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Zwischen Meckenheim und Morsbach80 Kilometer Pendeln bis zum neuen Job

Lesezeit 3 Minuten
Lange Wege legt Christian Nichau täglich zwischen Meckenheim und Morsbach zurück, um bei Montaplast zu arbeiten.

Lange Wege legt Christian Nichau täglich zwischen Meckenheim und Morsbach zurück, um bei Montaplast zu arbeiten.

Morsbach – Ein Auto, das „satt auf der Straße“ liegt, dazu die bergische Landschaft sowie Nachrichten und Comedy aus dem Radio: Für Christian Nichau gibt es Schlimmeres als die 80 Kilometer, die ihn täglich vom Heimatort und seinem Arbeitsplatz trennen. Der 44-Jährige ist seit dem vergangenen April Leiter der Logistikabteilung im Werk I von Montaplast in Morsbach.

Nichau wohnt jedoch im Meckenheimer Stadtteil Merl, gelegen im Rhein-Sieg-Kreis und weit jenseits des Rheins. „Meistens brauche ich für die Strecke etwa 75 Minuten“, sagt Nichau und ergänzt: „Manchmal aber auch zwei Stunden, wenn in Bonn zum Beispiel gestreikt wird und der Öffentliche Nahverkehr lahmliegt.“

Arbeit war plötzlich weg

Die Jobsuche und eine Initiativbewerbung haben den gelernten Industriekaufmann in den oberbergischen Süden und in die Automobilbranche verschlagen. „Als sich mein alter Arbeitgeber eine neue Struktur gab, war meine Stelle plötzlich weg“, erzählt Nichau, der sich nach der Kündigung einen Suchraum zwischen Koblenz und Leverkusen absteckte.

„Am Ende hatte ich drei Jobs zur Auswahl, aber die Tätigkeiten bei Montaplast haben mich am meisten gereizt“, erklärt der gebürtige Bonner seine Wahl. Zuvor hatte er sich zum Industrie-Fachwirt und schließlich zum Betriebswirt weitergebildet und zuletzt in Bonn als Leiter der Materialwirtschaft gearbeitet. „Die Arbeit in Morsbach ist sozusagen der nächste logische Schritt, weil hier der Versand und das Zwischenlager ebenfalls zu meinen Zuständigkeitsbereichen gehören.“ Die „Just in time“-Schnelligkeit, mit der bei Montaplast die Arbeit erledigt werde, und die Kommunikation mit den Kunden in der Automobilindustrie seien weitere Herausforderungen, die ihn gelockt hätten.

„Just in time“ – das ist auch das entscheidende Problem auf Christian Nichaus neuem Weg zur Arbeit. Inzwischen hat er die offenbar beste Zeit ausgemacht, um in Meckenheim aufzubrechen. Er starte er zwischen 6.15 und 6.30 Uhr: „Denn da ist die Bonner Nordbrücke noch recht frei.“ Zwischen 7 und 8 Uhr loszufahren, sei dagegen Wahnsinn.

Zwischenstopp bei den Eltern

Während er morgens dem Radio zuhöre und sich Gedanken über die Aufgaben des Tages mache, verbringe er die Rückfahrt oft mit Freunden telefonierend am Steuer seines schnittigen Autos. „Ich bin heute viel informierter als früher“, freut sich der Logistikchef. Und auch seine Eltern freuen sich über diesen langen Weg zur Arbeit: Sie wohnen in der Nähe der Bonner Rheinaue. Deshalb lege er dort manchmal auf dem Heimweg einen kurzen Zwischenstopp ein. Die Autobahnen 560, 59 und zuletzt 565 seien favorisierten Pisten.

In Oberberg ist Nichau bisher noch nicht abgefahren – außer in Morsbach, versteht sich. Aber das komme noch, da ist er sicher. „Schließlich wandere ich gern“, sagt Nichau. Besser in der weiteren Region kenne er bisher Betzdorf – dort ist ein weiteres Montaplast-Werk ansässig – und Wissen, dorthin führten ihn die Arbeitsfahrten bisher. Der Name Morsbach sei ihm aber nicht ganz unbekannt gewesen, verrät Christian Nichau: „Als ich hierhin gefahren bin, um mit meiner Frau die Strecke abzuschätzen, hat sie sich an die Jugendherberge erinnert: Dort war sie früher als Schülerin.“

Beim Sport – Fußball, Basketball und Golf – und beim Reisen findet der Fan von Bayer Leverkusen Entspannung. Das ist besonders nötig, wenn er gerade mal wieder über die Bundesstraße 478 zwischen dem Autobahnende und Waldbröl durch Rhein-Sieg und Oberberg unterwegs war und sich wieder über die vielen Lastwagen geärgert hat: „Warum nutzen die nicht die Autobahn?“, fragt sich Nichau.

Staus und andere Verkehrsbeeinträchtigungen versucht er zu umkurven: Ständig hat Nichau ein Ohr am Routenplaner. Die Müdigkeit der ersten Arbeitstage in Morsbach habe er inzwischen überwunden, versichert der Meckenheimer. „Mein Körper hat sich an den neuen Rhythmus und auch an das Pendeln gewöhnt.“

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