Kein bergischer Partner in SichtKosten für Theater in Gummersbach sorgen für Skepsis

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Das Siegener Apollo-Theater war eine der Spielstätten, die sich Politik und Verwaltung aus Gummersbach angesehen haben.

Das Siegener Apollo-Theater war eine der Spielstätten, die sich Politik und Verwaltung aus Gummersbach angesehen haben.

  • Der Kulturausschuss und der Stadtrat beraten in dieser und der kommenden Woche über das geplante neue Theater für Gummersbach.
  • Das Konzept kommt auch in der Politik gut an, doch die Finanzierung bereitet Sorgen.

Gummersbach – 110 Veranstaltungen pro Jahr, eine Doppelspitze mit einem Intendanten sowie einem kaufmännischen Leiter, 550 bis 600 Sitzplätze sowie ein komplett neues Foyer: Das sind nur einige der Punkte, die in dem Konzept für ein neues Gummersbacher Theater zu finden sind. Am Donnerstag dieser Woche berät der Kulturausschuss über das Papier, kommende Woche dann der Rat.

Der Stadtrat soll dem Konzept sein Okay geben, damit die Stadt im Rahmen der Regionale 2025 die nächste Hürde nehmen kann. Denn erst nachdem der Lenkungsausschuss der Regionale dem Projekt den B-Stempel verleiht, kann in Gummersbach mit der Sanierungsplanung begonnen werden. Und erst wenn diese auf dem Tisch liegt, wird es verlässliche Zahlen darüber geben, was Umbau und Kernsanierung des mehr als 45 Jahre alten Gebäudes kosten, sagt Bürgermeister Frank Helmenstein, der sich an Spekulationen, die die Baukosten betreffen, nicht beteiligt. Diese zu ermitteln, sei bis dato nicht seine Aufgabe gewesen.

Zahlreiche Kulturschaffende brachten ihre Ideen für ein neues Theater bei einem Workshop ein.

Zahlreiche Kulturschaffende brachten ihre Ideen für ein neues Theater bei einem Workshop ein.

Was Helmenstein vorgelegt hat, ist ein Betriebskonzept. In nicht einmal acht Monaten fanden Besichtigungen, Workshops unter Beteiligung zahlreicher oberbergischer Kulturschaffender sowie etliche Arbeitskreissitzungen im Rathaus statt. Herausgekommen ist ein 35 Seiten starkes Konzept, das verrät, wie ein modernes Theater in Gummersbach aussehen könnte. Und was es kostet. Ausgehend von 18 Festangestellten würden Personalkosten in Höhe von jährlich 1,15 Millionen Euro anfallen.

Zehn Projekte aus dem Kreis für die Regionale 2025

25 Projekte aus den drei Landkreisen befinden sich im aktiven Qualifizierungsprozess der Regionale 2025 „Bergisches Rheinland“. Zwei haben den A-, vier den B- und 19 den C-Status. Aus Oberberg vorgeschlagen beziehungsweise auch in Oberberg realisiert werden sollen:

A-Status: Innovation-Hub „Bergisches Rheinland“ in Gummersbach

B-Status: Bergische Ressourcen-Schmiede auf Metabolon

C-Status Agger-Sülz-Radweg (in allen drei Landkreisen) Schulcampus Nümbrecht Altstadt Bergneustadt Simulationszentrum Agewis III in Gummersbach Umwandlung Alte Bücherfabrik in Engelskirchen-Ründeroth Ein Theater für Gummersbach und das Bergische Rheinland Kompetenzteam Bestandsimmobilien (Oberbergischer Kreis) Bergische Schnellbusse zur Erschließung „schienenferner Räume“.

Wer aufsteigt und Förderanträge stellen kann, entscheidet der Lenkungsausschuss der Regionale. Er besteht aus den Landräten der drei Kreise, Vertretern des NRW-Kommunalministeriums, der Bezirksregierung sowie je einem Bürgermeister aus den drei Landkreisen und einem der Oberbürgermeister der Städte Köln, Bonn und Leverkusen. (kn)

Für die künstlerische Ausgestaltung sind weitere 1,2 Millionen Euro angesetzt. Dem stehen Einnahmen von 889.000 Euro gegenüber, so dass allein hier schon eine Lücke von 320 000 Euro klafft. In der Summe heißt das, dass bereits ohne jährliche Betriebskosten und Abschreibung ein Minus von 1,5 Millionen Euro im Raum steht. „Am Ende landen wir bei mehr als zwei Millionen Euro, die die Stadt jedes Jahr drauflegen muss“, fürchtet denn auch SPD-Fraktionschef Thorsten Konzelmann.

Ohne weitere Mitfinanciers wie etwa dem Oberbergischen Kreis sei schon der Beschluss, das Konzept bei der Regionale einzureichen, „waghalsig“, findet Konzelmann, denn aktuell gingen alle Kosten für ein Theater des Bergischen Rheinlands ganz zulasten der Stadt Gummersbach. Man müsse daher ernsthaft in Erwägung ziehen, bereits zum jetzigen Zeitpunkt die Reißleine zu ziehen. Es stehe außer Frage, dass die Schließung des Stadttheaters eine Lücke im kulturellen Angebot der Stadt hinterlassen habe, sagt Konzelmann, denn nicht alles könne von der Halle 32 aufgegangen werden. Er fragt aber: „Ist das, was dann noch an Lücke bleibt, es wert, so viel zu investieren?“

Finanzierung bereitet auch CDU Sorge

Skepsis in Sachen neues Theater herrscht auch bei der CDU. Das Konzept als solches findet Fraktionschef Jörg Jansen „gut und tragfähig“, doch bei der Finanzierung legt sich auch seine Stirn in Sorgenfalten. Seine klare Ansage lautet dann auch, dass die CDU-Fraktion die bis dato bekannte Finanzierung „nicht 1:1“ mittragen werde. Und das liegt vor allem daran, dass Gummersbach bis dato alles alleine finanzieren müsse. „Die Finanzierung eines Theaters des Bergischen Rheinlands muss auf mehrere Schultern verteilt werden müsse. Andernfalls stimmt der Name nicht“, sagt Jansen.

Wie Konzelmann begrüßt der CDU-Fraktionschef, dass das Theater, so es umgesetzt würde, einen Intendanten bekommen soll, der auch für die Halle 32 zuständig wäre. Bürgermeister Helmenstein sagt: „Mit Verwaltungskräften aus dem Rathaus ist so eine Aufgabe nicht zu leisten. So ein Theater braucht ein Gesicht, einen Botschafter.“

Neben attraktiven Gastspielen aus allen Sparten der Bühenkunst soll das Programm eines neuen Theaters auch professionelle Produktionen zeigen, die mit Gastkünstlern im eigenen Haus produziert werden. Dieses duale Programmkonzept kennt man in Gummersbach vom Besuch des Siegener Apollo-Theaters. Erklärtes Ziel ist, ein künstlerisch anspruchsvolles Programm zu zeigen, das aber nicht elitär sein soll.

Im Bereich der Eigenproduktionen soll sich ein neues Theater künstlerische Kooperationen mit Partnern in der Region Bergisches Land suchen. Ein Partner könnte der Bergische Löwe in Bergisch Gladbach sein.

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