GlücksbringerMax Uwe Ringsdorf ist Schornsteinfeger aus Leidenschaft

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Obwohl er den Oberbergern aufs Dach steigt, ist Max Uwe Ringsdorf aus Nümbrecht-Bruch stets ein gern gesehener Gast. Denn er ist Schornsteinfeger. Den Kaminkehrer kennen die Menschen seit Jahrhunderten auch als Glücksbringer. 

Obwohl er den Oberbergern aufs Dach steigt, ist Max Uwe Ringsdorf aus Nümbrecht-Bruch stets ein gern gesehener Gast. Denn er ist Schornsteinfeger. Den Kaminkehrer kennen die Menschen seit Jahrhunderten auch als Glücksbringer. 

Bruch – Menschen streichen ihm über die Schulter, reiben mit den Fingern an den goldenen Knöpfen seiner schwarzen Arbeitskluft. Das bringt Glück, heißt es. Und Max Uwe Ringsdorf freut sich, wenn andere auf ihn zugehen. „Denn jeder ist freundlich zu mir.“ Der 60-Jährige aus der Nümbrechter Ortschaft Bruch liebt seinen Beruf, vor genau 25 Jahren hat er sich als Schornsteinfeger selbstständig gemacht. Heute betreut er mehr als 3000 Haushalte in Waldbröl, Reichshof, Nümbrecht und Wiehl.

„Natürlich muss man zudem ganz fest daran glauben, dass der Schornsteinfeger Glück bringt“, sagt Ringsdorf und betont: „Aber man muss immer ein bisschen schwarz werden.“ Der Schornsteinfegermeister sammelt übrigens Kuriositäten, die mit dem Beruf zu tun haben: So hängen Zeichnungen und Drucke an den Wänden seines Arbeitszimmers. Und die zeigen, dass der Kaminkehrer in vergangenen Jahrhunderten alles andere als gern gesehen war, vor allem Kinder fürchteten ihn.

Zylinder darf nur tragen, wer bereits Geselle ist

„Denn arme Familien verkauften in früherer Zeit ihren Nachwuchs an den schwarzen Gesellen, da das Kaminkehren eine Arbeit für Kinder war: Sie passten gut in die Kamine und Schornsteine“, erinnert der Nümbrechter an den Ursprung des Spiels „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“.

Als Ringsdorf 1971 mit knapp 14 Jahren seine Lehre beginnt, ist er selbst noch Kind und gerade mal 1,54 Meter groß: „Uwe ist ein Mini-Glücksbringer“, titelt diese Zeitung damals und zeigt ein Foto von dem Jungen mit schwarzer Stoffmütze. Den Zylinder darf nur tragen, wer bereits Geselle ist. In Halsterbach, heute ein Teil der Gemeinde Reichshof, hat Max Uwe Ringsdorf damals den ersten Arbeitstag.

Schornsteinfeger sind Lebensretter

Erst als die Menschen erkennen, dass die Schornsteinfeger sie vor Schaden bewahren – Ruß kann sich laut Ringsdorf nämlich selbst entzünden – und damit Lebensretter sind, wächst der schwarze Mann in die Rolle des Glücksbringers. Etwa nach der großen Feuersbrunst von London im Spätsommer des Jahres 1666, als dieser Brand die Heimstätten von mehr als 100.000 Menschen zerstört hatte. In Deutschland führen solche Stadtbrände dazu, dass im 16. und 17. Jahrhundert Brandschutzordnungen erlassen werden, die das regelmäßige Kehren zur heute jährlichen Pflicht erklären.

„Längst sind wir auch Berater beim Kamin- und Ofenbau sowie gefragte Fachleute bei Sanierungen, zudem Techniker, Kaufleute, Emissions- und Feinstaubexperten“, zählt Max Uwe Ringsdorf auf und bedauert, dass er die Traditionskluft mit Koller (Jacke) und Koppel (Gürtel) nur noch selten anlegt. Aber noch immer würden er und seine Kollegen in den 28 Kehrbezirken des Oberbergischen Kreises oft zu Hochzeiten eingeladen. Und auch, als die deutsche Handballnationalmannschaft am 4. Februar 2007 zum Finale der Weltmeisterschaft in Köln aufbricht, steht der Nümbrechter vor dem Wiehler Hotel „Zur Post“ im Spalier der Glücksbringer.

Als die deutsche Handballnationalmannschaft am 4. Februar 2007 von Wiehl zum WM-Finale nach Köln reist, ist auch Max Uwe Ringsdorf im Spalier: Er steht links und blickt in die Kamera.

Als die deutsche Handballnationalmannschaft am 4. Februar 2007 von Wiehl zum WM-Finale nach Köln reist, ist auch Max Uwe Ringsdorf im Spalier: Er steht links und blickt in die Kamera.

Solche Momente sind es, die Ringsdorf die „gewaltige Bürokratie“ in seinem Beruf vergessen lassen und die vielleicht auch Sohn Moritz (34) für die Arbeit des Schornsteinfegers begeistert haben. Er ist in die Fußstapfen des Vaters getreten und war schon mit 23 Meister. Für den Senior war indes bereits als fünf Jahre alter Knirps sonnenklar, dass er diesen Beruf ausüben wollte.

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