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Einsätze in MorsbachFreiwillige Feuerwehr berichtet von Corona-Jahr

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Für die Zukunft sieht Morsbachs Gemeindebrandinspektor Mathias Schneider seine Wehr gut gerüstet.

Für die Zukunft sieht Morsbachs Gemeindebrandinspektor Mathias Schneider seine Wehr gut gerüstet.

Morsbach – Als Ende März vergangenen Jahres in einem Lichtenberger Mehrfamilienhaus die Flammen wüten, sind die Einheiten aus Morsbach, Wendershagen und der Ortschaft Lichtenberg schnell zur Stelle, rasch bringen die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr vier Bewohner des Hauses in Sicherheit und bewahren das Gebäude vor weiterem Schaden. Wenige Tage davor sind die Kräfte nach Rhein gerufen worden: Dort brennt eine Unterkunft für Asylbewerber, für einen Bewohner kommt jede Hilfe zu spät. Er ist tot.

Dies sind die Einsätze, die sich Morsbachs Gemeindebrandinspektor Mathias Schneider besonders eingeprägt haben in einem Jahr, das es so noch nie gegeben hat. „Wir haben zunächst versucht, normal Dienst zu machen“, blickt der bald 61-Jährige auf den Beginn der Corona-Pandemie zurück. „Doch das mussten wir ganz schnell aufgeben.“ Lehrgänge wurden abgebrochen und erst viel später im Jahr fortgesetzt, etwa der für den Umgang mit Atemschutzgeräten. „Theorie und Praxis haben wir im Herbst nachgeholt.“

Das wenige Üben hat natürlich Folgen. „In einem Jahr verlernt man noch nichts“, sagt der Wehrchef. „Aber man merkt schon, dass die Routine verloren geht – bei jüngeren Kameraden eher als bei denen, die seit vielen Jahren dabei sind.“ 322 Mitglieder zählen die Einheiten in Oberbergs kleinster Gemeinde, 164 versehen den aktiven Dienst in zwei Löschzügen und zwei Löschgruppen. Und mit 59 Nachwuchskräften ist die Jugendfeuerwehr eine große Stütze: Zuletzt wechselten elf junge Morsbacher in die Reihen der großen Wehr. „Die Jugend ist sehr wichtig, weil wir bei den Erwachsenen nur wenige Quereinsteiger haben“, erklärt Schneider.

Ihm habe es am Herzen gelegen, gerade in Zeiten der Krise Zeichen zu setzen: So wurden drei der neuen Kameraden feierlich, aber in nur kleinem Rahmen, in die örtlichen Einheiten übernommen. Mathias Schneider: „Wir wollten die Nähe zu allen Kameraden demonstrieren.“ Neben ihm war jeweils der Einheitsleiter dabei. Schneider hofft, dass er solche Übernahmen noch oft vornehmen kann. Aber: „Leider wissen auch wir nicht, ob nach der Pandemie alle zu uns zurückkehren.“ Denn zurzeit übt die Jugendwehr nur online für den Ernstfall. Und das gebe durchaus Anlass zur Sorge.

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124 Einsätze haben Schneider und seine Mannschaft 2020 bewältigt, darunter waren drei Großbrände ebenso wie sieben Wald- und Wiesenfeuer. Und nachdem am 20. April auf dem Gummersbacher Hömerich alles niedergebrannt ist, helfen Morsbacher Kräfte bei den Nachlöscharbeiten. Insgesamt haben sie es im vergangenen Jahr 33-mal mit Feuer zu tun. Zu den weiteren Einsätzen gehören 51 technische Hilfeleistungen, unter anderem geht es um die Beseitigung gefährlicher Stoffe wie Chemikalien oder um Ölspuren. Und zehnmal retten sie Menschen aus Notlagen. Als im Februar indes Orkan „Sabine“ über Deutschland tost, erlebt die Morsbacher Wehr allen Prognosen zum Trotz ruhige Tage.

Feuer in der Natur aber hält Schneider für eine der größten Herausforderungen, denen sich eine Wehr heute stellen muss. „Wir haben darauf reagiert“, betont der Morsbacher mit Blick auf die für 2022 geplante Anschaffung eines speziellen Löschfahrzeugs. Dieses soll in Wendershagen stationiert werden. Überhaupt habe die Morsbacher Feuerwehr in der jüngeren Vergangenheit viel gemacht und sich modernisiert, das Gerätehaus in Holpe bekomme bald den benötigten Anbau. „Wir sind also gut aufgestellt“, betont Mathias Schneider und freut sich, dass die meisten der Kräfte bei Alarmierungen prompt einsatzbereit sind: „Denn viele haben ihren Arbeitgeber gleich in der Nachbarschaft“, führt Schneider aus. Er selbst arbeitet als IT-Projektmanager, gerade allerdings ausschließlich im Homeoffice. „Allein in Holpe und Wendershagen ist die Personaldecke leider etwas dünner.“

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