Marienheider BürgerbusJungfernfahrt rückt langsam näher

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Bitte noch nicht einsteigen: Im brandneuen Bürgerbus sind vorerst nur die ehrenamtlichen Fahrer unterwegs, um den Mercedes und die Routen kennenzulernen. Vize-Vereinschef Klaus Schellpeper und seine Kollegen haben bis zur Jungfernfahrt in zirka sechs Wochen noch viel zu erledigen.

Bitte noch nicht einsteigen: Im brandneuen Bürgerbus sind vorerst nur die ehrenamtlichen Fahrer unterwegs, um den Mercedes und die Routen kennenzulernen. Vize-Vereinschef Klaus Schellpeper und seine Kollegen haben bis zur Jungfernfahrt in zirka sechs Wochen noch viel zu erledigen.

  • Er rollt bald durch die Straßen Marienheides: Der neue Bürgerbus ist da.
  • Nachdem bereits letzten Monat die Haltestellenschilder montiert wurden, kann der Bus nun getestet werden.
  • In circa sechs Wochen werden die Menschen in Marienheide den Fahrservice „von Bürgern für Bürger“ in Anspruch nehmen können.

Marienheide – Der Bus ist da, doch Einsteigen ist noch nicht erlaubt. In diesen Tagen ist der brandneue Marienheider Bürgerbus gleichsam auf Werbetour. Einige neugierige Blicke zieht der weiße Mercedes Sprinter auf sich, als er am Samstag vom Marienheider Busbahnhof durch Stülinghausen nach Rodt rollt. Auf der Hei haben schon viele mitbekommen, dass dieses Fahrzeug bald in Diensten des Bürgerbusvereins unterwegs ist – obwohl die großen Aufkleber mit dem Schriftzug noch fehlen.

Der Vize-Chef des Bürgerbusvereins, Klaus Schellpeper, hat sich an diesem Vormittag hinters Steuer gesetzt, um ein paar der künftigen Haltestellen abzuklappern. Nachdem bereits im vergangenen Monat entlang der vier Routen ein paar Dutzend Schilder mit dem „H“ installiert wurden, steigt Schellpeper am Haltepunkt an der Ostlandstraße in Rodt auf die Leiter und pappt einen Vereinsaufkleber an das Schild.

Mit Führerschein und Personenbeförderungsschein

Noch bereiten Vereinschef Matthias Pack und sein Team die Jungfernfahrt vor, erst in zirka sechs Wochen sollen die ersten Marienheider den Fahrdienst „von Bürgern für Bürger“ in Anspruch nehmen können. Bis dahin ist noch einiges zu tun. Im Bus lagern Kisten mit Arbeitsmaterial. Schellpeper will hinter dem Fahrersitz noch eine Plexiglasscheibe anbringen und an der Haltestange daneben einen Desinfektionsmittelspender – alles für den Corona-Schutz.

Gima-Express

Eine Art Bürgerbus gab es in der Gemeinde Marienheide schon einmal. Doch nur ältere Einwohner können sich an den „Gima-Express“ erinnern, der kurz nach der kommunalen Neugliederung zum 1. Januar 1975 von der Gemeindeverwaltung auf Strecke geschickt wurde. „Gima“ war das Akronym für die Orte Gimborn und Marienheide, zwischen denen der Kleinbus einst verkehrte, mit Haltestationen etwa in Dürhölzen, Obersiemeringhausen, Kempershöhe und Scharde. Ein Busunternehmer aus Gummersbach-Berghausen betrieb die Linie im Auftrag der Gemeindeverwaltung, die damit die damals neu dazugekommenen Außenorte besser an das Zentrum anbinden wollte. Von Dauer war die Kleinbuslinie allerdings nicht: Die freiwillige Ausgabe der Gemeinde wurde von Aufsichtsbehörden nicht mehr geduldet, als sich die Finanzsituation der Kommune einige Jahre später verschlechterte. (ag)

Der Bus bietet Platz für acht Passagiere, auch Rollstuhlfahrer können über eine kleine Rampe in den Bus gelangen. Doch um dem Hygieneschutz gerecht zu werden, sollen zunächst voraussichtlich weniger Fahrgäste mitgenommen werden. In kleinen Gruppen schult Schellpeper in diesen Wochen auch seine ehrenamtlichen Fahrer: Jeder der 15 Männer soll sich hinterm Lenkrad an den Bus gewöhnen und die Strecken kennenlernen.

In einer weiteren Schulung geht’s nächste Woche um die Vorschriften des Nahverkehrs, sagt Schellpeper: „Da erfahren wir, was erlaubt ist und was nicht. Unter anderem ist es untersagt, einen Passagier zusteigen zu lassen, der weiter als hundert Meter entfernt von einer Haltestelle steht.“

Die Eingewöhnung auf den Bus ging bei Schellpeper recht schnell. Der heutige Erlinghagener steuerte schon Busse, als er als junger Soldat am damaligen Bundeswehr-Stützpunkt in Marienheide stationiert war.

Später war er Verkehrsleiter bei einem Entsorgungsunternehmen in Kürten, fuhr nebenbei für Busunternehmen. Sein Lkw-Führerschein sei aber mittlerweile ausgelaufen, berichtet der 67-Jährige: „Doch den brauche ich auch nicht, um den Bürgerbus zu steuern.“ Neben dem normalen Autoführerschein benötigen die Fahrer nur ein polizeiliches Führungszeugnis und einen Personenbeförderungsschein.

Den gibt es nach der Untersuchung bei einem Arbeitsmediziner. Die Kosten für die Papiere trage der Verein, sagt Schellpeper – und wirbt damit zum Mitmachen. Denn der Fahrerpool soll noch auf 20 bis 24 Fahrer wachsen, um das Ehrenamt auf vielen Schultern zu verteilen. „Dann müsste jeder Fahrer oder jede Fahrerin nur eine Tour pro Monat übernehmen.“

Laune mache das Fahren garantiert – der 150 PS starke Kleinbus mit Automatikgetriebe lasse sich so einfach wie ein Auto steuern, schwärmt Schellpeper. Zudem ist er mit ein paar Extras ausgestattet, wie Standheizung und Standklimaanlage und Handy-Buchsen an einigen Plätzen. Das Laufband in der Frontscheibe, auf dem wie in Linienbussen die Fahrtziele erscheinen, wird noch programmiert.

Der voraussichtliche Fahrplan und der Kontakt zum Verein stehen auf der Homepage.

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