„Früher war mehr Umsatz“Händler in Nümbrecht kritisieren Markt an der Hauptstraße

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Auch Gabi Gille kann sich mit dem neuen Standort an der Hauptstraße kaum anfreunden.

Auch Gabi Gille kann sich mit dem neuen Standort an der Hauptstraße kaum anfreunden.

Nümbrecht – „Parken? Das ist hier doch absolut besch ...“ Gabi Gille findet deutliche Worte, wenn sie den Standort des Nümbrechter Wochenmarkts bewertet. „Früher war besser.“ Früher, das war der Dorfplatz in der Ortsmitte. Der wird gerade aber kräftig umgebaut, deswegen ist der Markt im August 2017 an das südliche Ende der Hauptstraße und da in den Schatten der evangelischen Kirche umgezogen.

Dort steht auch Gabi Gille aus Mehren im Landkreis Vulkaneifel, sie handelt in Nümbrecht mit Fleisch- und Wurstwaren. „Und zurzeit bin ich gar nicht zufrieden damit, wie der Markt läuft“, erklärt die Beschickerin. „Die Hauptstraße ist nun mal keine Fußgängerzone, auch wenn sie an Markttagen gesperrt wird.“ Zu knapp sei zudem der Parkraum in Marktnähe: „Die Kunden müssen ihre Einkäufe zu weit schleppen“, sagt Gille.

Mit solcher Kritik steht die Händlerin nicht alleine da: Unmut über den neuen Marktplatz äußern vor allem ältere Kunden. „Für sie ist der Markt kaum noch zu erreichen, das hören wir oft“, berichtet Helmut Gelhausen, Vorsitzender des Bürgerbus-Vereins. Diese Mitfahrgelegenheit nutzen seinen Beobachtungen am Markt-Mittwoch nahezu doppelt so viele Fahrgäste wie an den anderen Tagen. „Mittwoch ist immer unser stärkster Tag.“

Markthändlerin Claudia Harbach

Markthändlerin Claudia Harbach

Der Bürgerbus hält an der Otto-Kaufmann-Straße und damit vor vielen Geschäften. „Oft bleiben die Leute gleich da unten“, schildert Gelhausen. Der Dorfplatz wäre über Treppen schnell zu erreichen. Die Hauptstraße aber ist etliche Meter weiter weg, auch müssen Kunden auf dem Weg dorthin die Dorfplatz-Baustelle umkurven. „Und das alles ist für viele Senioren zu beschwerlich“, erklärt der Bürgerbus-Chef, für den ein zusätzlicher „Markt-Stopp“ im Ortskern nicht in Frage kommt: „Dort ist kein Platz für eine Haltestelle, die Straßen sind viel zu schmal.“

Klaus-D. Heinz von der NAG und Citymanager Markus Fußhöller ( v.l.) hören oft Kritik.

Klaus-D. Heinz von der NAG und Citymanager Markus Fußhöller ( v.l.) hören oft Kritik.

Markus Fußhöller, Citymanager der Gemeinde, und Klaus-D. Heinz, Vorsitzender der Nümbrechter Aktionsgemeinschaft, hören das oft. „Leider gibt es in Nümbrecht nicht viele Plätze für einen Markt. Die Hauptstraße ist sicher ein Standort dafür“, sagt Heinz. „Aber in Stein gemeißelt ist das nicht.“ Auch der Citymanager schließt eine Rückkehr an den alten Ort nicht aus. „Sicher diskutieren wir das. Er und Heinz wünschen sich überdies ein größeres Angebot: Zuletzt, so Fußhöller, sei ein Händler mit mediterraner Feinkost in den Ruhestand gegangen. Ob der Imker mit dem Bio-Honig und der Textilhändler nach Nümbrecht zurückkehren, sei ungewiss. „Wir hätten auf jeden Fall Platz für einen Blumenhändler und einen Stand mit frischen Lebensmitteln hätten wir auch gern“, zählt der Citymanager auf. Als der Markt Premiere an der Hauptstraße hatte, habe es mehr Stände gegeben. Am Mittwoch waren es übrigens nur sechs.

Helga Marenbach

Helga Marenbach

Das hat Claudia Harbach ebenfalls beobachtet. Sie und ihr Ehemann kommen aus Katzwinkel an der Sieg (Landkreis Altenkirchen), das Paar bietet seit etwa 15 Jahren in Nümbrecht Obst und Gemüse an. „Das Konzept hier ist nicht schlecht, aber früher waren wir Händler sicher doppelt so viele“, blickt Claudia Harbach zurück. Doch noch immer lohne sich der Weg in die Schlossgemeinde. „Mit unseren Waren sind wir hier konkurrenzlos.“ Gleichwohl habe sie heute weniger Umsatz, da viele Kunden wegblieben. „Wer auf den Rollator angewiesen ist, hat auf der Hauptstraße verloren – vor allem im Winter, wegen des Gefälles auf dieser Straße.“

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Die „schöne Lage“ auf dem Dorfplatz vermisst derweil Helga Marenbach von der gleichnamigen Bäckerei in Waldbröl. „Da standen wir schön zusammen und jeder konnte jeden sehen“, pflichtet Gabi Gille bei. Sie überlege derzeit übrigens, eine Unterschriften-Aktion zu starten, um damit eine Rückkehr auf den Dorfplatz zu erwirken, wenn dieser fertiggestellt ist. Das solle bis Mitte 2020 geschehen, sagt Bauamtsleiter Manfred Schneider. Ob dort aber genug Raum für einen Markt ist, könne er heute noch nicht abschätzen.

Wegen der Osterferien findet der nächste Nümbrechter Wochenmarkt am 8. Mai statt.

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