat und Verantwortung, Am überraschenden Ende staunt Orazio, „wie viel Einfluss das Ungesagte doch hat“. Und der Leser empfindet mit den Helden schließlich eine Art Einverständnis mit dem Leben.

Die Autorin, 1957 in Köln geboren, ist frisch pensionierte Lehrerin, unterrichtet hat sie am Kaufmännischen Berufskolleg auf dem Hepel und lebt seit 30 Jahren in Gummersbach. Ihr Talent hat sie unter anderem in der Gummersbacher Schreibwerkstatt entwickelt. Ihr großes Thema sind die Menschen und ihre Milieus, die sie gern und genau beobachtet. „Über mich selbst möchte ich gar nicht schreiben. Da fehlt mir die nötige Distanz“, betont Karin Nagelschmidt. Das sei auch der Grund dafür gewesen, eine männliche Perspektive für ihren Roman zu wählen. „Mich interessiert, was der einzelne unter einem guten Leben versteht.“ Und sie fragt nach den Irrtümern, an denen Menschen oft krampfhaft festhalten – zumindest im Roman kann die Autorin ihre Charaktere davon befreien.

Ihr nächstes Buchprojekt wird übrigens von Flucht und Verfolgung erzählen: „Jetzt habe ich die Zeit dafür.“

Karin Nagelschmidt: „Die Erbschaft“, Bergischer Verlag, 317 Seiten, 13,95 Euro.

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