Königin der InstrumenteGummersbachs neue Orgel hat Konzert-Potenzial

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Knallroter Hingucker: Kreisdechant Christoph Bersch weihte die Orgel, Ursula Brendel begleitet darauf den ersten Gottesdienst.

Knallroter Hingucker: Kreisdechant Christoph Bersch weihte die Orgel, Ursula Brendel begleitet darauf den ersten Gottesdienst.

Gummersbach – Was für ein Klang! Das Prélude aus der „Suite médiévale“ von Jean Langlais war am Sonntagnachmittag das erste Stück, das die St. Franziskus-Gemeinde zu hören bekam. Und noch während Kreisdechant Christoph Bersch das Instrument mit Weihwasser und Weihrauch segnete („Ganz vorsichtig, wir wissen was Feuer und Wasser ihr antun können“), bekamen die Zuhörer einen Vorgeschmack auf das, was mit dem Instrument möglich ist. Man darf sich freuen auf die Konzerte, die hier künftig veranstaltet werden sollen. Beim ersten Lied der Gemeinde „Ein Haus voll Glorie“ nahm Organistin Ursula Brendel das Instrument dann aber wieder deutlich zurück.

„Fast drei Jahre haben wir auf diesen Moment warten müssen“, sagte Bersch zu Beginn des Festgottesdienstes. Coronabedingt konnte nur eine begrenzte Anzahl von Besuchern daran teilnehmen. Das Interesse sei weitaus größer gewesen, berichtete Bersch im Gespräch mit dieser Zeitung. Gefeiert wurde die Messe mit Dr. Peter Seul, einem Dozenten für Kirchenmusik und hervorragendem Organisten, wie Bersch ihn begrüßte. Seul erinnerte daran, dass auch diese Orgel nicht Selbstzweck sei, sondern die Verbreitung von Gottes Wort unterstützen solle.

Im November 2018 war die Orgel bei einem vorsätzlich gelegten Feuer stark beschädigt worden. Der Brand wurde damals rasch entdeckt und von der Feuerwehr gelöscht. Er entpuppte sich bei der späteren Bestandsaufnahme aber als schwerwiegend: Von den 1998 Pfeifen wurde rund die Hälfte zerstört oder irreparabel beschädigt.

Es soll mehr Konzetre gegen in der Zukunft

Das Instrument war erst kurz vor dem Feuer von Grund auf überholt worden. Die nun erforderliche Brandsanierung hat die Gemeinde genutzt, um die Orgel um vier auf 27 Register zu erweitern. 14 Register stammen aus der alten Orgel, 13 kommen neu hinzu. Die historische Speith-Orgel hat einen romantischen Klang, deshalb wurden jetzt viele romantische Register hinzugefügt.

Erklärtes Ziel ist es, das Instrument mehr für Konzerte zu nutzen. Während die Versicherung den Brandschaden in Höhe von 300 000 Euro übernimmt, kommt die Gemeinde für die 120 000 Euro teure Erweiterung selbst auf. Um diesen Betrag zu stemmen, hatte die Gemeinde einige Aktionen gestartet. So wurden Pfeifen gebacken und verkauft. Orgelpfeifen, die überhaupt nicht mehr brauchbar waren, wurden gegen einen Obolus unters Gemeindevolk gebracht.

Für die Restaurierung verantwortlich ist Orgelbaumeister Ralf Müller. Er leitet die Traditionsfirma Speith Orgelbau in Rietberg an der Ems. Das Unternehmen hatte bereits die historische Orgel in der alten Kirche 1929 installiert. Und 1973, als das Kirchenschiff von St. Franziskus baufällig war und abgerissen werden musste, übernahm die Firma Speith auch den Umbau der alten Pfeifen in ein neues, grünes Gehäuse. „Da war damals ein kleiner Junge dabei, und das war ich. Seitdem bin ich mit dem Instrument vertraut“, sagte Müller bei einem Termin während der Sanierungsarbeiten.

300 Orgeln hat er gebaut oder restauriert. Die Orgel von St. Franziskus ist für ihn laut eigener Aussage eine Herzensangelegenheit. Kein Wunder, dass der enorme Brandschaden auch Müller schockte: „Wir hatten sie bei der Überholung so schön hinbekommen“, erinnert er sich. Das Instrument sei ja das Werk seines Vaters gewesen.

Kreisdechant Christoph Bersch nannte die Orgelweihe einen „Glückstag“. „Wir haben zwei Jahre und zehn Monate seit dem Orgelbrand auf diesen Tag gewartet.“ Der Schaden habe sich als gewaltig erwiesen und gewaltig sei auch die Arbeit und die Herausforderung für Orgelbauer Ralf Müller gewesen, das Instrument wieder aufzubauen. Jetzt könne man sehen, hören und ahnen, welch große Leistung hier erfolgt sei. Die neue Orgel sei schöner als je zuvor, denn sie sei noch einmal deutlich erweitert worden, schwärmte Bersch. Er kündigte an, dass neben dem Einsatz in den Gottesdiensten das neue Instrument in diesem Jahr noch in drei besonderen Konzerten zu hören sein soll.

Das grüne Gehäuse, das den Kirchgängern vertraut war, gibt es übrigens nicht mehr: Alle Pfeifen sind nun in einem roten Gehäuse untergebracht.

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