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Kaum Verstöße gegen KontaktregelnRuhiges Osterwochenende in Oberberg

Lesezeit 5 Minuten
Auch im Nümbrechter Kurpark stellen Ina Coppola und Kevin Holdenreid keine Verstöße gegen die Corona-Regeln fest.

Auch im Nümbrechter Kurpark stellen Ina Coppola und Kevin Holdenreid keine Verstöße gegen die Corona-Regeln fest.

Oberberg – Familie Hermann aus Wendershagen ist zu Besuch bei Oma Irmela. Vater Michael, Mutter Astrid, Sohn Linus (13) und die elf Jahre alten Zwillinge Linn und Linus stehen auf der einen Seite der Hecke, die 72-Jährige ist auf der anderen. Seit kurzem lebt die Senioren in einem betreuten Wohnheim. „Da konnten wir sie an Ostern doch nicht alleine lassen“, sagt Astrid Hermann. Und für Ralf Greb und Robin Wirth gibt es keinen Grund einzuschreiten, als die beiden Männer vom Ordnungsdienst der Gemeinde ihre Runde durch Morsbachs Kurpark drehen: Der Abstand ist gewahrt, die Familie hat das Gelände des Seniorenheims nicht betreten.

Spät am Nachmittag des Ostersonntags ist der Kurpark wie leergefegt – so wie die meisten Orte, an denen man sich in der Freizeit eben gerne tummelt. An Schloss Ehreshoven in Engelskirchen machen Wanderer und Radfahrer kehrt vor Flatterband und Metallketten, auf dem nahen Aggerstrand Loopacabana gähnt die Leere. „Wir finden es richtig, dass so viel zugemacht ist“, urteilt Thomas Miebach, der sich mit Ehefrau Simira und den Töchtern Sofia (2) Annastassia (5) nach der Ostereiersuche im Garten nun an der Agger spazieren geht – so viele.

Kommunen haben Kreis um Amtshilfe gebeten

Denn in Coronastarre ist Oberberg nicht verfallen, ganz im Gegenteil. Wanderer, Walker, Jogger, Familien auf Fahrradtour und Spaziergänger: Oberberger und Ausflügler aus der Nachbarschaft drängt es in die Sonne und hinaus ins Grüne, doch kommt man sich unterwegs nicht zu nah. Abstand ist oberstes Gebot, das wird offenbar beachtet.

Dafür sorgen auch die örtlichen Ordnungsämter, die ihr Personal verstärkt und die Zahl ihrer Kontrollen deutlich erhöht haben. „Und mit Ausnahme der Gemeinde Nümbrecht haben alle Amtshilfe beim Oberbergischen Kreis angefordert“, sagt Kreissprecherin Jessica Schöler, die schließlich für den Kreis von gerade mal vier Verstößen gegen das Versammlungsverbot berichten kann: „Am Biebersteiner Stausee bei Reichshof-Brüchermühle hatte sich eine Gruppe zum Picknick niedergelassen.“

Ruhige Streife

Auch Kevin Holdenried und Ina Coppola brechen an Nümbrechts Rathaus zu einer ruhigen Streife auf: Holdenried arbeitet im Ordnungsamt der Gemeinde, Kollegin Coppola im Schwimmbad „Element“. Jetzt streift sie eine gelbe Weste über. Erste Station ist der Dorfplatz, prompt muss das Duo eingreifen: An der Eisdiele stehen die Kunden Schlange und wer kalte Ware in der Hand hat, der nimmt da Platz auf einer der neuen Sitzgelegenheiten. „Und das geht leider nicht“, sagt Holdenried einem Ehepaar aus Lindlar und erklärt, dass rund um die Eisdiele sozusagen eine Bannmeile von 50 Metern gilt. Er rät zu einer Bank an der Hauptstraße. Das Paar trollt sich und murmelt etwas von einem schlechten Witz.

