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Neue EU-VerordnungGeht den Tätowierern die Farbe aus?

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Klaus Vollmann (r.) tätowiert eine Kundin. 

Oberberg – Sie erzählen Geschichten, spiegeln lebensverändernde Ereignisse oder sind auch einfach nur hübsch anzusehen – Tattoos gibt es in allen erdenklichen Formen und Schattierungen. 

Farblich sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Aber damit könnte bald Schluss sein. Eine neue EU-Verordnung verbietet den Gebrauch eines Großteils der gängigen Farben.

Farbgeschäft künftig nur noch im Untergrund

„Das wird die Branche europaweit hart treffen“, ist sich Klaus Vollmann vom Studio „No Return Tattoo“ in Waldbröl sicher: „Das Angebot würde sich auf die Farbtöne Schwarz und Weiß beschränken“. Besonders nach  den langen Monaten im Lockdown sei dies für viele selbstständige Tätowierer der  Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen könnte. Vollmann warnt davor, dass sich das Geschäft mit den farbigen Tattoos dann im Untergrund abspielen wird. „Mancher wird dann sicher wieder vermehrt verbotene Sachen aus dem Ausland beziehen mit Inhaltsstoffen, die mehr als fragwürdig sind“, befürchtet er. 

Eigentlich sei mit den Verordnungen von 2009 und 2014 bereits dafür gesorgt worden, dass nur unbedenkliche Inhaltsstoffe verwendet werden dürfen, sagt der 51-Jährige, der seit Mitte der 1980er Jahre in der Szene unterwegs ist und die Kunst des Tätowierens 1997 zu seinem Hauptberuf gemacht hat.

Schließung von Studios könnte drohen

Seit der Nachricht über das bevorstehende Verbot  bestimmter Farbstoffe sieht er sich mit immer mehr Kundenanfragen nach bunten Tattoos konfrontiert. „Mein Tag hat aber auch nur 24 Stunden und leider wird das eine oder andere Großprojekt vermutlich bis zum Verbot vermutlich nicht beendet werden können.“ Ähnlich sieht es bei Artur Wegelin in Gummersbach aus. „Die Leute sind selbstverständlich aufgebracht. Viele wollen jetzt noch schnell ihre farbigen Tattoos verwirklicht haben“, sagt der 34-Jährige.

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Die neue Verordnung stößt auch bei dem Inhaber des „Cultistart“-Studios auf wenig Verständnis: „Es werden uns keine wirklichen Lösungen geboten. Ich beziehe meine veganen Farben von einem Hersteller aus Deutschland. Dort wird bereits an Alternativen gearbeitet, aber die Farben werden sehr schnell ausverkauft sein.“ Darum befürchtet Wegelin, dass das Verbot zu Schließungen von Studios führt.

Hersteller wollen sich anpassen

Etwas optimistischer sieht Carsten Saal, Inhaber des „Dots & Lanes Tattoo und Piercing Studio“ in Engelskirchen der Verordnung entgegen. Er ist Mitglied im Bundesverband der Deutschen Tätowierer. „In der kurzen Zeit, die verbleibt, bis die neue Verordnung in Kraft tritt, wollen die Hersteller ihr Sortiment umstellen und an die neuen Richtlinien anpassen.“ Der 53-Jährige ist zuversichtlich, dass es bereits ab Januar 2022 neue Farben geben wird.

Dennoch sieht er die Verordnung kritisch. „Prinzipiell ist nichts dagegen einzuwenden, wenn auf die Gesundheit geachtet wird. Aber es gibt über 40 Millionen tätowierte Menschen in Europa. Und im Vergleich dazu hat nur eine minimale Anzahl allergisch auf die Farben reagiert.

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