Masterplan wird verfolgtAggerverband will Zahl der Kläranlagen reduzieren

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Haben den Überblick in Sachen Abwasserreinigung: (v.l.) Aggerverbandschef Prof. Dr. Lothar Scheuer, die Ver- und Entsorgerin Andrea Stoffel und Dr. Uwe Moshage), der für Abwasser zuständige Abteilungsleiter des Verbands, im Klärwerk Brunohl.

Haben den Überblick in Sachen Abwasserreinigung: (v.l.) Aggerverbandschef Prof. Dr. Lothar Scheuer, die Ver- und Entsorgerin Andrea Stoffel und Dr. Uwe Moshage), der für Abwasser zuständige Abteilungsleiter des Verbands, im Klärwerk Brunohl.

Oberberg – Auch wenn der Aggerverband das für eine Erweiterung seines Klärwerks in Ründeroth eigentlich gedachte Gelände nicht erwerben kann, ausgebaut werden soll die Anlage auf jeden Fall. Dass Abwasser von gut 42.000 Einwohnern soll in Zukunft dort geklärt werden – dreimal so viel wie heute.

Im Gegenzug sollen dafür die Kläranlagen in Brunohl (12 400 Einwohnerwerte) und Weiershagen mit zurzeit 15 800 Einwohnerwerte aufgegeben werden. „Notfalls bauen wir in die Höhe“, sagt der neue Abteilungsleiter Abwasser, Dr. Uwe Moshage. Und man meint das wirklich ernst, denn tatsächlich: zweigeschossige Klärbecken gibt es bereits.

2065 sollen die letzten Anlagen umgebaut sein

Der Abbau von Abwasserreinigungsanlagen gehört zum Masterplan Klärwerke, der die Reduzierung von 30 auf 14 solcher Anlagen im Gebiet des Aggerverbands vorsieht.

Um die künftige Größe des Klärwerks Ründeroth möglichst exakt berechnen zu können, werden gerade sämtliche Zuflüsse zur Anlage noch einmal erfasst; das soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Ab 2020 soll der Ausbau geplant und nach Vorliegen der notwendigen Genehmigungen durch die Kölner Bezirksregierung ab 2022 realisiert werden.

Antibiotika-resistente Keime im Abwasser

Wie sich antibiotikaresistente Keine aus dem Abwasser holen lassen und bei welchen Konzentrationen das überhaupt notwendig ist, soll das Forschungsprojekt Hyreka herausfinden. An dem Messprogramm des Landesumweltministeriums dazu ist auch der Aggerverband beteiligt.

Das Thema war vergangenen Herbst in Oberberg hochgekommen, als der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) unterhalb der Kläranlage Ehreshoven Keime gefunden hatte, die gegen elf von zwölf Antibiotika resistent waren. Als Verursacher gerieten das Engelskirchener Krankenhaus und die Landwirtschaft in Verdacht – was beide damals umgehend zurückwiesen.

Krankenhäusern als Verursacher eindeutig zuzuweisen ist ein weiterer Problemstoff im Abwasser, der immer häufiger vorkommt: Kontrastmittel. Einige der Stoffe, die die untersuchten Patienten mit dem Urin ausscheiden, sind auch mit den feinsten Filtern nicht herauszubekommen. Deshalb sind laut Aggerverband die ersten Kliniken im Ruhrgebiet bereits dazu übergangen, den Patienten den Urin mit nach Hause zu geben, damit sie ihn über die graue Restmülltonne in der Müllverbrennungsanlage entsorgen lassen. (kn)

Ründeroth hätte dann in etwa dieselbe Reinigungskapazität wie ein paar Kilometer aggeraufwärts das Klärwerk Krummenohl in Gummersbach-Niederseßmar. Parallel zu Ründeroth arbeitet der Verband gerade an der Stilllegung des Klärwerks Hillesheim bei Much im Rhein-Sieg-Kreis. Das Abwasser von 3000 Einwohnern soll über eine sechs Kilometer lange Druckleitung zur Kläranlage Seelscheid gepumpt werden. Die Anträge dafür sollen noch in diesem Jahr gestellt werden.

Die Auswahl, welches Klärwerk der Aggerverband wann aufgeben will, hängt von mehreren Faktoren ab: Neben dem Alter und dem technischen Zustand spielt auch eine Rolle, welche Anforderungen an die Abwasserreinigung dann gestellt werden. Nach Hillesheim und Ründeroth sind vermutlich Engelskirchen und Wiehl an der Reihe.

Kosten mit einer halben Milliarde veranschlagt

Laut Masterplan sollen im Jahr 2065 die letzten Anlagen umgebaut und die letzten überzähligen Anlagen geschlossen sein. Bei Vorlage des Plans 2017 wurden die Kosten für seine Umsetzung mit einer halben Milliarde Euro veranschlagt.

Doch die Anforderungen an die Klärleistung ändern sich fortwährend. Kürzlich erst sei der Spurenstoff-Dialog des Bundesumweltministeriums zu Ende gegangen, berichtet Verbandsvorstand Prof. Dr. Lothar Scheuer. Spurenstoffe kommen in kleinsten Konzentrationen im Abwasser vor und sind nur mit großem Aufwand herauszubekommen.

Neben antibiotikaresistenten Bakterien wird auch Mikroplastik immer mehr zum Thema (s. Infokasten links). Ziel ist, eine bundesweite Spurenstoffstrategie zu entwickeln.

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