Gemächlichkeit ist unterdessen auf dem Campingplatz in Wiehl-Bielstein angesagt. Ohnehin ist dieser nur für Langzeitnutzer und Dauercamper geöffnet. Wasser bekommen sie derzeit nur an einer Zentralstelle. „Sonst wären schon 600 Leute auf dem Platz“, erklärt Platzwart Darek Ehrling. Anders sieht es an der Aggertalsperre aus, in Gummersbach-Lantenbach haben Anwohner nicht ohne Grund viel rot-weißes Flatterband gespannt: Auf den öffentlichen Parkplätzen wird’s immer wieder eng.

Auch die Polizei erlebt ein ruhiges Osterwochenende

Mit dem kuriosesten Verstoß gegen das Versammlungsverbot kann wohl Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein aufwarten: „Am Samstagabend haben es sich drei Männer in den Dreißigern mit kühlen Getränken auf dem Dach des Lindengymnasiums an der Moltkestraße gemütlich gemacht. Klar, dass das Trio den Platz räumen musste. „Das Hinunterklettern klappte aber dann ohne Probleme.“

Vom Parkplatz an einem Lebensmittelmarkt in die Zelle ging es am Samstagabend nach 20.30 Uhr für einen Waldbröler (31), der sich in Waldbröl-Hermesdorf – verbotenerweise – mit drei Freunden getroffen hatte und sich dann dem folgenden Platzverweis widersetzte. Doch war dies nur einer von insgesamt drei Fällen, bei denen die Polizei den Streifen der Ordnungsämtern zu Hilfe eilen mussten. Denn auch aus Sicht der Polizei sei das Wochenende ein ruhiges, betont Sprecherin Monika Treutler.

Drei weitere Anzeigen schrieben die Polizeibeamten, erneut in Waldbröl, zudem auf dem Gelände einer Tankstelle an der Brölstraße, dort hatten sich am Sonntagabend drei Personen getroffen. Ähnliche habe sich in der Nacht zuvor gegen 1.40 Uhr Feuerwehrgerätehaus in Radevormwald abgespielt, dort gab es danach zwei Anzeigen.

Waldbröls Bürgermeister Peter Köster spricht derweil von insgesamt 14 Fällen und 43 Oberbergern, die jetzt ein Bußgeldverfahren erwarte. „Das sind überwiegend Jugendliche“, sagt Koester und betont, dass es bei allen Kontrollen sehr ruhig zugegangen sei. Schwerpunkte waren etwa die Wendehämmer in den Gewerbegebieten, die oft als Treffpunkt dienten. „Die Leute glauben offenbar, dass wir sie da nicht finden.“ Koester ist mit dem Verlauf des Wochenendes zufrieden: „Kompliment, dass alle so diszipliniert waren.“

Osterfeuer sind der Polizei nach Angaben von Sprecherin Treutler nur zwei gemeldet worden, in Waldbröl-Geilenkausen und in Reichshof-Wolfkammer. „Die zuständigen Ordnungsämter haben sich dann um alles um alles weitere gekümmert.“ (höh)

Wer derweil am Wasser sein Badetuch ausbreitet, wahrt die Distanz zum nächsten Sonnenbader. Viele sind es sowieso nicht. Eine Ausnahme sind dort indes die Motorradfahrer, die ohnehin in Gruppen durch Oberberg kurven und bei ihren Pausen die Regeln des guten Abstands gern vergessen – so auch auf dem Gelände einer Tankstelle in Marienheide-Kalsbach.

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Viel Platz wünschen sind auch Nicole Hessfeld, Sohn Vincent und Lebensgefährte Stefan Schulz. An Schloss Gimborn in Marienheide haben die drei das Auto geparkt. Ein letzter Blick in die Wanderkarte, den Rucksack festgezurrt, die gut 15 Kilometer lange Wandertour kann starten. Denn mit dieser Ostertradition wollen die Bergisch Gladbacher auch in Corona-Zeiten nicht brechen. „Allerdings meiden wir unsere Stammstrecke rund um den Altenberger Dom“, schildert Nicole Hessfeld. „Da ist es heute viel zu voll, man kann sich nicht mehr aus dem Weg gehen.“

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