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Nachwuchs händeringend gesuchtBergischen Speditionen gehen die Fahrer aus

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Markus und Bernd Ueberberg sind wie viele andere Firmen in der Transportbranche händeringend auf der Suche nach neuen Fahrern. Bis dahin sitzen die Chefs öfter wieder selbst am Steuer.

Markus und Bernd Ueberberg sind wie viele andere Firmen in der Transportbranche händeringend auf der Suche nach neuen Fahrern. Bis dahin sitzen die Chefs öfter wieder selbst am Steuer.

Oberberg – „Eine Fußballmannschaft funktioniert auch nur, wenn genügend Spieler im Team sind“, sagt Bernd Ueberberg, der gemeinsam mit seinem Bruder Markus in Engelskirchen einen der größten Getränkegroßhandelsbetriebe im Bergischen leitet. Doch genau da liegt das Problem, das derzeit viele Speditionen und Auslieferer plagt: Sie finden keine Lkw-Fahrer.

Geschäftsführer Ueberberg sitzt deshalb regelmäßig selbst hinterm Lenkrad. Früher habe man die Getränke noch beim Hersteller abgeholt, doch ohne eine ausreichende Anzahl an Fahrern sei das nicht mehr möglich, sodass die Anlieferung jetzt durch Speditionen erfolge.

Viele alte Fahrer – Speditionen fehlt Nachwuchs

Markus Ueberberg ist ratlos: „Wir schalten regelmäßig Anzeigen und suchen bei Social Media – ohne Erfolg.“ Dabei sei die Fahrzeugflotte modern mit Elektrohubeinrichtungen ausgerüstet, Arbeitskleidung werde gestellt, das Lohnniveau liege sehr hoch und Fortbildungskosten würden übernommen. Zudem sei die Arbeit keinesfalls monoton: „Wir beliefern alles, von der Dönerbude bis zum Fünfsternehotel.“ Gerade jetzt in der Karnevalszeit seien sie auf zusätzliche Fahrer angewiesen.

Doch suche er nicht nur kurzfristig Personal: „Unser Stamm von Fahrern gehört schon zur älteren Generation, wir brauchen dringend jungen Fahrernachwuchs.“ Ueberberg bedauert den Wegfall der Wehrpflicht: „Die Bundeswehr hat den Markt früher mit gut ausgebildeten Fahrern versorgt.“

Peter Peisker von der Waldbröler Spedition Peisker Logistik sieht die Lage vor allem auf der Langstrecke problematisch: „Keiner will in den Fernverkehr, alle wollen nur Nahverkehr.“ In den letzten Wochen habe er zwei Lastzüge auf dem Hof stehen lassen müssen. Deshalb behelfe er sich zur Zeit mit Fahrern aus Polen: „Trotz Anhebung der Bezahlung gibt es nur wenige, die den Beruf als Fernfahrer ausüben wollen.“ Als Anreiz biete er Fahrern inzwischen sogar Firmenwagen zur privaten Nutzung.

Auch andere Speditionen im Bergischen suchen nach neuen Fahrern

In Morsbach-Lichtenberg bei der Spedition Schmallenbach sieht es nur geringfügig besser aus. Geschäftsführer Florian Schmallenbach schildert, dass im Herbst und Winter glücklicherweise alle Stellen besetzt werden konnten, nachdem sie im Sommer händeringend gesucht hätten und ebenfalls zwei Lastzüge hatten stehenlassen müssen: „Wir haben nur eine geringe Fluktuation, die meisten Fahrer sind schon sehr lange bei uns.“ Sorge bereite ihm jedoch der hohe Altersdurchschnitt, deshalb sei die Firma weiter auf der Suche. Als Problem sieht er ein geändertes Berufsbild: „Die Überwachung ist stärker geworden, und von der früheren Romantik ist nicht viel übrig.“

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Auch die IHK Köln sieht im Fahrermangel ein gravierendes Problem für die Logistikbranche. Dr. Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Köln und Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik, bezeichnet die Gründe für den Mangel als vielschichtig, sie reichten von den teilweise schwierigen Arbeitsbedingungen bis hin zum Wegfall der Wehrpflicht.

Aus Sicht der IHK Köln gebe es aber verschiedene Ansätze, wie Unternehmen auf das Problem reagieren können: „An erster Stelle steht, als Ausbildungsbetrieb selbst Fachkräfte heranzuziehen. Die Ausbildungs- und Fachkräfteberatung der IHK Köln bietet den Unternehmen Unterstützung an, für potenzielle Auszubildende und Fachkräfte attraktiver werden zu können.“ Eine weitere Möglichkeit für Betriebe könne die verstärkte Rekrutierung von Fachkräften aus dem nicht-europäischen Ausland sein, was demnächst durch eine Änderung des Fachkräfteeinwanderungsgesetz erleichtert werde.

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