Nach 29 JahrenMichael Bielecke verlässt seine Grundschule Müllenbach

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Als Musiker ist Michael Bielecke in Oberberg bekannt. Seine Schüler kennen ihn zudem als richtig coolen Lehrer.

Als Musiker ist Michael Bielecke in Oberberg bekannt. Seine Schüler kennen ihn zudem als richtig coolen Lehrer.

Müllenbach – Auf seine ersten Schüler wirkte er wie ein Superstar. Als der Lehrer Michael Bielecke am 1. Februar 1990 an der Grundschule Müllenbach seinen Dienst antrat, war er der einzige Mann inmitten eines bis dahin durchweg weiblichen Kollegiums. Und: Der große lächelnde Kerl mit der charakteristischen Glatze brachte seine E-Gitarre mit in den Unterricht – bis dahin hatten die Müllenbacher Grundschüler lediglich Blockflötenklänge gehört. Bieleckes Schützlinge von damals sind längst erwachsen, und er selbst hat mit bald 66 Jahren das Rentenalter erreicht. Am heutigen Donnerstag verabschiedet die Schulgemeinschaft ihren langjährigen Lehrer und Rektor.

Mit Respekt und Gitarre

Dass ihr neuer Kollege ein Gewinn ist, registrierten die Lehrerinnen damals schnell. Viele Schüler verhielten sich gegenüber dem Mann mit der tiefen Stimme merklich respektvoller. Und die E-Gitarre beeindruckte die Kleinen sowieso. Auch Bielecke gefiel es, nach gut einem Jahr habe er gewusst: „Hier will ich nicht mehr weg.“ Dabei hatte er während der Ausbildung noch eine andere Schulform favorisiert. Der gebürtige Braunschweiger war mit seiner Familie nach Bergneustadt gekommen, als er zehn Jahre alt war.

Nach dem Abi am Gummersbacher Jungengymnasium 1971 studierte er zunächst drei Semester an der Musikhochschule in Köln, wechselte dann in der Domstadt an die Pädagogische Hochschule und studierte auf Lehramt für Grundschule und Hauptschule. „Angefixt war ich aber von der Gesamtschule, die war damals im Kommen.“ Doch nach dem zweiten Staatsexamen Ende 1982 blieb dieser Wunsch ein Traum, berichtet Bielecke: „Es herrschte Lehrerschwemme und Einstellungsstopp.“

Stets gerne unterrichtet

Der Pädagoge musste sich seinen Lebensunterhalt mit Jobs verdienen: Er gab Deutschunterricht für Spätaussiedler, half Erwachsenen an der Volkshochschule beim Nachholen des Schulabschlusses und gab Klavier- und Gitarrenunterricht an Musikschulen, alles in Gummersbach und Waldbröl. Eine Zeit, die ihn weitergebracht habe, sagt Bielecke: „Ich hatte viel mit Erwachsenen zu tun – deswegen hatte ich später auch nie Angst vor einem Elternabend.“

Als der Gummersbacher 1990 endlich die Anstellung an der Müllenbacher Grundschule bekam, war Bielecke überglücklich, ging in der Arbeit mit den Kleinen auf. „Auf Grundschulkinder kann man noch sehr prägend wirken“, sagt Bielecke, der stets Wert auf einen respektvollen Umgang legte. Den habe er sich mit Authentizität erworben: „Ich habe es meinen Schülern auch gesagt, wenn ich mal nicht gut drauf war. Kinder sind sehr sensibel und nehmen das wahr.“ Er habe stets gerne unterrichtet – und die vielen Stunden in den Klassen vermisst, als er im Jahr 2002 Schulleiter wurde. Fortan war er mehr mit administrativen Dingen beschäftigt. In seiner Zeit als Schulchef wuchs die Müllenbacher Grundschule, von rund 130 Kindern zu Beginn seiner Karriere auf nunmehr 184. Im Jahr 2008 eröffnete die Offene Ganztagsschule in einem Anbau.

Auch Grundschule habe sich in den Jahren verändert, es sei nicht mehr so idyllisch wie damals, sagt Bielecke im Rückblick. Doch einem gängigen Vorurteil widerspricht er: „Kinder benehmen sich heutzutage nicht schlechter.“ Im Ruhestand möchte Bielecke noch mehr Musik machen. Derzeit ist er Mitglied der Driem Beus und in mehreren Bandprojekten. Auch Reisen steht auf seinem Plan.

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