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Kind & Co. entlässt 60 MitarbeiterVerluste schreiben oder aussteigen

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Bielstein – Das Bielsteiner Edelstahlwerk Kind & Co. gibt seine Ringwalzenproduktion auf und baut 60 der aktuell 570 Arbeitsplätze ab. Das hat die Unternehmensleitung den Mitarbeitern am Dienstag bei einer Informationsveranstaltung bekanntgegeben.

In einer anschließend verbreiteten Erklärung nennt das Unternehmen als Grund einen immer härter werdenden Wettbewerbsdruck, dem mit hiesigen Kostenstrukturen nicht begegnet werden könne.

Mit dem Betriebsrat sollen kurzfristig sozialverträgliche Lösungen für die betroffenen Mitarbeiter erarbeitet werden. Die Gespräche sollen so schnell wie möglich beginnen.

„Wir sind nicht mit einer konjunkturellen, sondern mit einer strukturellen Krise im Ringwalzenbereich konfrontiert“, erklärt Geschäftsführerin Susanne Wildner: „Entweder man spielt mit und schreibt Verluste, oder man steigt aus.“

Kind & Co. hat sich für den Ausstieg entschieden. Dadurch verbessere sich das Ergebnis für die gesamte Firma und eliminiere verlustbringende Geschäfte. „Die Entscheidung zum Ausstieg war ein sehr schwieriger Prozess, ist aber für die Zukunftssicherung unseres Familienunternehmens wichtig“, sagt Wildner.

In der Ringwalzenproduktion arbeiten nach Unternehmensangaben 77 Mitarbeiter; hier sollen die meisten der 60 Stellen abgebaut werden. Das Kind & Co. Edelstahlwerk ist eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich anspruchsvoller Werkstofflösungen im hochlegierten Stahlbereich. Es besteht seit 126 Jahren als Familienunternehmen, dessen Produktion „trotz der hohen Lohn- und Energiekostennachteile in Deutschland“ auch künftig am Standort Bielstein gesichert werden soll.

Möglich machen soll das der weltweite Ausbau der Geschäftsaktivitäten im Bereich der Freischmiedeprodukte gelingen. Das Freiformschmieden ist zwar das älteste Schmiedeverfahren, heute aber zugleich auch ein flexibles Fertigungsverfahren der modernen Schmiedetechnik, dessen Formgebungsmöglichkeiten praktisch unbegrenzt sind. Kind & Co. stellt einbaufertige Werkzeugstähle sowie rost- und säurebeständige Stähle her. Das Jahr 2014 habe man dank des Erfolgs im Werkzeugstahlgeschäft zufriedenstellend abschließen können, so Susanne Wildner weiter. Für 2015 kündigt die Kind-Geschäftsführerin große Investitionen an. Bereits im Oktober 2013 hatte sich Kind & Co. von 50 Mitarbeitern getrennt. Auch damals hatte Wildner fast wortgleich strukturelle Probleme in der Stahlindustrie sowie hohe Lohn- und Energiekostenden angeführt, unter denen die asiatische Konkurrenz nicht zu leiden habe.

„Defizitärer Bereich war immer wieder Thema“

Die IG Metall wurde von der Entscheidung überrascht und reagierte geschockt. Der defizitäre Bereich der Produktion sei immer wieder mal Thema gewesen, so der Erste Bevollmächtigte Werner Kusel, von einer kompletten Aufgabe des Bereiches sei aber nie die Rede gewesen. Kusel forderte Unternehmensleitung und Betriebsrat auf, in den anstehenden Verhandlungen ebenso sozialverträgliche Lösungen zu finden wie für die 50 anderen Mitarbeiter vor einem Jahr.

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