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Kunterbunter AbschiedMorsbacher Schüler sprühen Graffiti auf Schulgebäude

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Bei der bunten Arbeit: Der Schüler Timo Wagener (vorne), Graffiti-Künstler Kai Niederhausen und Schülerin Kristina Wink.

Bei der bunten Arbeit: Der Schüler Timo Wagener (vorne), Graffiti-Künstler Kai Niederhausen und Schülerin Kristina Wink.

Morsbach – Gerade ist der Abschied kunterbunt und ganz leise wird er wohl auch nicht sein. Denn seit Freitag steht fest, dass Schulen ihre Absolventen nun doch mit einer größeren Feier verabschieden dürfen und ihnen nicht nur die Abschlusszeugnisse in die Hand drücken müssen. Und das will die Morsbacher Leonardo-da-Vinci-Gemeinschaftsschule unbedingt tun. „Wir planen das bereits“, bestätigt Schulleiter Jürgen Greis.

Gerade macht er der Jahrgangsstufe zehn aber schon ein anderes Geschenk: Gibt es sonst Riesenärger, wenn Jugendliche die Spraydose zücken und die Schule in Farbe tunken, so sind gerade alle drei Klassen des letzten Jahrgangs gemeinsam dabei und sprühen ein etwa 40 Quadratmeter großes Graffiti-Kunstwerk auf die Stirnseite des Gebäudes, das auch die Morsbacher Kulturstätte beherbergt.

Kölner Graffiti-Künstler unterstützt Schüler

Und weil’s gut werden soll, ist erneut der Kölner Graffiti-Künstler Kai Niederhausen (38) der Lehrer an der frischen Luft. Er hat schon oft mit Morsbacher Schülern gearbeitet. Zuletzt haben der Mann mit dem Künstlernamen Semor und einige Jugendliche im Frühjahr 2019 dem Bauwagen auf dem Schulhof Farbe gegeben: Darin eingezogen ist ein Kiosk. Eigentlich wäre Niederhausen gerade in Russland unterwegs, doch dem steht Corona im Weg. „Ich habe sofort zugesagt, als die Anfrage aus Morsbach kam.“

Mit Heimatkundler Christoph Buchen skizzierte Niederhausen dann das Motiv, das die Jugendlichen nun mit Farbe füllen. Zu sehen sind die Basilika St. Gertrud und der Aussichtsturm als Wahrzeichen der Gemeinde ebenso wie eine deutsche und eine französische Fahne, die an das 50-jährige Bestehen der Partnerschaft mit Milly-la-Forêt erinnern.

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Das Schullogo fehlt nicht, ein futuristischer Schriftzug formt den Namen „Morsbach“ und nicht zuletzt findet auch das 1125-jährige, inzwischen auf 2021 verschobene Jubiläum Morsbachs seinen Platz in dem Werk. „Das soll aussehen wie ein riesengroßer Aufkleber“, erklärt Kai Niederhausen. Bewusst habe er die Klinkerstruktur der Fassade in die Entwürfe eingearbeitet.

Aber hat Bürgermeister Jörg Bukowski sofort „Ja“ gesagt, als er von der Graffiti-Idee hörte? Die prompte Antwort: „Nein!“ Doch dann habe ihn das Vorhaben überzeugt, „zumal es das Jubiläumsmotto ,Die Republik im Aufbruch – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft’ auf seine ganz eigene Weise aufgreift.“

„Unser Abschied von der Schule ist eben ein anderer“

Schülersprecherin Kristina Wink gehört zu den jungen Leuten, die eine Schutzmaske tragen, die Spraydose schütteln und auf dem Gerüst stehen, das ein Unternehmen aus Friesenhagen gestiftet hat. „Es war schon echt schade, dass unsere Chaos-Woche zum Abschied entfallen musste“, erklärt die 17-Jährige und freut sich, dass sie ihrer Schule etwas Bleibendes hinterlassen darf.

Oliver Eul, ebenfalls 17, sieht das ähnlich. „Unser Abschied von der Schule ist eben ein anderer“, sagt er mit Blick auf die letzten Prüfungen in der vergangenen Woche und den Unterricht, der nur noch aus den Prüfungsfächern bestanden hat. „Doch die Graffiti-Aktion ist einfach nur cool.“

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