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Für 2,2 Millionen EuroAlter Bahnhof in Morsbach soll zum Treffpunkt werden

Lesezeit 3 Minuten
Man ahnt, dass Morsbachs Bahnhof ein Schmuckstück war.

Man ahnt, dass Morsbachs Bahnhof ein Schmuckstück war.

Morsbach – Vorsichtig und langsam setzt Christoph Buchen den rechten Fuß auf die rechteckige Stahlplatte im Boden. Dann wippt er ein wenig – prompt senkt sich der rostige Stahl. „Ah, die alte Waage“, erinnert sich das Vorstandsmitglied des Morsbacher Heimatvereins und tritt auch mit dem Linken auf das Rechteck. Lebendig ist Buchens Erinnerung an die Zeit, als hier noch Waren umgeschlagen wurden. „Und hier reisten die Morsbacher zum Vieh- und Krammarkt nach Waldbröl, dann stiegen sie in den Zug“, erzählt er. Seit 1994 aber ist Morsbachs Bahnhof nicht mehr in Betrieb.

Das Gelände und auch das Gebäude, das um 1898 errichtet wurde, verfallen. Im März 2015 ließ der damalige Eigentümer, die Kölner Dienststelle des Bundeseisenbahnvermögens, wenigstens das Dach instandsetzen. Darauf hatte der Heimatverein gedrängt und dafür sogar eine Resolution auf den Weg gebracht. „So bleibt die Feuchtigkeit wenigstens draußen“, sagt Buchen erleichtert, wenn er hinauf zum Dachstuhl blickt: Wegen der schwebenden Holzgiebel nach preußischem Vorbild hat das stattliche Gebäude Denkmalschutz.

Viel Platz für Begegnungen

Jetzt aber soll Leben einkehren: Gerade hat Bürgermeister Jörg Bukowski aus dem neuen Heimatministerium in Düsseldorf die Nachricht erhalten, dass er 2,6 Millionen Euro ausgeben darf. Die Summe kommt aus Fördermitteln für den Städtebau. Fast 400 000 Euro sollen in die Umgestaltung des Kurparks in einen Generationenpark investiert werden, rund 2,2 Millionen Euro sollen aus dem alten Bahnhof einen Treffpunkt, ein „Morsbacher Integrations- und Begegnungshaus“ machen. Das sind 90 Prozent der Gesamtsumme, die Morsbachs Kämmerei insgesamt für dieses Projekt zuvor errechnet hat.

Im November 2016 hat die Gemeinde das mehr als 23 000 Quadratmeter große Grundstück gekauft, mit allem Drum und Dran. „Die Weichen sind also endlich gestellt“, freut sich Christoph Buchen. Nicht nur für Ur-Morsbacher wie ihn ist das eine echte Herzenssache. „Wir haben uns immer für diesen Schandfleck geschämt“, gesteht Buchen. Denn wer Oberbergs kleinste Gemeinde von Wissen aus erreicht, der kommt an diesem (noch) tristen Ort vorbei. Verschwinden sollen auch die Hallen links und rechts von dem Gemäuer. „Die Mietverträge haben wir schon sehr zeitig gekündigt“, berichtet Rathauschef Bukowski, dem zuvor eine andere Förderung entgangen ist – zum Glück, sagt er heute, „denn da wäre nur eine Förderung von 50 Prozent der Kosten drin gewesen“.

Raum für Begegnungen und Veranstaltungen

Die Pläne sehen vor, dass der Bahnhof künftig vor allem Vereinen und Ehrenamtler zur Verfügung steht und Platz für Veranstaltungen und Begegnungen bietet. Das Jugendzentrum „Highlight“ soll dorthin ebenso einladen wie Träger in der Bildungs- und Integrationsarbeit. Sie sollen einziehen in die beiden Lagerhallen im Hochparterre, in den beiden Wohnungen über Wartesaal, Fahrkartenverkauf und dem Büro des Bahnhofsvorstehers. Der letzte hat viele Jahre dort gewohnt, sein Name steht noch auf dem Klingelschild.

Muffig und etwas stickig ist es in den Wohnräumen, aber tatsächlich hat kein Schimmelpilz den Weg da hingefunden. An den Wänden klebt kunterbuntes Blumendekor aus den 60er, vielleicht 70er Jahren. Rote, hölzernere Stufen winden sich hinauf in den Wohnbereich. „Wir vom Heimatverein hatten uns geschworen, dass eine Katastrophe wie die mit der Morsbacher Volksschule nicht noch einmal vorkommt“, sagt Christoph Buchen und erinnert an das alte Fachwerkhaus, aus dessen Lehmwände Pilze wuchsen – bis ein Feuer das Haus Anfang der 1980er Jahre in Schutt und Asche legte. Dann reckt sich Buchen, um ein Dachfenster zu schließen: Schließlich soll die Nässe auch weiterhin draußenbleiben.

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