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Aktion „Meine Leidenschaft“Didgeridoo für das ganze Dorf

Lesezeit 3 Minuten
Auch Hündin Nika kommt zur Ruhe, wenn Siegfried Friedrich das Didgeridoo anlegt und zu spielen beginnt.

Auch Hündin Nika kommt zur Ruhe, wenn Siegfried Friedrich das Didgeridoo anlegt und zu spielen beginnt.

Holzwipper – Die Sommerferien haben begonnen – Zeit für die heiße Phase unseres Sommerwettbewerbs „Meine Leidenschaft“, den wir gemeinsam mit der Volksbank Oberberg veranstalten. In dieser Folge dreht sich alles ums Didgeridoo.

„Abends beschalle ich das ganze Dorf“, gibt Siegfried Friedrich lachend zu und zeigt den Platz auf der Terrasse, auf der er in lauschigen Sommerlüften auf seinen Didgeridoos spielt. Hündin Nika ist dann gern dabei. Denn irgendwie hat sie verstanden, dass die tiefen Töne des im Oberbergischen doch exotischen Holzblasinstrumentes nicht nur den Musiker selbst, sondern auch einen quirligen Border-Collie-Mix zur Entspannung bringen.

Tief, sonor und erdig und dennoch ganz unterschiedlich klingen Friedrichs zehn „Didges“, wie die langen tönenden Röhren auch liebevoll genannt werden. Der Rolls Royce unter seinen Instrumenten ist das Didge aus Eukalyptus-Holz, das von dem Aborigine Norman Lane Ngartj in natürlichen Ockerfarben mit dem Design „Bush Potato Dreaming“ verziert wurde. Also frei übersetzt ist es mit „Busch-Kartoffel-Träumen“ bemalt, wobei mit „Bush Potato“ eine blühende australische Pflanze gemeint ist, deren Essenz stimmungsaufhellend wirken soll. Andere Instrumente sind aus Fiberglas, Birnenholz oder eben für Einsteiger aus leichtem Bambus. Doch wie Friedrich schmunzelnd erklärt: „Stimmungsaufhellend sind sie auf ihre Art alle – auch ohne Busch-Kartoffel-Bemalung.“

Das, was dann im Wohnzimmer der Familie ertönt, klingt wie eine Improvisation. Eine wirkliche Melodie zu erzeugen, ist mit dem obertonreichen Instrument nicht möglich. „Beim Spielen werden Silben aneinandergereiht, mal rhythmisch, mal meditativ. Notenkenntnis braucht der Spieler nicht“, erklärt der 65-Jährige. Angefangen hat das Faible für diese Instrumente der Ureinwohner Australiens, der Aborigines, 2011. „Ich blätterte im Angebot der Gummersbacher Volkshochschule. An einem Didgeridoo-Einsteigerkurs blieb mein Blick hängen.“

Der Marienheider meldete sich an, kämpfte fortan mit der Zirkularatmung und brachte gleich von diesem Kurs das erste Bambus-Didgeridoo mit nach Hause. „Für die Zirkularatmung habe ich rund drei Monate gebraucht. Ich habe gedacht, dass es doch gar nicht sein kann, dass Atmen so schwer fällt, doch es war so“, erinnert sich Friedrich lachend. Der monotone Takt eines Metronoms half ihm letztlich dabei, vereinfacht ausgedrückt gleichzeitig ein- und ausatmen zu lernen, um einen langen, hin und her schwingenden Ton zu erzeugen. Wenn der Musiker jetzt seine Wangen aufbläht, um mit seinem Atem diese ungewöhnlichen Töne zu erzeugen und dabei gleichzeitig hörbar Luft holt, sieht das nicht nur beeindruckend aus. Es klingt auch so.

Viel Wissen über die Instrumente hat er sich angeeignet, Kurse bei Didgeridoo-Lehrer Matthias Eder, Mad Matt genannt, in Siegburg haben seine Kenntnisse weiter vertieft. Freunde und Bekannte finden Siegfried Friedrichs Leidenschaft so faszinierend, dass er wiederholt um Auftritte gebeten wurde. „Im sauerländischen Herscheid habe ich an einem Kulturabend teilgenommen. Nach meinem Soloauftritt hatte ich die Möglichkeit, mit zwei Gitarristen zu spielen. Das war so klasse, dass ich es gerne wiederholen würde.“

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Gerade ist der langjährige Betriebsprüfer des Finanzamtes Gummersbach in den Ruhestand gegangen. Das bedeutet nicht nur mehr Zeit für seine Leidenschaft, sondern auch, dass die Teilnehmer der Fortbildungen bei denen er oft Vortragender war, nun ohne musikalische Untermalung durch das Reisedidgeridoos auskommen müssen. „Meine Kollegen kamen immer auf mich zu und fragten, ob ich das Slide Didge wieder dabei habe. Sie fanden das echt spannend.“

Zu seinem Ausstand nahm er natürlich ein Digeridoo mit, um ein letztes Mal für die Kollegen des Finanzamtes außergewöhnliche Töne zu produzieren. Und ab jetzt werden erst einmal wieder die Nachbarn exklusiv mit sonor-erdiger Musik versorgt.

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