Märchenpark GogartenAlle wollten die Heier Zwerge sehen

Lesezeit 3 Minuten

Marienheide – Für die Kinder aus Marienheide und Umgebung war der Märchenpark in der kleinen Ortschaft Gogarten eine Attraktion. „Was gab es nicht alles zu entdecken!“, erinnert sich Ernst Potthoff: „Viele bekannte Märchen wurden nachgestellt. Überall sah man kleine Zwerge und Märchenfiguren.“

Der Marienheider besuchte in den 1960er Jahren die Volksschule in Wegescheid. In den Festschrift zum 600-jährigen Geburtstag von Marienheide hat er seine Erinnerungen an den Märchenpark aufgeschrieben.

Park eröffnete 1933

Als Potthoff die Schulbank drückte, war das Märchenland längst eine Institution. Bereits im Jahr 1933 eröffnete der gelernte Feilenhauer Hermann Schmitz den Park hinter seinem Wohnhaus. Der Mann besaß eine Menge Fantasie, und so bastelte er aus alten Fahrradteilen, Draht, Blech, Röhren und anderen Teilen bezaubernde Figuren. 

Alles zum Thema Phantasialand

Das Besondere am Park war in den Anfangsjahren, dass die mechanischen Zwerge und anderen Wesen von Wasserkraft angetrieben wurden. Potthoff erinnert sich: „Durch Betätigung eines Druckknopfes rannten Igel und Hase los. Es war die reinste Freude für uns Schulkinder, die Märchen in Bewegung zu setzen.“ Die besonders beliebten Attraktionen waren manchmal so stark belagert, dass die Besucher geduldig anstehen mussten.

Bereits im Jahr 1958 war in Gogarten der 20 000. Besucher begrüßt worden. Der immer beliebter werdende Park brauchte schon bald mehr Platz: Weil viele Gäste mit dem Auto anreisten, wurde ein neuer Parkplatz gebaut. Schon ein Jahrzehnt später, im Jahr 1968, zählte der Märchenpark jährlich mehr als 70 000 Besucher, die auf einer Fläche von 13 000 Quadratmetern auf eine märchenhafte Entdeckungsreise gingen. Ernst Potthoff schreibt im Festbuch: „Eine Miniatur-Eisenbahn fuhr durch das Gelände, vorbei an kleinen Häusern und Burgen, über Brücken vorbei an kleinen Teichen.“

Den Nerv der Zeit getroffen

Nur wenig erinnerte daran, dass auf dem Gelände einst die Dynamitfabrik Cramer und Buchholz tätig war. Die Topografie des Geländes passte zum Zwergenreich: Stollen führten in den Berg, Bäume überwucherten alte, aufgegebene Bauten. Überall im Park waren Zwerge verteilt: Manche spielten das Bergische Heimatlied, andere bewachten den im Berg hausenden Drachen.

Das kunterbunte Märchenreich traf den Nerv der Zeit. Ein Grund für den enormen Besucherzuspruch war die günstige Lage: Die Bundesbahn hatte einen eigenen Haltepunkt in Gogarten; mit dem Zug gab es eine direkt Verbindung nach Köln. 1981 starb Zwergenvater Hermann Schmitz. Zu dieser Zeit waren die Besucherzahlen schon merklich rückläufig. Denn gegen neue Attraktionen im weiteren Umland – wie beispielsweise das Phantasialand in Brühl – konnte der Märchenpark in Gogarten nicht mehr bestehen.

Weil sich der Park nicht mehr rentierte, wurde er im Jahr 1984 geschlossen. Die Zeit der Zwerge war vorbei. Heute ist vom einstigen Ausflugsziel nichts mehr zu sehen.

Rundschau abonnieren