Überraschung in MarienheideBergisches Drehorgelmuseum ist nun Unesco-Kulturerbe

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Erst als das Buch über „Die Krönung des deutschen Orgelbaus“ kam, erfuhr Dr. Ullrich Wimmer von der Auszeichnung.

Erst als das Buch über „Die Krönung des deutschen Orgelbaus“ kam, erfuhr Dr. Ullrich Wimmer von der Auszeichnung.

  • Erst als das Buch über „Die Krönung des deutschen Orgelbaus“ kam, erfuhr Dr. Ullrich Wimmer von der Auszeichnung.
  • Die Kommission war offensichtlich begeistert von seinem Fachwissen und seiner lockeren Art
  • Nun prangt eine ganz besondere Kachel am Museum

Marienheide – Eine Prüfung ist im Grunde immer mit Aufregung verbunden. Wenn aber der Geprüfte gar nicht weiß, dass er gerade getestet wird, hat sich das mit der Nervosität eigentlich schon erledigt. So erging es jetzt Dr. Ullrich Wimmer, der seit etwas mehr als zehn Jahren in Marienheide-Kempershöhe das Bergische Drehorgelmuseum leitet: Dass er gerade von einer fachkundigen Kommission unter die Lupe genommen wurde, wusste der 72-Jährige gar nicht.

Und dass diese Kommission offensichtlich so begeistert von seinem Fachwissen, seiner lockeren Art, dieses Wissen zu vermitteln, und seiner Freude an seinem Museum war, dass es nun einen ganz besonderen Titel erhalten hat, war ihm zunächst auch nicht bewusst. Bis ihm eine Büchersendung ins Haus flatterte. Seitdem weiß Wimmer: Sein Bergisches Drehorgelmuseum ist nun Teil des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit der Unesco.

Der etwas sperrige Titel des Buches, das in Wimmers Post war heißt „Die Krönung des deutschen Orgelbaus. Welterbe – Hintergründe – Werkstätten“. Es wurde vom Kunst- und Kulturnetzwerk „Deutsche Orgelstraße“ publiziert. Ein Netzwerk, dem auch Wimmer angehört: „Daher dachte ich mir erst mal nicht viel dabei, als das Buch, das ich weder kannte noch angefordert hatte, im Briefkasten lag“, berichtet der Marienheider.

Immaterielles Unesco-Kulturerbe

Es ist ein internationales Prozedere gewesen, das dazu führte, dass Dr. Ullrich Wimmer die von der Unesco geprüfte Kachel an der Fassade seines Bergischen Drehorgelmuseums anbringen konnte.

Im Dezember 2017 hat der Zwischenstaatliche Ausschuss zum Immateriellen Kulturerbe der Unesco im südkoreanischen Jehu über die Nominierung entschieden. Damit wurden Orgelbau und Orgelmusik schließlich als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. Bundesweit waren Orgelbau und Orgelmusik 2014 anerkannt worden. Zu dieser Art Kulturerbe werden unter anderem Formen von Tanz, Theater und Musik gezählt. (kpo)

Eigenes Museum im Verzeichnis entdeckt

Als Wimmer es aufschlug, fand er sein eigenes Museum im Adressverzeichnis und begann mit der Recherche, wie es dazu wohl gekommen war: Er erfuhr von der Kommission, die ihn offenbar besucht hatte, und auch davon, dass im Dezember 2017 der Unesco-Ausschuss in Südkorea darüber entschieden hat, den Orgelbau und die Orgelmusik in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufzunehmen. „Eigentlich denkt doch jeder beim Thema Orgel zunächst an die großen Kirchenorgeln. Dass ich nun auch dabei bin, ist eine wahnsinnige Anerkennung meiner Bemühungen“, sagt der Marienheider und lacht. Denn es freut ihn sehr, dass mittlerweile auch die Drehorgeln, die ja einst als Straßen- und Kirmesinstrumente kaum ernst genommen, sogar ins Lächerliche gezogen wurden, nun doch die ihnen gebührende Wertschätzung erfahren.

Unesco-Kachel hängt am Museum

„Die durch die Unesco geprüfte und genehmigte Kachel, die nun seit ein paar Tagen hier am Museum prangt, unterstreicht die kulturelle Bedeutung der Sammlung, die ich hier zeige“, ist er sicher. Immerhin hat die Drehorgelmusik eine lange Tradition und bedeutete für viele Menschen willkommene Zerstreuung vom oft harten Alltag. Die Kachel mit dem bunten Aufdruck erreichte den Museumsleiter kurz vor seinem Geburtstag: „Das war wirklich ein wunderbares Geschenk!“ Sie bringt allerdings auch eine Verpflichtung mit sich. „Mit dem Unesco-Eintrag ist der Auftrag verbunden, dieses besondere Weltkulturerbe zu bewahren, zu erforschen und Besuchern zu zeigen.“

Aufgaben, die Dr. Ullrich Wimmer seit zehn Jahren mit viel Herzblut erfüllt. 2100 Besucher verzeichnete das Museum im vergangenen Jahr. Leicht rückläufig seien diese Zahlen schon, sagt der Museumsleiter bedauernd, verweist aber auch darauf, dass seine Konzerte auf den rund 250 mechanischen Musikinstrumenten aus mehr als drei Jahrhunderten in der alten Kapelle immer sehr gut besucht seien. Und offensichtlich ist das Bergische Drehorgelmuseum mittlerweile auch international bekannt geworden. Denn vor kurzem war eine Gruppe von vier chinesischen Touristen auf Europareise im ruhigen Kempershöhe zu Gast, die sich auf Englisch und Deutsch alles ganz genau erklären ließen.

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