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Angeklagter schweigt vor GerichtLebensgefährtin in Morsbach mit Benzin übergossen

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Von zwei Wachtmeistern wurde der Angeklagte aus Morsbach am Donnerstag zu seinem Platz geführt. 

Bonn/Morsbach – Tief gebeugt, unter schwarzer Baseballkappe und Kapuze und zudem hinter einem Aktenordner verschanzt, wurde der 54 Jahre alte Angeklagte aus Morsbach am Donnerstag von Wachtmeistern im Bonner Landgericht zur Anklagebank geleitet. Ihm werden ein zweifacher Mordversuch sowie schwere Brandstiftung vorgeworfen. Am 27. Dezember 2021 soll er in Morsbach-Ellingen seine frühere Lebensgefährtin (44) mit Benzin übergossen und versucht haben soll, sie anzuzünden. Dabei soll er auch vier Kinder in Gefahr gebracht haben.

Doch äußern wollte sich der zuletzt arbeitslose Lastwagenfahrer am ersten Prozesstag vor dem Schwurgericht dazu nicht. Er wolle sich schweigend verteidigen, hieß es zu Beginn knapp von Verteidiger René Gülpen. Den Ausführungen von Staatsanwältin Claudia Heitmann zufolge soll der Angeklagte mit seiner langjährigen Lebensgefährtin in Streit geraten sein. In seinem Auto soll der 54-Jährige einen Kanister mit Benzin mitgebracht und damit später die Frau überschüttet haben.

Frau aus Morsbach flieht in Todesangst zu Nachbarn

Als er dann versucht habe, sie mit Feuerzeug und Streichholz in Brand zu setzen, gelang der 44-Jährigen die Flucht: In Todesangst riss sie sich die benzingetränkten Kleider vom Leib, rannte fast völlig entkleidet über die Straße und fand Zuflucht bei Nachbarn. Von dort alarmierte sie die Polizei.

Bei dieser Tat aber sollte es wohl nicht bleiben. Denn der Angeklagte – immer noch voller Zorn – soll auf weitere Rache gesonnen haben: Mit dem Wurf eines schweren Steins soll er das Wohnzimmerfenster am Einfamilienhaus zerstört haben, um Benzin ins Haus zu kippen.

Zudem soll er die vier Pflegekinder seiner früheren Gefährtin aufgefordert haben, sich auf die erste Etage zu retten. Kaum waren die Kinder – zwischen vier und 17 Jahre alt – nach oben gelaufen, entzündete er laut Anklage das Benzin: Flammen loderten auf. Die Feuerwehr war sieben Minuten später am Tatort und konnte den Brand schnell löschen, die Kinder waren in Sicherheit.

Angeklagter aus Morsbach spricht von Wahnvorstellungen

Als die Polizei mit zwei Streifenwagen eintraf, habe sich der nun Beschuldigte ohne Widerstand festnehmen lassen, erklärte ein Polizist vor Gericht. Bei der ersten Vernehmung erklärte der mutmaßliche Täter, er habe Wahnvorstellungen, er höre Stimmen. Das habe er einem Arzt in seiner Heimat Togo auch mitgeteilt. Das Gericht hat für den Prozess einen psychiatrischen Gutachter beauftragt, um seine Schuldfähigkeit zu prüfen.

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Hintergrund der Tat soll das angespannte Verhältnis des Paares gewesen sein, das zwölf Jahren liiert war und eine gemeinsame Tochter hat. Die Zehnjährige soll am Tatabend bei den Großeltern gewesen sein. Während des Angriffs soll der Angeklagte, so hat es ein Polizeibeamter protokolliert, die Ex-Freundin angeschrien und gedroht haben: „Du schläfst mit anderen Männern. Ich bringe Dich um.“

Ein Jahr vor dem Verbrechen hatte sich das Paar getrennt, er war aus dem Haus in Ellingen ausgezogen. Für den Prozess sind noch weitere fünf Verhandlungstage angesetzt.

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